Nahezu ungestört fand am Wochenende im Hotel „Seegarten“ in Grünheide der Neujahrsempfang der NPD-Landtagsfraktionen aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern statt.
Der Neujahrsempfang hatte in der Region um Erkner für viel Wirbel gesorgt, nachdem erst kurz vorher bekannt wurde, dass dieser dort stattfinden sollte. Viele mögliche Veranstaltungsorte waren im Gespräch und konnten auch durch die Polizei, die Kommunen, Journalist_Innen und Antifaschist_Innen nicht herausgefunden werden. Mit dazu beigetragen hatte mit Sicherheit auch die Informationsstrategie der NPD, deren Pressesprecher der taz mitteilte, dass Treffen fände am Sonntag statt – nicht wie jetzt bekannt am Samstag. Erstaunlich, fand doch zur gleichen Zeit in Magdeburg ein großer Naziaufmarsch mit über Tausend Teilnehmern statt. Im Vorfeld wurde von uns als Ort das Restaurant „Löcknitzidyll“ in Erkner angegeben, womit wir falsch lagen. Die Betreiber hätten durch ein eindeutiges Dementi von vornherein Klarheit schaffen können und sich selbst, vielen Anderen und nicht zuletzt ihrem Anwalt viel Aufregung und Arbeit erspart. Nur durch einen Zufall wurde der tatsächliche Ort und Tag bekannt.
Tatsächlich trafen sich die Nazis im Hotel „Seegarten“ in Grünheide, welches ungefähr sechs Kilometer von Erkner entfernt, strategisch günstig am Rand des Ortes zwischen Wald und Peetzsee und unweit zweier Autobahnabfahrten liegt. Seit Samstagmorgen stand den Nazis scheinbar das ganze Hotel zur Verfügung. Besucher, die offensichtlich nicht zum erwarteten Publikum gehörten, wurden von Hotelpersonal direkt an der Tür abgeblockt. Einige Teilnehmer der als Betriebsfeier deklarierten Veranstaltung übernachteten auch dort und in einem weiteren Hotel. Die Angestellten leugneten auf Nachfrage dass es sich bei den Mietern um die NPD handelte, obwohl es kaum verborgen geblieben sein durfte, um wes Geistes Kind es sich bei denen handelte. Die Nazis bewachten „ihr“ Hotel und reagierten gereizt und aggressiv, wenn sich Unbekannte dem Objekt näherten. Verdächtige Autos wurden über mehrere Kilometer verfolgt und fotografierende Antifaschist_Innen beleidigt und geschubst. Der Höhepunkt war Maik Schefflers Drohung, die Polizei zu rufen und ihnen gegenüber zu behaupten, es wären Autos zerkratzt worden – eine Lüge, die die Polizei offensichtlich auch unhinterfragt glaubte. Die hatte aber bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wo sich die Nazis an diesem Tag trafen. Kurze Zeit später standen bereits Streifenwagen vor dem Hotel und an den Zufahrtsstraßen des Ortes, die im Laufe des Tages durch Bereitschaftspolizei und Beamte in Zivil ergänzt wurden. Die Polizisten kontrollierten vor dem Hotel die ankommenden Fahrzeuge und schickten anreisende Gegner der Nazis zurück. Eine Behinderung oder Störung des reibungslosen Ablaufes des Nazitreffens war unter diesen Umständen nahezu unmöglich, was aber einige Menschen nicht davon abhielt trotzdem ihren Protest kund zu tun.
Alles in allem war es für die NPD ein gelungenes Treffen zur Selbstverständigung und ‑bespaßung ohne lästigen Protest oder Störung. Die „Kameraden“ hatten sich offenbar viel zu sagen, was die Öffentlichkeit und die Presse nicht hören sollten.