Wer zur Opferberatung zu Christel Murowski ins Haus der Senioren in die
Wehrstraße kommt, hat die Hölle durchlebt. Wie Rosi B.*, deren Stimme
noch immer leise bebt, wenn sie von der lauen Sommernacht spricht, die
ihr Leben veränderte.
Die 41-Jährige aus Senftenberg hatte bei einem Gaststättenbesuch einen
netten Herrn kennengelernt. Auf dem Nachhauseweg passierte es dann: Der
Mann versuchte Rosi B. zu vergewaltigen. Oder Brigitte M.*, die mitten
in der Nacht im eigenen Haus überfallen wurde. Sie schlief fest, als die
Räuber über sie herfielen und das Haus ausräumten. Ihr Psychotrauma wird
sie seitdem nicht mehr los. Dass beide den Weg zur Senftenberger
Opferberatungsstelle fanden, hat Polizei-Kommissarin Kathrin Warkus in
die Wege geleitet. Sie ist seit März die Opferschutzbeauftragte des
OSL-Schutzbereiches.
Opfer nach dem Erstatten der Anzeige auf der Polizeiwache nicht allein
zu lassen, stand im Mittelpunkt der gestrigen Beratung von
Opferschutzbeauftragten der Polizei des Landes Brandenburg in
Senftenberg. Als Mittler zu den Frauenhäusern, Opferberatungsstellen,
zum Weißen Ring oder den Gleichstellungsbeauftragten berieten die
Polizei-Beauftragten spezielle Konzepte zum Opferschutz.
Opferschutz und Opferhilfe seien zentrale Anliegen der Arbeit der
Polizei, betonte Jana Heinol vom Landeskriminalamt die Wichtigkeit des
Erfahrungsaustausches auf diesem sensiblen Gebiet. “Wir wollen
Vernetzungsstrukturen schaffen” , so Astrid Schütte,
Opferschutzbeauftragte aus Frankfurt/Oder. Alle Behörden, die Hilfe
vermitteln, sollen an einen Tisch geholt werden – was im Schutzbereich
OSL schon gut funktioniert. Kathrin Warkus nannte Beispiele: Beim
Einschreiten der Polizeibeamten in Fällen häuslicher Gewalt würden den
Frauen Beratungsstellen und Hilfeeinrichtungen genannt. Im Frauenhaus
Lauchhammer finden regelmäßig Treffs statt, bei denen auch
Einzelschicksale diskutiert werden. Neu ist ein Kooperationsvertrag, der
die Zusammenarbeit von Frauenhaus, Opferberatungsstelle und Polizei
regelt. Im vergangenen Jahr habe die Polizei im OSL-Schutzbereich
116-mal gegen häusliche Gewalt einschreiten müssen. Tendenz steigend.
2004 waren es allein bis zum Juli 115 Fälle.
Die Informationen über Hilfsangebote für Opfer zu bündeln, ist eines der
Ergebnisse des gestrigen Erfahrungsaustausches. “Wer Opfer einer
Straftat ist, muss wissen, dass er nicht allein da steht” , so Kathrin
Warkus. Das schließt eine psychologische Beratung ebenso ein wie eine
Kontaktaufnahme zum Rechtsanwalt, Begleitung zum Gerichtstermin und das
Beantragen von Opferentschädigung.
*Namen geändert