Am Freitag, dem 25. Juli, fand in einem Hinterzimmer des Gasthofes „Birkenhof“ in Birkenwerder ein Schulungstreffen der NPD-Oberhavel statt. Rund 30 Nazis aus dem ganzen Landkreis fanden dazu den Weg in die Gaststätte.
Neben Nazis aus Hennigsdorf, Velten, Birkenwerder und Hohen Neuendorf und in Brandenburg bekannten Gesichtern wie Detlef Appel (Kreisvorsitzender der NPD-Oberhavel), Thomas Salomon (Pressesprecher des NPD-Landesverbands Brandenburg) sowie Lore Lierse (Leiterin des kommunalpolitischen Arbeitskreises der NPD-Oberhavel) erschien als Gastreferent auch Andreas Storr aus Görlitz. Er ist ehemaliger Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten (JN) und heute unter anderem als Landespressesprecher der NPD-Sachsen aktiv.
In seiner Rede spulte Storr die übliche Phrasenpalette der NPD herunter. So ließ er von offenem Rassismus („Das Grundgesetz gilt nur für Deutsche und nicht für Ausländer, die massenhaft hierher geholt werden.“) über völkisches Pathos („Ein Verfassungsfeind ist der, der das deutsche Volk abschaffen will.“) bis hin zu strukturellem Antisemitismus („Wir sind ein fremdbestimmtes Land, ein geistig ferngesteuertes Land.“) wie erwartet keine wesentlichen Elemente neonazistischer Argumentationsstrukturen vermissen.
Indes versammelten sich spontan 30 BürgerInnen, AntifaschistInnen und KommunalpolitikerInnen (SPD, Die Linke.) aus Birkenwerder und Umgebung in der Kneipe, um gegen die NPD-Veranstaltung zu protestieren. Pressesprecher Salomon fiel hierbei nicht nur mit Geschichtsrelativismus („Die Verfolgung die 1933 den Juden widerfahren ist, muss heute die NPD erleiden“), sondern auch durch den Versuch, einer Antifaschistin die Kamera wegzunehmen, auf. Die seitens der NPD alarmierte Polizei sorgte schließlich mehr oder weniger souverän dafür, dass die Nazis ihre Veranstaltung ungestört über die Bühne bringen konnte. Zudem wurden einige BürgerInnen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt, da es sich bei den Protesten in der Kneipe angeblich nicht um eine spontane Zusammenkunft gehandelt habe.
Die Gaststätte und Pension „Birkenhof“ ist dadurch bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Schauplatz einer NPD-Veranstaltung geworden. Schon im Februar tagte die Partei im „Birkenhof“, dessen Wirt Manfred Langer sich am Freitag betont unpolitisch gab: „So lange die nicht verboten sind, können die machen, was sie wollen. Ich mache hier nur meine Arbeit und versuche den Laden vollzukriegen.“
Die Veranstaltung kann insgesamt als weiterer Versuch betrachtet werden, die NPD-Strukturen in Oberhavel und Brandenburg im Hinblick auf die Kommunalwahlen im September diesen Jahres und die Landtagswahlen 2009 auszubauen. Der Landkreis Oberhavel soll somit nicht nur als Rückzugsort für NPD-Kader wie Jörg und Stella Hähnel (Hohen Neuendorf) oder den Nazi-Anwälten Wolfram Nahrath und Richard Miosga (Birkenwerder) dienen, sondern anscheinend auch zu einer neuen NPD-Hochburg werden.