
Am gestrigen Abend kam es im Stadtgebiet von Neuruppin (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) zu mehreren Übergriffen auf Jugendliche sowie auf das linksalternative Jugendwohnprojekt Mittendrin. Wenig später konnte die Polizei mehrere Tatverdächtige stellen. Die mutmaßlichen Täter_innen sollen dem neonazistischen Milieu in Wittstock/Dosse angehören.
Angriff aufs Mittendrin
Gemäß eines Presseberichtes auf der Internetseite des Mittendrin sollen am gestrigen Abend „vier bis fünf Neonazis“ das JWP angegriffen haben. „Mehrere Fensterscheiben“ sollen dabei zerschlagen und „Anwohner_innen bedroht“ worden sein. Ein Vertreter des Mittendrin bestätigte den Vorfall gegenüber Presseservice Rathenow. Es seien Gegenstände auf das Gebäude geworfen und nach Einlass verlangt worden. Als dieser nicht gewährt wurde, haben die Täter_innen begonnen Fensterscheiben einzuschlagen. Direkt erkannt worden sei niemand. Die Täter_innen sollen aber teilweise schwarz gekleidet und vermummt gewesen sein. Einer soll ein Kleidungsstück der neonazistischen Szene getragen haben. Nach dem Einwurf der Fensterscheiben seien die Täter_innen mit einem PKW Nissan geflüchtet.
Polizei ermittelt Tatverdächtige
Die Polizei hat inzwischen ebenfalls den Angriff auf das Mittendrin bestätigt. Sie ermittelt zu dem in drei Fällen von Körperverletzungen gegen Jugendliche. Eine 15 Jährige, eine 16 Jährige und später noch ein 18 Jähriger sollen im Bereich des Ruppiner Einkaufszentrums (REIZ) ebenfalls von vier bis fünf Täter_innen angegriffen worden sein.
Wenig später stellte die Polizei einen PKW Nissan mit Wittstocker Kfz-Kennzeichen. Dabei soll das verdächtige Auto im Bereich des REIZ rückwärts gegen einen Streifenwagen gefahren sein. Die Insassen des Nissans seien daraufhin geflüchtet. Bei dem Streifenwagen entstand ein Sachschaden von 2.500,00 €. Der 34 jährige, betrunkene Fahrer wurde von den Beamt_innen festgehalten. Ein Atemalkoholtest soll einen Promillewert von 2,05 ergeben haben, zu dem war der Tatverdächtige ohne Führerschein unterwegs. Aufgrund der Personenbeschreibung steht er, laut Polizei, in Verdacht an allen Taten beteiligt gewesen zu sein.
Im Rahmen der polizeiliche Nahbereichsfahndung seien zu dem drei weitere Männer, 34, 27 und 20 Jahre alt, festgestellt und vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.
Angriffe und Provokationen auch in anderen Städten
Am Samstag waren auch in anderen Städten Angriffe auf Treffpunkte von Linksalternativen und Flüchtlingen festgestellt worden. In Berlin sollen, laut Polizeiticker, am frühen Morgen 40 Neonazis durch die linksalternativ geprägte Rigaer Straße in Friedrichshain gezogen sein und Parolen skandiert haben. Anschließend sei es zu handfesten Auseinandersetzungen mit einer „anderen Gruppe“ gekommen. Die Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruch.
Nach der Beendigung von Kundgebungen der NPD provozierten in Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark) mehrere Neonazis an einem örtlichen Treff von Flüchtlingen sowie der lokalen Zivilgesellschaft.
Ob die neonazistischen Aktionen in verschiedenen Städten mit dem Verbot des so genannten „Tag der deutschen Patrioten“ in Hamburg zusammenhängt, ist zurzeit noch unklar. Der für den gestrigen Samstag angekündigte Marsch von Neonazis durch die Hansestadt war kurzfristig durch das Bundesverfassungsgericht verboten worden. Als Hooligans und Neonazis trotzdem anreisten, kam es am Hamburger Hauptbahnhof zu einzelnen Auseinandersetzungen.
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