(Thomas Berger, MOZ) Strausberg/Berlin. “Ich spüre ja die Atmosphäre. Es ist nicht nur der Staffelstab, den wir von Bad Freienwalde übernommen haben. Ein ganzes Netzwerk steckt dahinter, jede Menge neue Kontakte, ein tolles Gefühl und positive Energie. Und mit jedem Mal wächst dieses Netzwerk weiter.” Strausbergs Bürgermeister Hans Peter Thierfeld sprüht förmlich vor Begeisterung. Es sei eine Freude und Ehre, dass Strausberg am 17. September Ausrichter der nunmehr fünften Tour de Tolerance (MOZ berichtete) sein dürfe. Die Vorbereitungen für das Ereignis laufen auf Hochtouren. Gestern hatten die Organisatoren nach Berlin zur Pressekonferenz geladen.
Die Ortswahl war kein Zufall. Denn zum Fünften hat sich das Team um Initiatorin Petra Bierwirth (MdB/SPD), Thierfeld und Eberswaldes Ex-Bürgermeister Günter Grützner als Mitbegründer im Jahr 2001 besondere Schirmherren ins Boot geholt — den EHC Eisbären Berlin. Dass der Club in der nächsten Saison eine eigene Kampagne mit dem Titel “Eisbären sind nicht braun, sondern bunt — gegen Rassismus im Alltag und im Stadion” startet, trifft sich da gut. Engagement gegen Intoleranz, rassistische Tendenzen, Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt gehörten für Team und viele Fans dazu, die auch bei der antifaschistischen Demo am 8. Mai Flagge gezeigt hatten.
Damals, beim Anfang vor vier Jahren, sei man belächelt worden. Eher zehn statt der geplanten 1000 Teilnehmer wurden den Initiatoren prognostiziert. Inzwischen gibt es nicht nur einen gewachsenen Kreis an Helfern, die zum Gelingen der Aktion beitragen. THW und DRK gehören ebenso dazu wie die Polizeischule in Basdorf. “Am Gymnasium Wriezen hatte sich eine Projektgruppe gegründet, von der jährlich 30 bis 40 Schüler teilnehmen”, so Grützner. Überhaupt zeige sich schon bei den Radlern die große Bandbreite — der Jüngste, der im Vorjahr solcherart ein Zeichen für Tolerant setzte, war drei, der Älteste 78 Jahre alt. Auch Behinderte seien mit dem Rollstuhl dabei. Strauß trifft Eisbär, so kann es nun speziell am 17. September zum Jubiläum heißen.
Neu ist in diesem Jahr, dass die Tour nicht durch die Bundeshauptstadt bis Potsdam führt, sondern einen Rundkurs bildet. Von Strausberg aus geht es über Werneuchen, Bernau und Berlin wieder zurück zum Start- und Zielpunkt. Dort wie auch an anderen Stationen ist ein begleitendes Kulturprogramm geplant, sagte Thierfeld. Die Arbeitsgruppe dazu steht, in ihr ist unter anderem der KSC Strausberg vertreten. In Werneuchen, ergänzte Petra Bierwirth, soll es die Eröffnung einer Bilderausstellung geben.
Die Eisbären, so der kanadische Chefcoach Pierre Pagé und Co-Trainer Hartmut Nickel, sind gern Partner. Pagé erinnerte daran, dass seine Heimat ein klassisches Einwandererland sei: Ohne Toleranz und Zusammenarbeit hätten die aus Polen, Italien, Schweden oder England stammenden Bewohner nicht so viel erreicht. Toleranz, betonte auch Thierfeld, sei ja keine Frage des Augenblicks, sondern des alltäglichen Lebens.