Nuthetal – Eigentlich hatte das Thema gar nicht auf der Tagesordnung des Nuthetaler Sozialausschusses vom Montag gestanden: die Jugendarbeit in der Gemeinde. Offenbar ist die Sorge um die junge Generation unter den Mitgliedern auch vorher schon da gewesen, nicht zuletzt vor einem Abdriften von einigen nach rechts. Und so war man schnell in eine engagierte Diskussion verwickelt und es dauerte nicht lange, bis die Ausschussvorsitzende Sonja Lieberwirth (BON) Handlungsaufträge in unterschiedliche Richtungen verteilt hatte.
Wie war man aber auf die Jugend zu sprechen gekommen? Zuvor hatte Lieberwirth einen Blumenstrauß an Erika Haenel erreicht, die am Wochenende ihr Projekt einer Gedenktafel für das ehemalige Zwangsarbeiterlager nahe dem Bahnhof vollendet hatte – nach langen und mühevollen Vorbereitungen. (PNN berichteten). Wermutstropfen bei der Einweihung war für Erika Haenel aber, dass aus Bergholz-Rehbrücke nur eine Handvoll Jugendlicher zum Festakt mit dem Zeitzeugen Fans Raspé erschienen war. Anders die Saarmunder Bilanz: Von dort kamen junge Leute mit der Jugendfeuerwehr und der Konfirmandengruppe. Ein Umstand, der Sonja Lieberwirth gegenüber den PNN zu dem Fazit brachte: „Vielleicht müssen wir Erwachsenen die jungen Leute ein bisschen mehr an die Hand nehmen.“
Die Ausschussvorsitzende fühlte sich an eine Fernsehsendung erinnert, in der vor kurzem über den Zuspruch berichtet wurde, den rechtsradikale Denkweisen bei Jugendlichen finden. Dass bei manchen Nuthetaler Jugendlichen ähnliche Ansichten zu finden seien, konnte sich nicht nur Lieberwirth vorstellen. Aussehen und Kleidung von manchen würden das nahe legen, Aussagen anderer junger Leute den Verdacht stützen.
Es muss sich also etwas tun, so die Überzeugung im Ausschuss. Das Jugendparlament, die neuerliche Arbeit junger Menschen in den Ausschüssen, sei zwar lobenswert, aber letztlich sehe man da doch immer nur die selben paar Gesichter, so Sonja Lieberwirth. Doch wie lässt sich die schweigende Masse ermutigen, sich für den Ort zu interessieren? Antworten hatte man da erstmal nicht parat, wohl aber den Auftrag an alle Fraktionen, sich Gedanken über diese Frage zu machen. Außerdem soll Jugendkoordinatorin Jana Köstel einen Bericht der momentanen Arbeit vorlegen. Als konkrete Maßnahme wurde von Theres Nägler, berufene Bürgerin für die PDS, einzig das Projekt einer Skaterbahn in Saarmund in Erwägung gezogen. Platz schaffen dafür könnte man durch eine Sperrung der Bergstraße für den Autoverkehr – aber wohl nur zeitweise, um nicht die Anwohner der Potsdamer Straße übermäßig zu belasten. Natürlich würde eine solche Maßnahme nicht ohne Zustimmung des Ortsbeirates beschlossen.
Die Jugendlichen, die den Holländer Fans Raspé schon einige Tage vor der Einweihung der Tafel kennen gelernt hatten, waren sehr bewegt von seinem Bericht, wie Ina Stiller berichtete, die das Jugendparlament leitet. Natürlich könne man von 15-Jährigen nicht unbedingt erwarten, dass sie von selbst Interesse für solche geschichtlichen Projekte entwickeln, meint Sonja Lieberwirth. „Aber manchmal muss man die jungen Leute auch zu ihrem Glück zwingen.“