BERLIN Die friedliche Revolution im Herbst 1989 und die Zivilcourage der DDR-Bürger seien Gründe genug, den Tag der Deutschen Einheit feierlich zu begehen, erklärte der derzeitige Bundesratspräsident, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), gestern in Berlin. Für die ehemaligen DDR-Bürger müsse es bei den diesjährigen Feierlichkeiten in Potsdam zum 3. Oktober auch darum gehen, die eigene Identität selbstbewusst einzubringen.
Platzeck wies darauf hin, dass 15 Jahre nach der Wiedervereinigung das ostdeutsche Einkommen bei 83 Prozent des Westniveaus liege und eine hohe Zahl neuer Unternehmen in Ostdeutschland gegründet worden sei. Er erinnerte auch daran, dass kurz vor der Wende die ostdeutschen Städte zerfallen und die Umwelt schwer belastet gewesen sei. Ein modernes Tele- und Kommunikationsnetz habe erst aufgebaut werden müssen. “Wir haben gute Ergebnisse in der gesamtdeutschen Entwicklung”, fasste er zusammen.
Dennoch gäbe es noch keine “Idealzustände”. “Die Arbeitslosigkeit lastet auch 15 Jahre nach der Einheit schwer auf den Bürgern”, so der Ministerpräsident. Positive Errungenschaften der DDR wie die Polikliniken und das Bildungssystem seien im Zuge eines “überstürzten” Einigungsprozesses verworfen und erst heute wiederentdeckt worden. Man habe außerdem die kulturellen Gräben zwischen Ost und West unterschätzt: “Wir waren Lichtjahre voneinander entfernt”, so Platzeck. Dennoch könnten Ostdeutsche stolz auf ihre Lebensleistung sein. “Ich bin gerne bekennender Ostdeutscher und fühle mich in meinem Land und in meinem Brandenburg sauwohl”, erklärte Platzeck.
An den Jubiläumsfeierlichkeiten zur deutschen Einheit, werden sich rund 4300 Mitwirkende und zahlreiche Gäste der deutschen und internationalen Politik beteiligen. Der ehemalige Ratspräsident der Europäischen Union, Jean-Claude Juncker, hält bereits am 1. Oktober in der Potsdamer Nicolaikirche eine Rede. Der offizielle Festakt am 3. Oktober beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Leitung von Bischof Wolfgang Huber und Kardinal Georg Sterzinsky. Bei der Musikparade “Deutschland spielt auf” werden ab elf Uhr rund 800 Musiker durch das Festgebiet ziehen. Zum zentralen Festakt im Filmpark Babelsberg spricht Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Zudem steht ein Empfang des Bundespräsidenten Horst Köhler auf dem Programm.
Beim Bürgerfest am Sonntag und Montag präsentieren sich die 16 deutschen Bundesländer, auf 13 Bühnen gibt es musikalische Darbietungen und am Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eine Marathonlesung. Für das Fest stellte Brandenburg 900 000 Euro zur Verfügung.
Platzeck betont Leistung der Ostdeutschen
Die Republik feiert in Potsdam 15 Jahre Einheit
POTSDAM/BERLIN. Bei der diesjährigen zentralen Einheitsfeier in Potsdam soll “die eigene Farbe der Ostdeutschen” stärker erkennbar werden. Das kündigte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Freitag bei der Vorstellung des Programms an. Es soll auf spezifisch ostdeutsche Leistungen nach der Wende hingewiesen werden. Spitzensportlerinnen aus der Region werden an Schauwettkämpfen teilnehmen, kleine ostdeutsche Unternehmen werden sich präsentieren und der DJ Paul von Dyk wird zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg den Song “Wir sind wir (Ein Deutschlandlied)” intonieren. “Um das zu bewältigen, was vor uns steht, müssen die Ostdeutschen den Kopf auch mal ein bisschen höher tragen”, sagte Platzeck. Am 2. und 3. Oktober soll rund um den Alten Markt in Potsdam gefeiert werden. Es werden13 Bühnen und insgesamt 400 Stände aufgebaut, auf einer Ländermeile präsentieren sich die 16 Bundesländer. Es wird auch eine Parade mit Musik aus allen Ländern geben. Bereits am Vorabend des 3. Oktober ist ein Musikprogramm geplant. Gegen 22 Uhr soll dann auch die erfolgreiche Band Silbermond auftreten. Am 3. Oktober findet in der Caligari-Halle ein Staatsakt mit Bundespräsident Horst Köhler statt.