Storkow — Einigermaßen skurril mutet der Anlass an, aus dem die NPD ihre Gefolgschaft am vergangenen Samstag nach Storkow zu mobilisieren versuchte: Der lokale Fußballklub Germania wollte unter dem Motto “Mit Energie für Toleranz” gegen das Team von Bundesligaabsteiger Cottbus antreten (mehr). Für die NPD eine unzulässige Instrumentalisierung des Sports, zumal in der Hochburg Storkow, wo die Partei bei den vergangenen Kreitagswahlen in manchem Stadtteil in der Lage war, zweistellige Ergebnisse einzufahren. Da die NPD nach der Aufkündigung des Deutschlandpakts (mehr) nun auch im Landtagswahlkampf mitmischen will, scheint kein Grund mehr fadenscheinig genug, in der Mark aufzumarschieren.
Entgegen der Erwartungen, fanden sich in Storkow nicht die 150 angemeldeten, sondern lediglich rund 80 Neonazis aus Berlin und Brandenburg — unter ihnen der ehemalige Staatssekretär der DDR, Kersten Radzimandowski (mehr) und Teile des Frontbann 24 (mehr) — ein, um durch die Stadt zu ziehen. Auf seiner Route durfte sich der “nationale Widerstand” jedoch nur selten wirklich wilkommen gefühlt haben: Zahlreiche Transparenten und Plakaten, die im Vorfeld gegen den neonazistischen Aufmarsch angebracht worden waren, säumten die Straßen. Besonders nahe kamen die Demonstrant_innen diesen, als sie durch die Polizei auf den Gehwegen der Stadt die Route entlang gelotst wurden.
Die tatsächliche Beteiligung an antifaschistischen Gegenaktivitäten nahm sich jedoch weniger zahlreich aus und zeichnet ein erschreckend passives Bild der Storkower Bevölkerung, die, mit Wahlerfolgen der NPD vor Ort konfrontiert, sich in weiten Teilen damit zufrieden zu geben schien, die Demonstration zu ignorieren oder stumm zu verfolgen. Jedoch begleitete ein zwar verstreuter, aber nicht minder mutiger und kraftvoll vorgetragener Protest die NPD: Neben einem Versuch die Marschroute zu blockieren, kam es immer wieder zu lautstarken Störungen des NPD-Aufzugs durch Gegendemonstrat_innen.
Auch wenn die NPD in Storkow hinter dem selbstgesteckten Mobilisierungsziel zurück geblieben ist, muss im Wahljahr 2009 mit verstärkten Aktivitäten gleich mehrerer rechter Parteien im Land Brandenburg gerechnet werden. Um effektiv gegen die Präsenz der Rechten vorgehen zu können, bedarf es eines antifaschistischen Spektrums, das den Kampf gegen Neonazismus nicht ausschließlich im jeweiligen lokalen Rahmen führt. Die gegenseitige Unterstützung ist nicht nur in diesem Sommer für die Blockade der neonazistischen Rechten elementar — und Brandenburg immer eine Reise wert.