Ist das (neo)nazistische Milieu in Rathenow weitgehend inaktiv oder wird längst an einer Reorganisierung gearbeitet? Fakt ist jedenfalls das 2012 wieder mehr (Neo)nazis aus der Region in milieutypischen Veranstaltungen eingebunden wurden, als 2011. Und es gibt neue Gesichter!
Zu diesen gehört seit 2012 auch das des 17 jährigen Oliver Dahlenburg, einem Azubi zum Rettungsassistenten, über den das Internet weiß, dass er bisher in erster Linie Handball für die HSG Rathenow/Milow spielte und freizeitmäßig offenbar gern angelte.
Auf Profilierungs-Tour
Auf seinem Facebook Profil findet sich jedoch auch ein Bild vom (Neo)naziaufmarsch am 7. April 2012 in Stolberg (Nordrhein Westfalen) auf dem er sich offenbar selbst markiert hat. Erstaunlicher Weise unterstellt er diese Markierung indirekt der „Antifa Aachen“. Das Originalfoto im Internet entlarvt jedoch seine Manipulation. Sucht Dahlenburg also „bloß“ nach Aufmerksamkeit? Vielleicht.
Weitere Fotos aus Stolberg, aber auch von (neo)nazistischen Veranstaltungen am 14. Januar 2012 in Magdeburg, am 31. März 2012 in Brandenburg an der Havel und Premnitz, am 14. April 2012 in Neuruppin, am 1. Mai 2012 in Wittstock/Dosse, am 15. Juni 2012 in Teltow, Werder (Havel) und Brandenburg an der Havel, am 1. September 2012 in Velten, am 15. September 2012 in Potsdam, am 29. September 2012 in Stendal sowie am 20. Oktober 2012 in Wittstock/Dosse und Rheinsberg deuten jedoch auf mehr hin.
„Heimattreue Jugend Rathenow“ und NPD
Längst geht es Dahlenburg offenbar um mehr als nur um die Befriedigung seiner Geltungssucht. Neben der stetigen Teilnahme an (neo)nazistischen Veranstaltungen wirbt er auf seinen Profilen in den sozialen Netzwerken „Facebook“ und „Jappy“ für eine Vereinigung namens „Heimatreue Jugend Rathenow“. Zwar ist diese „Organisation“, die im Design an die „Freien Kräfte Ost“ (FKO) und im Namen an die verbotene „Heimatreue Deutsche Jugend“ (HDJ) anknüpft, in der realen Welt noch nie in Erscheinung getreten, befindet sich aber möglicherweise in der Aufbauphase. Und dies vielleicht auch über die Stadtgrenzen hinaus. In der Rathenower Nachbarstadt Premnitz wurde jedenfalls im Sommer 2012 ein mit einem Hakenkreuz unterzeichnetes Logo einer „Heimattreuen Jugend Premnitz“ festgestellt.
Auch die lokale NPD ist schon auf Dahlenburg aufmerksam geworden und integriert ihn in ihre Veranstaltungen. Offensichtlich erhofft sich die Partei dadurch eine Verjüngung und eine weitere Einflussnahme im Jugendbereich.
Inwiefern Dahlenburg sich aber künftig in das vorgebliche Saubermann-Image der NPD einfügen wird, bleibt abzuwarten. Er steht nämlich, gemäß Antifa-Erkenntnissen, in Verdacht u.a. im August 2011 in Rathenow – ganz in der Nähe seines Wohnortes – (neo)nazistische Parolen und Symbole, darunter auch ein Hakenkreuz, angebracht zu haben.