Das Treffen der G 8‑Umweltminis- ter, das von Donnerstag bis Sonnabend im Potsdamer Schloss Cecilienhof stattfand – für Kritiker war es nur eine laue PR-Veranstaltung. Der durch den Kapitalismus verursachte Raubbau an der Umwelt könne durch solche Zusammenkünfte keinesfalls gestoppt werden, hieß es. Am Sonnabend nahm eine satirische Jubeldemonstrationen, organisiert vom Potsdamer Anti-G8-Bündnis, die Umweltpolitik der acht mächtigsten Staaten der Erde auf die Schippe. Rund 500 Demonstranten zogen unter dem Motto »Gemeinsam die Welt zerstören, den G 8 unter die Arme greifen« bis vor den Tagungsort.
Lautstarker Jubel für die Klimapolitik der G 8‑Staaten – so mancher Passant musste am Sonnabend zweimal hinschauen, um die Ironie zu verstehen. Eine »Mallorcafraktion« forderte »Die Pole schmelzen, das Wasser steigt – Hauptsache Mallorca bleibt«. Viele Teilnehmer des Aufzugs hatten sich bunt oder gleich als Clowns verkleidet. Immer wieder erschallten Sprechchöre wie »Ob Ost, ob West – Umweltschützer sind die Pest« oder »Nie! Nie! Nie wieder Winter«. Die Militanten durften nicht fehlen. In den ersten Reihen trug man eine schwarz bemalte Holzkiste mit der Aufschrift »Schwarzer Block«.
Bei der Zwischenkundgebung am Nauener Tor begrüßte ein Redner, dass Brandenburg zur Weltspitze beim Kohlendioxidausstoß zähle: »Wir bringen den Klimawandel voran. Bei steigenden Temperaturen wird Brandenburg sehr bald versteppen«. Daraus, so der Redner, ergeben sich ungeahnte Chancen für den Wirtschaftsstandort. »Wir können schon 2012 Zebras auswildern. Das ist gut für den Tourismus und das Jagdgewerbe«. Sicher werde die Gentech-Firma Monsanto den heimischen Mais mit Stachelkaktus-Genen kreuzen. »So wird der Mais vor Zebra-Abfraß geschützt.«
Am Ende ließ man die Umweltminister vor dem Schloss Cecilienhof Hoch leben und zu Feiermusik setzte die »Mallorcafraktion« zu einer letzten Polonaise an – argwöhnisch beäugt von den allpräsenten Sicherheitskräften.
Rund 500 Polizisten waren bei der Demonstration im Einsatz, weitere 500 zum Schutz des G 8‑Treffens eingesetzt. Die im Vorfeld teilweise befürchteten Ausschreitungen blieben aus. Das Spektrum des Potsdamer Anti-G8-Bündnisses reicht von der DKP über Attac bis zu Antifagruppen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte dem Bündnis ein Gespräch angeboten. Man lehnte das ab, wollte sich an dem »Medienspektakel mit einer Blase aus heißer Luft« nicht beteiligen, wie Sprecher Holger Zschoge konterte.
Für die Globalisierungskritiker bildete die Jubeldemonstration nur den Auftakt für einen Protest-Marathon bis zum großen G 8‑Gipfel im Juni in Heiligendamm. Am 19. Mai wollen die G 8‑Finanzminister in Werder/Havel beraten, am 30 Mai kommen die Außenminister nach Potsdam. Zum Finanzministertreffen soll es ein Protestkonzert geben, am 30. Mai eine Großdemonstration.
Kategorien