MAZ — NEURUPPIN Die Hoffnung schwindet, der Widerstand nicht: Zum achten Mal haben gestern Abend mehr als 300 Neuruppiner für eine friedliche Lösung des Irakkonfliktes demonstriert. Es könnte die letzte Friedensdemo gewesen sein. Die Vertreter des Aktionsbündnisses bereiten sich darauf vor, bald Antikriegs- statt Friedensdemonstrationen ausrichten zu müssen — vielleicht schon in dieser Woche.
Wolfgang Freese fasste den Konflikt zwischen Wunsch und Realität zusammen: “Die Zeichen stehen schlecht — aber wir hoffen weiter , dass durch geschicktes Taktieren noch eine friedliche Lösung ergibt.”
Die bislang angestoßenen Aktionen werden fortgesetzt. 600 Neuruppiner haben bislang auf einer Unterschriftenliste der Antikriegsinitiative von Ruppiner Frauen und Müttern unterzeichnet. Regine Hirscht und ihre Kolleginnen wollen in dieser Woche weiter Namen für ihre Tapetenrolle sammeln: “Dann kommt sie ins Kanzleramt und Herr Schröder kann sie rausholen, wenn mal wieder ein CDUler vorbeikommt.”
Gelail Kutlu war gestern Abend einer der ersten Unterzeichner. Für den Kurden steht in einem drohenden Krieg das Schicksal tausender Landsleute auf dem Spiel: “Aber ein Krieg wird unserem Volk auch keine Einheit und kein Land bringen. Das wollen weder die Amerikaner noch die Türken. Krieg bringt nur tote Söhne.”
Trotz aller Hoffnungsschimmer planen die Organisatoren für den Tag des Kriegsausbruches. An diesem Nachmittag werden um 17.30 Uhr die Glocken der Klosterkirche die Botschaft über See und Stadt tragen. Alle Neuruppiner sind zur stillen Andacht in der Klosterkirche eingeladen.
RA — NEURUPPIN Falls es zum Krieg gegen den Irak kommt, wird in Neuruppin zu 17.30 Uhr nach Beginn des Angriffs zum Friedensgebet mit anschließender Mahnwache vor dem Alten Gymnasium gerufen. […]
An der gestrigen Demonstration gegen den drohenden Krieg nahmen rund 300 Ruppiner teil. Im Gegensatz zur Kundgebung vor einer Woche, an der sich Rechtsextreme beteiligt hatten, verlief der nunmehr siebente Schweigemarsch durch die Innenstadt ruhig.
In einer vom Aktionsbündnis verlesenen Erklärung distanzierten sich die Veranstalter von jeglichen Versuchen Rechtsextremer, die Neuruppiner Demos für ihre Ziele zu missbrauchen.: „Die Kriegseuphorie zu Zeiten des Faschismus sind außerordentlich prägend für unsere Geschichte und fordern von uns einen eindeutigen Standpunkt gegen jegliche Kriegshandlungen. Nur eine kleine Minderheit hat aus der Geschichte mit zwei verheerenden von Deutschland ausgehenden Weltkriegen keine Lehren gezogen.“ Reagierend auf die Ereignisse des vergangenen Montags hatte die Polizei zusätzliche Kräfte der Landeseinsatz-Einheit (Lese) angefordert und war mit insgesamt 21 Kollegen vor Ort.
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