Transparent-Aktion der “Antifaschistischen Gruppe Oranienburg” anlässlich
der Befreiung Oranienburgs vor 60 Jahren
Vor 60 Jahren, in der Nacht vom 22. zum 23. April 1945, wurde das
Konzentrationslager Sachsenhausen von polnischen und sowjetischen
Einheiten der Roten Armee befreit. Zugleich wurde damit der organisierte
Nationalsozialismus in Oranienburg zerschlagen. Die jahrelange
Vernichtungspolitik der NSDAP war gestoppt: Ein Ende der Verfolgung und
Ermordung von Juden, Sinte und Roma, politisch Oppositionellen, religiösen
Minderheiten und allen weiteren Opfergruppen. Ein Ende der Schändungen von
Synagogen und Friedhöfen, der Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Der
Einmarsch der Roten Armee in Oranienburg bedeutete eine Befreiung von
Unterdrückung, Verfolgung, Folter und Mord.
Auch und besonders in Oranienburg wurde die menschenverachtende Politik
der NSDAP von den Bürgern mitgetragen, von großen Teilen der Bevölkerung
gar fanatisch bejaht. Schon vor 1933 war Oranienburg eine Wählerhochburg
der NSDAP, in den Jahren des Nationalsozialismus zerstörten Angehörige der
SS zusammen mit Oranienburger Bürgern die jüdische Synagoge in der
Havelstraße und den jüdischen Friedhof in der Kremmener Straße, etliche
NSDAP-Parteigrößen wählten ihren Wohnsitz in der “SS-Stadt Oranienburg”.
Bedauerlicherweise ist es bis heute nicht gelungen, das
nationalsozialistische Gedankengut aus den Köpfen der Menschen zu
verbannen. Oranienburger Neonazis beteiligen sich an den lokalen
Montagsdemonstrationen, können ungestört eine Kundgebung an der
Havelpassage abhalten. Sie fotografieren die Teilnehmer der diesjährigen
Antirassismusdemonstration für ihre Archive und zeigen im Stadtbild in
verfassungsfeindlicher “Thor-Steinar”-Kleidung permanente Präsens. Die NPD
provoziert im Februar im Oranienburger Kreistag und legt einen Kranz zur
Erinnerung “an den alliierten Flugterror” auf dem städtischen Friedhof
nieder. Die DVU wagte sich gar auf das Gelände der Gedenkstätte
Sachsenhausen um am Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus einen
Kranz für die Opfer des Internierungslagers niederzulegen und bewusst
geschichsrevisionistisch die Verbrechen der Hitler-Diktatur zu
relativieren.
Grund genug für uns, die Antifaschistische Gruppe Oranienburg, an die
historisch unvergleichlichen Schrecken der nationalsozialistischen
Diktatur und deren Beendigung durch die alliierten Streitkräfte zu
erinnern. Um die Erinnerung an die Ereignisse in Oranienburg vor 60 Jahren
wachzuhalten, haben wir heute Morgen drei Transparente am Standort des
ersten Oranienburger Konzentrationslagers in der Berlinerstraße, des
jüdischen Friedhofs in der Kremmener Straße und des sowjetischen Ehrenmals
in der Bernauer Straße aufgehangen.
Gleichzeitig möchten wir noch mal alle interessierten Bürger Oranienburgs
zu unserer Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des
Konzentrationslagers Sachsenhausen einladen. Wir möchten unser Gedenken um
12.00 Uhr an der Lagermauer neben der sogenannten Station Z beginnen.