(MAZ, 29.7., Jan Simon) ORANIENBURG Die Polizei hat gestern Abend am Oranienburger Bahnhof gegen sechs Demonstranten aus der rechten Szene Platzverweise ausgesprochen. Bei der
Durchsuchung der mit der Bahn angereisten Rechten wurde in ihrem Gepäck und am Körper Reizgas gefunden. Etwa 20 dunkel gekleidete Personen,
darunter auch einige Glatzen, die auf dem Weg zu einer Kundgebung des
Märkischen Heimatschutzes (MHS) an der Havelpassage waren, wurden von der
Polizei gleich am Bahnhof abgefangen. Die Kontrolle der Personalien dieser
Gruppe dauerte eine Stunde.
Bereitschaftspolizei präsent
Anschließend versammelten sich etwa 40 Gesinnungsgenossen mit Flyern und
Transparenten vor der Havel-Passage und demonstrierten nach eigenen
Angaben gegen die Agenda 2010. Auch dort war die Oranienburger Polizei,
die von der Bereitsschaftpolizei unterstützt wurde, stark präsent. Der
polizeibekannte Gordon Reinholz hatte die Kundgebung angemeldet. In
Bermudashorts war er erschienen mit einem blauen T‑Shirt mit der
Aufschrift: “Unsere Agenda heißt Widerstand.”
Früher NPD-Chef im Nachbarkreis
Der 25-jährige Reinholz aus Groß-Ziethen ist der Vorsitzende des MHS, der
2001 unter Mithilfe des NPD-Geschäftsführers Frank Schwerdt gegründet
wurde. 2003 hatte der Verein zirka 40 Mitglieder. Reinholz war früher als
NPD-Kreisvorsitzender im Barnim aktiv.
Nach Angaben der gerade erschienenen Studie “Futur Exakt” (MAZ berichtete)
ist der MHS ein Beispiel dafür, dass rechtextreme Aktivisten wieder
stärker auf verbindliche übergreifende Strukturen setzen. Der Verein
versuche die rechtsextreme Szene und deren Aktivisten in den Kreisen
Barnim,
Märkisch-Oderland, Uckermark und Oberhavel zu koordinieren. Das
Vereins-Publikationsorgan “Der Märkische Bote” werde gezielt an Schulen
verteilt. “In den Veröffentlichungen wird einerseits über rechtsextreme
Veranstaltungen berichtet, andererseits aber auch rechtsextreme Propaganda
verbreitet.”
Um in der Bevölkerung auf breitere Akzeptanz zu stoßen, nimmt der MHS
offenbar zunehmend gesellschaftspolitische Themen auf, die nicht den
direkten politischen Zielen des MHS verpflichtet sind. So engagierte sich
der MHS auch gegen die in Germendorf geplante Müllverbrennungsanlage und
warf dem Kreis in seinem Organ vor, er hätte kein
Abfallvermeidungs-Konzept.
Oranienburgs Polizeisprecher Martin Werner: “Wir müssen die Kundgebung
zulassen, auch wenn es sich beim Märkischen Heimatschutz um eine
Organisation eindeutig aus dem rechten Spektrum handelt.” Die Polizei sei
vorbereitet. Sie brauchte gestern Abend nicht weiter einzugreifen. Die
Kundgebung war 20.40 Uhr beendet. bis 21 Uhr genehmigt.