(MAZ, Fred Hasselmann) “Wenn da nicht sofort Ruhe ist, ruf ich die Polizei.” Die angesichts zu
lauter Musik in den Nachtstunden, einer nervenden Kreissäge während der
Mittagszeit oder eines fonstarken Nachbarschaftsstreits geäußerte
Drohung wird immer häufiger wahr gemacht. Die Belziger Polizei kann
jedenfalls ein Lied davon singen. Allein in den ersten acht Monaten
dieses Jahres mussten Beamte mehr als 100-mal ausrücken, weil sich
Bürger in ihrer Nachtruhe oder am verdienten Wochenende von Lärm in
ihrer Umgebung gestört fühlen.
Das Ärgerliche für die Funkstreifenbesatzungen: Jedes fünfte Mal waren
sie umsonst vor Ort. “Wenn wir eintrafen, war meist Ruhe”, sagt Alfons
Stefaniak, Leiter der Belziger Polizeiwache. “Offenbar”, so glaubt er,
“haben sich die Streithähne inzwischen schon allein verständigt oder
aber die Party war ohnehin vorbei.” Für die Polizei sind die Einsätze
nicht nur zeitaufwändig, sondern auch kostenintensiv. “Da wird schon
viel Sprit verfahren”, meint er.
Nach Angaben des Ersten Polizeihauptkommissars mussten dennoch in 76
Fällen Belehrungen ausgesprochen werden. “In diesem Jahr wurden zudem
drei Tonträger sichergestellt, die die Eigentümer erst nach
staatsanwaltschaftlicher Entscheidung zurückbekommen”, so Stefaniak. In
diesen Fällen spielen auch so genannte indizierte CDs eine Rolle, die
beschlagnahmt worden sind.
Bislang siebenmal, so die Polizeiwache Belzig, musste nach Beschwerden
das zuständige Ordnungsamt eingeschaltet werden. Zwar hatten die Ämter
im Vorfeld die angemeldeten Veranstaltungen wie Dorffeste, Konzerte oder
öffentliche Partys genehmigt, doch haben die Veranstalter gegen
vorherige Abmachungen verstoßen.
Stefaniak appelliert, das Maß der gegenseitigen Toleranz zu erhöhen.
“Wenn einmal im Jahr ein Stadtfest gefeiert wird, ist doch klar, dass es
an diesem Wochenende lauter wird als sonst”, sagt er. Wenn allerdings in
bestimmten Häusern fast täglich Party ist und den Anwohnern der Schlaf
geraubt wird, müsste sich das Ordnungsamt an die Hauseigentümer wenden
und mit Nachdruck auf die Einhaltung der bestehenden Ruhezeiten drängen.
“Keineswegs”, so sagt er, “wollen wir als Blitzableiter für den Frust,
der sich in solchen Fällen zwischen den Parteien angestaut hat,
missbraucht werden. Wir haben wahrlich Wichtigeres zu tun.”