POTSDAM. Sogar ein Direktmandat im Spreewald wollten die Rechtsextremisten
in Brandenburg holen, das hatte die Dresdner NPD-Wahlkampfleitung noch vor
vier Monaten als Wahlziel ausgegeben. Gemessen an diesen großspurigen Plänen
ist das Bündnis von NPD und DVU in Brandenburg gescheitert: Die
rechtsextreme NPD, die mit Unterstützung der DVU zur Bundestagswahl antrat,
ist hier klar an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, errang landesweit
lediglich 3,2 Prozent der Stimmen. Allein im Wahlkreis 65 (Elbe-Elster,
Oberspreewald-Lausitz II), der direkt an Sachsen grenzt, gelang mit 5,0
Prozent der Stimmen ganz knapp der Sprung über die Fünf-Prozent-Marke. Am
stärksten wurde die NPD in dem Ort Gröden (Elbe-Elster) direkt an der
Landesgrenze gewählt. Dort erreichte sie 14,1 Prozent der Stimmen. Die DVU
erreichte im Ort bei den Landtagswahlen 2004 sogar 22,4 Prozent.
Zum landesweiten Vergleich: Die DVU holte bei der Landtagswahl im
vergangenen Jahr noch landesweit 6,1 Prozent der Stimmen. Die NPD hatte bei
der Bundestagswahl 2002 allerdings nur 1,5 Prozent der Stimmen erreicht.
In keinem Bundesland ist der Pakt der Rechtsextremisten — nur die NPD
kandidierte zur Bundestagswahl 2005, dafür tritt die DVU zur Europawahl 2009
an — so weit getrieben worden wie in Brandenburg, wo die rechtsradikale DVU
seit sechs Jahren im Landtag sitzt. Der brandenburgische DVU-Landeschef
Sigmar-Peter Schuldt kandidierte hier sogar auf dem ersten Platz der
NPD-Liste. Doch ansonsten erfuhr die NPD wenig Unterstützung. “Die
finanzielle Last lag alleine bei der NPD”, sagte Schuldt am Montag.
DVU-Bundeschef Gerhard Frey, der reiche Verleger nationalistischer Blätter,
hielt sich zurück. Während er bei der Landtagswahl 2004 noch 98 000
DVU-Plakate überall im Land kleben ließ, plakatierte die NPD vor allem in
regionalen Schwerpunkten — im Oderland, im Spreewald, in Oberhavel und in
der Stadt Rathenow. Andernorts fehlten offenbar die Strukturen. Anders als
in Sachsen sind junge, stramm ideologische Neonazis in Brandenburg auf
Distanz zur NPD gegangen, betiteln diese sogar als “Systempartei”.
Überläufer zur Linkspartei
Und immerhin 10 000 bisherige Rechtswähler sind laut einer seriösen Umfrage
zur Linkspartei.PDS übergelaufen, offenbar die klassischen Protestwähler.
“Vielleicht hat Edmund Stoiber mit seiner Äußerung über die Kälber so
Unrecht nicht gehabt”, sagte Schuldt, sich in Wählerbeschimpfung übend.
“Haben diese Menschen denn vergessen, dass die DDR sie eingesperrt hatte?”
Auf die Frage, ob er noch einmal für die NPD kandidieren würde, wich Schuldt
aus. Er sagte: “Brandenburg ist ein DVU-Land.” Andere brandenburgische
DVU-Abgeordnete und Mitglieder äußern sich hinter vorgehaltener Hand
deutlich kritischer über die Allianz mit der NPD.
Fraglich ist, wie lange das Bündnis zwischen NPD und DVU hält. Noch ist
ungeklärt, ob beide Parteien bei den brandenburgischen Kommunalwahlen 2008
antreten, denn dann müsste man gegeneinander Wahlkampf führen. Schuldt
stellte am Montag klar, dass die DVU auf jeden Fall antreten werde.