Die Linkspartei.PDS in Brandenburg möchte darauf drängen, dass Feiern der Stadt zur deutschen Einheit am 3. Oktober künftig nicht mehr in kirchlichem Rahmen und als gemeinsame Veranstaltung mit den Brandenburger Rotariern stattfinden. PDS-Fraktionschef Alfredo Förster kündigte auf dem Parteitag am Sonnabend einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion an die Verwaltung an, den er in die Stadtverordnetenversammlung (SVV) einbringen will.
Förster hatte an der gemeinsamen Feierstunde der Rotarier und der Stadt im Brandenburger Dom selbst teilgenommen. Er zollte der “perfekten Organisation” seinen Respekt. Daher habe er auch vor dem 3. Oktober noch keinen politischen Vorstoß unternehmen wollen. Der derzeitige Rahmen wirke “trennend”. Förster: “Ich finde es äußerst bedenklich, dass sich dort nur die Reichen und Schönen treffen.”
Breite Teile der Bevölkerung nähmen an der von den Rotariern dominierten Festveranstaltung nicht teil. Angesichts der Tatsache, dass viele Brandenburger keiner Kirche angehörten, wünsche er sich eine eigenständige Veranstaltung der Stadt, die neutral und nicht konfessionsgebunden ist. Diese Trennung wolle er mit seinem Antrag anregen.
Förster könnte sich vorstellen, die Feier der Einheit mit der Verleihung des Bollmann-Preises zusammenzulegen. Als Veranstaltungsort böten sich zum Beispiel das Brandenburger Theater und später auch das Pauli-Kloster an.
Förster kündigte auf dem Parteitag außerdem an, dass seine Fraktion die Entsendung des städtischen Kämmerers Steffen Scheller (CDU) in den Aufsichtsrat des Klinikums ablehnen werde. Dieser “sensible Bereich” könne nicht nur unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet werden.
Der stellvertretende Parteivorsitzende René Kretzschmar zog vor den Genossen eine Bilanz der vergangenen Bundestagswahl. Er erheiterte die Gemüter mit der Feststellung, dass in Klein Kreutz, dem Wohnort von Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), die Linkspartei.PDS als stärkste Partei aus der Wahl hervorgegangen sei.
Von der Wahlkreisabgeordneten Diana Golze wünschte sich Kretzschmar mehr Präsenz in Brandenburg, denn die Stadt sei das Herz des Wahlkreises. Der Vizeparteichef bezog sich auf Golzes Überlegung, ihr Stadtverordnetenmandat in Rathenow beizubehalten. Die Partei in Bund und Land müsse gewährleisten, dass sie die Stadt Brandenburg personell angemessen repräsentiert, forderten Kretzschmar und auch Förster.
Der Fraktionschef bewertete das Wahlergebnis nicht zwingend als Niederlage der Brandenburger CDU. Die Wähler hätten nicht über Tiemann und Paaschen abgestimmt, sondern über Merkel, Stoiber, Gysi und Lafontaine. Die SPD in der Stadt solle aufgrund des Wahlergebnisses nicht so tun, als sei sie die stärkste Partei in Brandenburg. Denn damit würde sie das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl ignorieren.
René Kretzschmar richtete den Parteifreunden am Samstag die Grüße der Vorsitzenden Petra Faderl aus. Sie ließ ihrer Partei ausrichten, dass sie an einem Lungentumor erkrankt ist und daher ihre politische Arbeit stark einschränken muss. Dem Stadtkurier sagte Petra Faderl, ihr sei es lieber, die Bürger wüssten die Wahrheit, als dass Gerüchte über sie im Umlauf seien.