Zwei Moscheen gibt es in Potsdam, beide sind baulich weit
unspektakulärer als das stolze Minarett an der Neustädter Havelbucht,
das bekanntlich nur ein Maschinenhaus für die Sanssouci-Fontäne krönt.
Im Haus Weinbergstraße 21 residiert das von deutschstämmigen Muslimen
gegründete Weimar Institut. Dessen Vorsitzender war jahrelang der
Konvertit und Potsdamer Rechtsanwalt Andreas Abu Bakr Rieger. Er gibt
die nicht unumstrittene “Islamische Zeitung” heraus, die man an gut
sortierten Kiosken erwerben kann.
Die zweite Moschee “Mescid al Farouq” befindet sich an der Leipziger
Straße gegenüber dem Wasserwerk. Beim Schaufenster des früheren
Sanitärgeschäftes verhindern weiße Farbe und vergilbte Gardinen den
Durchblick, das Fenster im Hofgebäude wird von Lamellen verdunkelt. Die
Tür ist abgeschlossen. Doch bei den Freitagsgebeten treffen sich hier 50
und mehr Gläubige — Potsdamer und Berliner. Gegen ihren Vorbeter, einen
jungen Palästinenser, erhebt der CDU-Landtagsabgeordnete Sven Petke den
Vorwurf, er sei ein “Hassprediger gegen den Westen, seine Lebensweise
und die Ungläubigen”. Petke nennt ihn den “Kaplan von Potsdam”. Gegen
den Imam, der vor wenigen Monaten einen Älteren ablöste, werde auch
wegen einer Scheinehe ermittelt, so Petke.
Der innenpolitische Sprecher seiner Fraktion und Ex-Verfassungsschützer
kann sich auf Kontakte zu Sicherheitsexperten stützen. Er fordert die
Gemeinde zu mehr Transparenz auf, Religionsfreiheit vertrage sich nicht
mit Abschottung. In Sicherheitskreisen werden seine Vorwürfe auf Anfrage
bestätigt. Man könne “nicht ausschließen, dass man sich für die Vorgänge
in der Moschee bereits interessiert”, heißt es.
Eigentümer des Hauses ist die Gewoba. Geschäftsführer Horst
Müller-Zinsius zeigte sich gestern von Petkes Informationen überrascht.
Man habe den 79 Quadratmeter großen Laden auf Bitte der
Ausländerbeauftragten an einen Verein Potsdamer Muslime auf den Namen
Kamal Abdallah vermietet. Der Verein habe wegen Sanierung der
Gutenbergstraße 71 ein neues Domizil gesucht.
Hala Kindelberger vom Deutsch-Arabischen Länderkreis der
Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft bezeichnet Petke als
“ignorant”. Die Ägypterin sagte, sie habe selbst Freunde, die regelmäßig
in die Moschee gingen. Von Hasspredigten könne keine Rede sein.
Natürlich versuchten Muslime, den Islam im Herzen zu bewahren in einer
unislamischen Welt. Vielleicht habe es auch “zornige Äußerungen”
gegeben, weil man weniger Hilfe als andere Glaubensgemeinschaften
bekomme. Sie werde versuchen, ein Gespräch Petkes mit dem Imam zu
ermöglichen. V.Kl.