Auf dem linken Internetportal Indymedia erschien heute ein Artikel zu einer neuen antifaschistischen Recherche-Publikation über Berlin-Neukölln. Laut der VerfasserIn des Textes:
* … ist nun ein umfangreiches antifaschistisches Informationsblatt über die Neuköllner Neonaziszene erschienen.
Hier wird die Entwicklung der letzten Jahre nachgezeichet und die Akteur_innen benannt. Es wird sowohl auf den Zusammenhang der NPD mit den Kameradschaftsnazis eingegangen, als auch einzelne, gewalttätige Ereignisse genauer betrachtet.
Es zeigte sich in den letzten 2–3 Jahren, dass sich in Neukölln organisierte Strukturen verfestigen konnten und verstärkt Relevanz innerhalb der Berliner Neonazi-Szene gewonnen wurde – nicht zuletzt wegen der systematisch vorangetriebenen Rekrutierung von Jugendlichen in Rudow.
Die gewalttätige Ausrichtung blieb dabei auf gleichbleibend hohem Niveau.
Interessant dürfte die Neuerscheinung deshalb für lokale AntifaschistInnen sein, da es gute Verbindungen zwischen den Rechtsextremisten aus Berlin-Neukölln und Teltow-Fläming gibt. In dem Faltblatt wird darauf verwiesen:
* Neben den guten persönlichen und politischen Kontakten der Neuköllner Neonazis zu ihren ‚Kameraden‘ aus Lichtenberg und Treptow-Köpenick, fallen ihre engen Beziehungen ins Brandenburger Umland auf (Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Königs-Wusterhausen).
Das Neonazis aus dem Landkreis gute Kontakte in die Hauptstadt pflegen, erkannte auch schon das Antifa Recherche-Team Teltow-Fläming. So bestehen Verbindungen nach Berlin im Allgemeinen und im speziellen in die südlichen Bezirke (wie z.B. Neukölln). Deutlich wird dies auch durch Propaganda aus den Bezirken. So heißt es in der Broschüre des ART-TF:
* In guter Regelmäßigkeit taucht Propaganda aus Berlin, Sachsen und dem Ruhrgebiet in der Region auf. Sticker sind dann z.B. unterschrieben mit „Kameradschaft Neukölln“, „Anti-Antifa Tempelhof“, „Kameradschaftliches Bündnis Hamm/Westfahlen“ oder „Nationaler Beobachter Delitzsch“. Zahlenmäßig fallen dabei vor allem die Sticker aus Neukölln auf. Das Kontakte von FKTF-Nazis nach Berlin bestehen, zeigen neben den Vorkommnissen von Rangsdorf im 16. Juni 2006…
An diesem Datum versuchten in Rangsdorf nämlich rund 30 z.T. vermummte und bewaffnete Nazis eine Infoveranstaltung der Antifa Teltow-Fläming anzugreifen. Die Polizei nahm damals die Täter größtenteils in Gewahrsam. Unter den Angreifern befanden sich auch Neonazis aus Neukölln wie Timo Lennig und Dennis Eister. Thomas „Steiner“ Schirmer war ebenfalls beteiligt, konnte sich damals aber der Festnahme entziehen.
Das die Unterstützung aber auch umgekehrt funktioniert, zeigte zuletzt eine NPD-Kundgebung auf der Rudower Spinne (in Süd-Neukölln) am 27. Oktober 2007. So war u.A. der Blankenfelder Neonazi Marty Gansekow (Mitglied der FKTF) aus Teltow-Fläming Teilnehmer der lediglich 25 Personen starken Ansammlung. Bereits im Vorjahr versuchten am 23. September Michael „Lutz“ Skupin aus Mahlow und Tobias Weigte aus Ludwigsfelde zusammen mit den Neuköllner Nazis Sebastian Krzyzanowski, Kai-Uwe Zemke und Patrick Weiß sowie Treptower Rechtsextremisten ein „Fest für Demokratie“ zu stören.
Bei dem Versuch einen Fackelmarsch für Hitlerstellvertreter Rudolf Hess in Mahlow am Abend des 17. August 2007 durchzuführen, wurde von der Polizei rund 30 Neonazis Platzverweise ausgesprochen. Mit dabei Thomas Vierk, NPD-Abgeordneter im Neuköllner Kommunalparlament sowie Kameradschaftsnazis aus Teltow-Fläming. Ebenfalls vor Ort: Patrick Weiß aus Rudow.
Es zeigt sich also, das es für lokale AntifaschistInnen nicht unwahrscheinlich ist, auch mit Neonazis aus Süd-Berlin konfrontiert zu werden. Es empfiehlt sich daher die Neuerscheinung zur Kenntnis zu nehmen. Auch um im Zweifelsfall den Gegenüber zu identifizieren.
Weiter Infos unter www.antifa-recherche-neukoelln.de.vu
und
aatf.antifa.net