Vor dem Hintergrund der beiden spektakulären Fahndungserfolge sprach sich
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm gestern für eine Ausweitung des
genetischen Fingerabdrucks zur Bekämpfung von Straftaten aus.
Man könne mit wissenschaftlichen Methoden sicherstellen, dass ein Missbrauch
ausge-schlossen wird, sagte Schönbohm. «Der genetische Fingerabdruck sollte
überall dort rechtlich möglich sein, wo heute von Tatverdächtigen ein
normaler Fingerabdruck genommen wird.» Bislang dürfen nur von verurteilten
Kapitalverbrechern Genproben genommen werden.
Die jüngsten Fahndungserfolge seien nur durch «verfeinerte Analysemethoden»
möglich geworden, sagte Axel Lüdders. Früher habe man aus einer
Zigarettenkippe die Blutgruppe ermitteln können, heute lasse sich eine
DNA-Spur nachweisen. Im Fall Ann Christin M. sei man fündig geworden, weil
die damalige DDR-Volkspolizei akribisch Spuren des Tatortes auf einer
Müllkippe gesichert und eingelagert hatte, sagte der Potsdamer
Polizeipräsident Bruno Küppers. Da Kapitalverbrechen nicht verjähren, werden
solche Spuren in Asservatenkammern eingelagert. Erst kürzlich konnte auf
einer dieser Spuren des Mordes an Ann Chrsitin T. dank der neuen Technik in
geringen Mengen eine fremde DNA-Spur nachgewiesen — und als Erbgut von
Mörder Uwe W. identifiziert werden. Von ihm lagert in der Gendatei des
Bundeskriminalamtes eine DNA-Probe, da er wegen eines Sexualverbrechens in
Haft ist.
Schönbohm äußerte die Hoffnung, dass mithilfe der DNA-Analyse weitere
Altfälle aufgeklärt werden können. Er wies darauf hin, dass sich die
Arbeitsbedingungen der Experten mit dem geplanten Neubau eines
kriminalwissenschaftlichen Zentrums des Landeskriminalamts in Eberswalde
weiter verbessern würden. Bislang wirken die DNA-Experten des Brandenburger
LKA noch unter beengten Verhältnissen in Berlin-Joachimsthal.
In den Asservatenkammern des Landes-Kriminalamtes eingelagerte Spuren von
ungeklärten Kapitalverbrechen würden mit neuen Methoden untersucht, sagte
Lüdders.
Man arbeite derzeit eine Liste von «deutlich unter 50 Fällen» , die zum Teil
bis weit in die 80er-Jahre zurückreichen, parallel zur Aufklärung aktueller
Straftaten ab.
Es sei auf diesem Wege bereits gelungen, mehrere Vergewaltigungen aus den
90er-Jahren aufzuklären, betonte der LKA-Direktor.