Abgeordnete verlassen Kreistag, als Fürstenberger über 8. Mai spricht
ORANIENBURG Ein Abgeordneter der rechtsextremen NPD sorgte am
Mittwochabend im Kreistag für einen Eklat. Mehr als 20 Abgeordnete
verließen den Saal, als Mario Popiela (Fürstenberg) in einer Debatte über
die Würdigung des 60. Jahrestags der Befreiung das Wort ergriff. Es könne
nicht sein, dass der Befreiung gedacht werde, dabei aber die Verbrechen
der Sowjetunion in Deutschland ignoriert würden, so der NPD-Mann. Als
Beispiel nannte Popiela die spätere Nutzung des Konzentrationslagers
Sachsenhausen als Internierungslager, die an einem solchen Tag nicht
unerwähnt bleiben dürfe.
PDS-Fraktionschef Peter Ligner sprach von einer “politischen Provokation”.
Demonstratives Rausgehen sei da das geeignetste Mittel. Die NPD nutze
offenbar gezielt solche Diskussionen, um offen ihre “nationalistischen und
gegengeschichtlichen Positionen” darzulegen, sagte Ligner mit Blick auf
den Eklat, den die NPD im sächsischen Landtag ausgelöst hatte. Bisher sei
der NPD-Abgeordnete im Kreistag kaum anwesend gewesen, so Ligner. Zum
ersten Mal ergriff Popiela überhaupt das Wort.
Die Vorsitzende des Kreistages, Annemarie Reichenberger (CDU), kritisierte
das Rausgehen der Abgeordneten. Wegschauen sei der falsche Weg. Vielmehr
müsse man sich auf einer sachlichen Ebene auseinander setzen. Das
Rederecht habe sie Herrn Popiela nicht entziehen können, erklärte
Reichenberger. Als einzelner Abgeordneter dürfe er drei Minuten zu dem
Tagesordnungspunkt sprechen.
“Die aufrechten Demokraten drückten ihre Hilflosigkeit durch Flucht aus”,
kritisiert Wolfram Sadowski (CDU). Damit sei die Chance, in eine
ernsthafte pointierte Debatte einzusteigen, verpasst worden, auch von
seiner Fraktion, gesteht der Zahnarzt. Die ganze Aktion könne nicht als
Ruhmesblatt für Demokratie gewertet werden.
“Mit seinen Äußerungen hat sich der NPD-Abgeordnete selbst
disqualifiziert”, stellt SPD/LGU-Fraktionschef Andreas Noack fest. Popiela
würde seit eineinhalb Jahren “ohne ein kommunalpolitisches Konzept und
ohne eigene Ideen die Zeit im Kreistag mehr oder weniger absitzen”. Noack
hob zugleich die Wichtigkeit hervor, den jüngeren Generationen zu
erklären, was der 8. Mai 1945 für Deutschland bedeutet.
Bei der ganzen Debatte ging es um einen Antrag der PDS zur Würdigung des
60. Jahrestags der Befreiung. Die PDS schlägt vor, dass der Kreistag vor
seiner Sitzung am 27. April einen Kranz am sowjetischen Ehrenmal in
Oranienburg niederlegt. Anschließend soll im Kreistag über den 8. Mai
gesprochen werden.
Für den Antrag gab es letztendlich aber keine Mehrheit.
Fraktionsübergreifend soll nun ein gemeinsamer Antrag zu den
Feierlichkeiten formuliert werden.