(REYK GRUNOW, MAZ) NEURUPPIN Mit der Bierflasche auf der Parkbank — das soll in Neuruppin bald unter Strafe stehen. Die Stadt plant ein striktes Alkoholverbot auf einigen öffentlichen Flächen, kündigte Ordnungsdezernent Thomas Fengler gestern an. Schon im Herbst könnte die Anti-Alkohol-Satzung vorliegen. “Wir prüfen gerade, wie sich das umsetzen lässt.”
Das Rathaus reagiert damit auf die betrunkenen Jugendlichen, die zu Dutzenden das Bollwerk belagern, Passanten belästigen und randalieren. Bis zu 80 junge Leute treffen sich dort abends; allein in der vergangenen Woche sind zwei Parkbänke zu Bruch gegangen — eine kostet 800 Euro.
Ordnungsamt, Sicherheitsdienst und Polizei wollen gemeinsam gegen die Randalierer vorgehen. “Niemand hat etwas dagegen, dass sich die jungen Leute dort treffen”, betont Baudezernent Arne Krohn. Dass sie sich betrinken und randalieren — “das werden wir an keinem Ort dulden”.
Mit dem Alkoholverbot will die Stadt verhindern, dass sich die Jugendlichen an einen anderen Platz verziehen und sich dort austoben. Erfahrungen gibt es schon: Im Frühjahr hätten sich die Randalierer vor der Karl-Liebknecht-Schule versammelt, sagt Neuruppins Jugendamtsleiterin Gudrun Hinze. Später waren die offenen Schulhöfe Treffpunkt, jetzt ist es das Bollwerk.
Ob ein generelles Alkoholverbot möglich ist, steht aber noch gar nicht fest. In Bremen wurden solche Pläne vor Jahren heftig diskutiert. Für Jörg Hutter von den Bremer Grünen wäre das ein Verstoß gegen Artikel 2 des Grundgesetzes: ” Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt …” Die meisten Orte in Deutschland verbieten Alkohol auf Spielplätzen und rundherum. Als erste Stadt in Deutschland hat das sächsische Meerane 2004 Alkohol auf einigen Plätzen grundsätzlich zum Tabu erklärt. Das Innenministerium prüft noch, ob ein solches Verbot auch in Brandenburg möglich wäre, der Städte- und Gemeindebund hält es nur für zulässig, wenn Betrunkene Straftaten begehen.
Touristenpärchen sollen auch weiter bei einer Flasche Wein von den Stufen am Seeufer den Blick übers Wasser genießen können, versichert Dezernent Fengler. Wie das Alkoholverbot exakt formuliert werden soll, steht noch nicht fest. Das “Verweilen in einer für Dritte beeinträchtigenden Weise zum Zwecke des Konsums von Alkohol” kostet laut Stadtordnung schon jetzt bis zu 1000 Euro.
Ruhe am Bollwerk!
Stadt, Sicherheitsfirma und Polizei sollen lärmende Jugendliche vertreiben
(REYK GRUNOW, MAZ) NEURUPPIN Die Stadt will endlich durchgreifen. Seit Wochen belagern Jugendliche allnächtlich das Neuruppiner Bollwerk, betrinken sich, grölen herum, zerschlagen Bierflaschen und belästigen Passanten. Sie feiern vom Abend bis in den frühen Morgen und hinterlassen bergeweise Müll an allen Ecken. Andere Besucher vermeiden es inzwischen, das Bollwerk am Abend zu besuchen: Wer hat schon Lust, sich mit betrunkenen Jugendlichen anzulegen, wenn er eigentlich nur den idyllischen Blick über den Ruppiner See genießen will? Selbst Vermieter beschweren sich inzwischen im Rathaus. Jetzt will die Stadtverwaltung lärmende Jugendliche vertreiben.
Am späten Freitagabend waren Mitarbeiter des Ordnungsamtes und einer privaten Sicherheitsfirma schon einmal am Bollwerk. Rund 60 Jugendliche waren ebenfalls dort. “Wir haben angekündigt, dass es solche Kontrollen jetzt regelmäßig geben wird”, sagt Bürgermeister Jens-Peter Golde. Im Zweifel sollen sich die Ordnungskräfte die Namen der Störenfriede notieren und — wenn nichts anderes nutzt — Platzverweise verteilen.
Warum sich die Jugendlichen ausgerechnet dort treffen? “Am Freitag haben einige gesagt, dass es ja keinen anderen Ort für Jugendliche in der Stadt gibt”, sagt Golde. “Da habe ich wirklich gedacht, wir müssen in dieser Richtung mehr tun.” Als das Ordnungsamt am Sonnabend am Bollwerk unterwegs war, saßen dort wieder 30 junge Leute und betranken sich am Schwimmsteg. Für Golde völlig unverständlich: “Da waren doch wirklich überall Veranstaltungen in der Stadt, wo man sich treffen konnte.” Er glaubt inzwischen, dass auch mehr Jugendangebote daran nichts ändern würden.
Noch in dieser Woche wolle das Ordnungsamt gemeinsam mit einem Sicherheitsdienst, der AG Innenstadt und der Polizei die Kontrollen am Bollwerk ausweiten, kündigte Golde gestern an.