Nach dem Unbekannte im Februar 2011 ungefähr 60.000 Emails aus der internen NPD-Korrespondenz der Öffentlichkeit zuspielten, haben Antifaschist_innen inzwischen das Material gesichtet und regional ausgewertet.
Für das Land Brandenburg wurde so bereits im März 2011 eine Bewertung der Partei anhand ihres Schriftverkehrs auf der alternativen Internetplattform Inforiot.de veröffentlicht.
Jetzt steht eine Auswertung in Dokumentationsform auch für den Bereich des mitgliederstärksten Kreisverbandes innerhalb des NPD Landesverbandes Brandenburg, den NPD Kreisverband Havel-Nuthe, in dessen Aufgabenbereich die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam und die Stadt Brandenburg an der Havel als Namensgeberin des Landes sowie die Orte Rathenow, Nauen und Falkensee fallen, bereit.
In minutiöser Kleinarbeit wurden dabei zunächst alle relevanten Emails gesichtet und gezielt nach aussagekräftigen Inhalten durchsucht.
Als Ergebnis kann ein gutes Bild über die Organisationsstruktur des Kreisverbandes, die wichtigsten Funktionäre, ihre Interaktion untereinander sowie deren Tagungs- und Veranstaltungsorte aufgezeigt werden.
Bestätigt wurde auch das besondere, schon mehrfach öffentlich bekanntgemachte Verhältnis der „nationaldemokratischen“ Partei zu rechtskräftig verbotenen, (neo)nazistischen Organisationen. Eine Vielzahl der ehemaligen Organisationsmitglieder ist nämlich seit geraumer Zeit als NPD Mitglied, auch oder gerade in Führungspositionen, aktiv. Wie selbstverständlich wird in diesem Zusammenhang auch deren Logistik zum Wohle der Partei weiterverwendet und im Zusammenspiel mit den einstigen Mitgliedern der Kameradschaften der Eindruck erweckt, dass durch den NPD Kreisverband Havel-Nuthe eine effektive Ersatzorganisation etabliert wurde. Zu dem ergeben sich aus der Emailkorrespondenz der NPD Hinweise auf eine konkrete Ersatzorganisation des „Sturm 27“, die dort als „Freie Kräfte Rathenow“ benannt wird.
Sehr ausführlich ließ sich anhand der elektronischen Korrespondenz der NPD auch der Aufbau von Parteiuntergliederungen, insbesondere der neuen Ortgruppe in Brandenburg an der Havel, beispielhaft nach vollziehen. Dort wurden z.B. relevante Neumitglieder, darunter auch ein Zugezogener aus Wuppertal, der zurzeit an der Universität Potsdam studiert, zu so genannten „Stammtischen“, interne Propagandaveranstaltungen mit Schulungscharakter, gelockt, durch Vorträge für die Parteiarbeit begeistert und Stück für Stück in die Parteistruktur integriert.
Ähnlich wurde bereits beim Aufbau der Potsdamer Verbandsuntergliederung verfahren. Allerdings erwies sich der dort eingesetzte Stadtverbandsvorsitzende nicht unbedingt als gute Wahl im Sinne der NPD. Immer wieder fiel dieser Funktionär nämlich durch einen zu offen propagierten (Neo)nazismus auf und musste, wie in der Emailkorrespondenz deutlich wurde, intern zurückgepfiffen werden.
Dennoch ist der Kreisverband voll handlungsfähig und gehört zu den aktivsten Parteiuntergliederungen im Land Brandenburg.
Dabei hat sich auch das Agitationskonzept zur Werbung neuer Mitstreiter_innen geändert. Statt vornehmlich durch öffentliche Veranstaltungen, die durch staatliche Auflagen oder gesellschaftliche Proteste bisher nicht die erhoffte Identifizierung mit der Partei bewirkten, sollen neue Parteimitglieder_innen vor allem durch massiv verteilte Propagandaflugblätter gewonnen und dann langsam durch persönlichen Kontakt in die NPD Strukturen eingebunden werden.
Die Dokumentation kann als PDF Dokument (Dateigröße: 4,37 MB) frei heruntergeladen werden:
Downloadlink: http://westhavelland.files.wordpress.com/2011/05/havel-nuthe-intern.pdf
(Aufgrund der Dateigröße wird geraten die Datei nicht im Browser zu öffnen, sondern den Link mit der rechten Maustaste anzuklicken um das PDF dann mit der Funktion „Ziel Speichern unter“ auf der Festplatte zu speichern.)
Weitere Informationen zum Thema:
https://inforiot.de/artikel/npd-von-innen
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/uebersicht-interne-npd-mails/