Beobachtet am:
03.01.2007, zwischen 12.00 und 12.40
Ort:
Regionalbahnsteig des Bahnhofes Strausberg Vorstadt
Situation:
Während meiner Mittagspause an einem Imbiss am Bahnhof wurden binnen kurzer Zeit Kräfte der Potdsamer Bereitschaftspolizei (zwei VW-Transporter mit Potsdamer Kennzeichen), Polizisten der Strausberger Wache und ziviler Beamte im Bahnhofsumfeld zusammengezogen.
Aus Interesse gesellte ich mich unter die Wartenden auf dem Bahnsteig. Die ca. 25 Beamten nahmen auf dem Regionalbahnhof Aufstellung und warteten auf den ankommenden Zug aus Richtung Rehfelde.
Als der Zug anhielt, bestiegen sie sofort jeden Eingang der Wagons und schickten alle farbigen Fahrgäste, und nur diese, aus den Wagen. Die ca. 10–12 Personen (darunter 3 Frauen) saßen in unterschiedlichen Wagons und wurden auf dem Bahnhof mit einer Art Spalier festgehalten.
Die Festgehaltenen protestierten zum Teil und zeigten ihre Fahrkarten mehreren Beamten. Die zivilen Beamten führten zumindest bei einem Teil der Fahrgäste Personenkontrollen durch. Der Vorgang dauerte ca. 10 Minuten. In dieser Zeit könnte der Zug nicht weiter fahren, was zu Unmut bei dem Zugführer und zu Desorientierung der übrigen Fahrgäste führte.
Aus nicht erkennbarem Grund, konnte ein Teil der Festegesetzten die Weiterfahrt antreten. Fünf Männern wurde das verweigert. Der Zug setzte seine Fahrt fort.
Durch die Gespräche der Beamten stellt sich heraus, dass es sich um eine Art Razzia gegen „Residenzplichtbrecher“ handelt.
Den fünf festgesetzten Männern wurden die Papiere abgenommen und die zivilen Beamten verließen den Einsatzort.
Die verblieben, ca. 20 zum großen Teil sehr junge Beamte, fingen an eine Art Vernehmung durchzuführen und fragen die Festgesetzten wo sie denn hinfahren wollen. „Hamburg, Berlin zum Schwarzarbeiten?“ etc. Die Betroffenen nahmen es zusehends gelassen und wirkten so, als wenn sie nicht zum ersten Mal in diese Art von Kontrolle geraten waren. Sie sagten mehrmals auf Englisch, dass es Unrecht ist was hier passiert, dass sie Fahrkarten bezahlt hätten und nun gehen wollen.
Einer der zivilen Beamten bestand nun darauf von allen ein Foto zu machen. (wegen „Wiederholungsgefahr“). Die fünf Personen verweigerten das vorerst mit dem Hinweis auf darauf, dass es nicht rechtens ist und sie nichts getan haben. Der Beamte bestand nachdrücklich darauf und sie nahmen es letztendlich gelassen.
Nachdem die Maßnahme nun schon über eine halbe Stunde dauerte, kamen die zivilen Beamten mit den Papieren zurück und sagten „..ihr könnt alle gehen, aber du (er zeigte auf einen der Fünf) nur MOL.“ Daraufhin bestiegen die Beamten ihre Wagen und die fünf Festgehaltenen gingen Richtung Vorstadt.