Erst Meinungsbild, dann Noteingänge
Rheinsberger Jugendliche verteilen Bögen zur Schutz bietenden Aktion
RHEINSBERG Jugendliche verteilen in den kommenden Wochen Fragebögen der „Aktion Noteingang“ an Rheinsberger Geschäftsleute. Darin wollen sie wissen, welchen Menschen die Gewerbetreibenden Hilfe anböten, falls diese vorm Laden gepeinigt würden. Hinter jeder möglichen Religionszugehörigkeit, politischen oder sexuellen Ausrichtung können die Befragten ein Kreuz machen. Eine weitere Frage will wissen, weshalb manchen Menschen nicht geholfen würde. Die Bögen werden anonym ausgewertet und ebenso an Stadtjugendpflegerin Alexandra Willers geschickt. Die Initiatoren hoffen, ein möglichst objektives Stimmungsbild zu erhalten, um in Veranstaltungen gegen Klischees arbeiten zu können. Erst dann lohne es sich, Schilder „Aktion Noteingang“ anzubringen.
Braucht Rheinsberg Noteingänge?
Anonyme Antworten von Geschäftsleuten und Verwaltung sollen Stimmungsbild zeichnen
RHEINSBERG Würden sie einem Menschen helfen, der Hilfe sucht und vor ihrer Einrichtung steht, wenn sie wissen, dass er ein sogenannter Linker, ein Jude, ein Obdachloser oder ein Homosexueller ist? Rheinsberger Jugendliche verteilen dieser Tage Fragebögen zur Aktion Noteingang. Deren Ziel ist es, Hilfe suchenden Menschen die Möglichkeit zu geben, in Geschäften oder Verwaltungsbüros vor Peinigern geschützt zu sein.
Der Rheinsberger Koordinator gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit, Hermann Nehls, und die Stadt-Jugendpflegerin Alexandra Willers unterstützen die Aktion. Wie Willers berichtete, sei in Rheinsberg oft das Argument zu hören, dass es in der Stadt weder Ausländerfeindlichkeit, noch Hass auf Randgruppen gebe. Doch dies stimme so nicht. Auf den Fragebögen werden die Geschäftsinhaber, aber auch die Ämter der Stadtverwaltung befragt, welchen Menschen sie Hilfe anbieten würden. Hinter jeder Gruppe kann ein Kreuz gemacht werden. Doch die Befragten brauchen dies nicht: Die Anonymität sichert ihnen zu, dass niemand erfährt, welchen Menschen sie nicht helfen würden. So könne vielleicht ein objektives Stimmungsbild gezeichnet werden, hoffen die Rheinsberger Mädchen und Jungen.
Ziel der Aktion, der sich im Land bisher die Städte Bad Freienwalde, Bernau, Cottbus, Eberswalde, Frankfurt/Oder, Fürstenwalde, Neuruppin, Strausberg, Wriezen und Rheinsberg angeschlossen haben, ist es, schließlich möglichst viele Geschäfte und Büros mit dem Aufkleber der Aktion auszustatten, um gepeinigten Menschen zu helfen. Auf dem Weg dorthin ist es jedoch wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Daher wird auch nach den Gründen gefragt, aus denen heraus die Angesprochenen bestimmten Gruppen zugehörigen Menschen nicht helfen würden.
Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann seinen Bogen im Büro der Stadtjugendpflegerin über den Räumen der Stadtbibliothek, Schlossstraße 17, abgeben. Alexandra Willers ist dazu verpflichtet, geheim zu halten, von wem welcher Fragebogen stammt. Wer seine Anonymität auf diesem Wege nicht gewahrt sieht, kann den Fragebogen auch – ohne Angabe der eigenen Anschrift – an das Büro senden. Bis Ende Januar sollen die Antworten ausgewertet sein. Nur die Aufkleber anzubringen, wie von einigen Geschäftsleuten angeregt, bringe wenig, finden die Initiatoren. Denn es gehe darum, dass hinterm Schild auch die entsprechende Meinung steht.