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Nun auch Streit um 8. Mai in Kleinmachnow

KLEINMACHNOW. Nach dem Skan­dal im Berlin­er Bezirk Steglitz-Zehlen­dorf um die
Art des Gedenkens an das Kriegsende am 8. Mai wird nun auch in Kleinmachnow
bei Pots­dam darüber gestrit­ten, ob dieser Tag ein Tag der Befreiung war.
Aus­lös­er ist ein Brief des CDU-Gemein­de­v­ertreters und Vor­standsmit­glieds im
Heimatvere­in Fred Weigert an den Vere­in­skol­le­gen Axel Mueller (Grüne). In
dem Brief schreibt der 1949 in der Oberp­falz geborene Architekt: “Stal­ins
rote Hor­den haben uns vom Faschis­mus befre­it. Weiß Gott nicht!
Niedergeknüp­pelt, geschun­den und jahrzehn­te­lang aus­ge­beutet haben sie uns.
Sie haben uns nicht befre­it, son­dern erobert. Sie haben eine schreckliche
Ide­olo­gie durch eine eben­so schreck­liche ersetzt.” 

 

Anlass für die Auseinan­der­set­zung ist ein geplanter Ort des Erin­nerns, mit
dem an ein KZ-Außen­lager erin­nert wer­den soll. Weigert schrieb, dass der
Begriff Befreiung, eine “Ulbrichtsche Rem­i­niszenz” sei, die der Grüne
auss­chließlich pri­vat gebrauchen solle. Mueller solle seine “ver­staubten
Ide­olo­gien” über­winden. Weigert emp­fiehlt ihm einen Artikel von Karlheinz
Weiß­mann. Der gilt als führen­der Stratege der Neuen Rechten. 

 

“Hier wird wieder Ursache und Folge ver­wech­selt”, sagte Mueller. Natürlich
müsse auch der deutschen Opfer gedacht wer­den. “Aber nicht am 8. Mai, da hat
das Gedenken an die Befreiung Vor­rang.” Es sei inakzept­abel, dass ihm
Weigert ver­bi­eten wolle, den Begriff Befreiung öffentlich zu benutzen. 

 

Der Klein­mach­now­er CDU-Chef Max­i­m­il­ian Tausch­er weist Vor­würfe zurück, sein
Parteifre­und ste­he mit seinen Ansicht­en den Recht­sex­tremen nahe. “Weigert
ist durch und durch ein ver­wurzel­ter Demokrat.” Der Brief sei pointiert,
aber eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bes­timmt. “Der 8. Mai ist der
Tag der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft. Aber er blieb es nicht für
ganz Deutsch­land”, sagte er. Für die DDR im Macht­bere­ich Stal­ins sei der 9.
Novem­ber 1989 der Tag der Befreiung gewesen. 

 

Weigert sagte der Berlin­er Zeitung, ihm sei eine zurück­hal­tende Sichtweise
auf die Geschichte wichtig. “Wir dür­fen nicht wegschauen und müssen sehen,
was wirk­lich war.” Der Krieg sei von Deutsch­land aus­ge­gan­gen. “Hitler hat
Deutsch­land seine schlimm­ste Nieder­lage beige­fügt”, sagte er. Der Brief
sollte dazu dienen, dass der Heimatvere­in nicht weit­er für “ide­ol­o­gis­che
Ideen miss­braucht wird”. Den Vor­wurf, er vertrete recht­sex­treme Positionen,
weist er zurück: “Man kann nicht ein­fach sagen: Jed­er, der nicht ultralinks
ist, ist rechtsextrem.” 

 

Sven Petke, Gen­er­alsekretär der Lan­des-CDU, sagte: “Es han­delt sich um einen
pri­vat­en Briefwech­sel. Herr Weigert ist uns als untadliger Demokrat
bekan­nt.” Offen­bar wür­den interne Kon­flik­te des Vere­ins nach außen getragen.

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