Gedenksteine, die in Gehwegen eingelassen werden, sollen künftig an
jüdische Mitbürger in Königs Wusterhausen erinnern. Der erste so
genannte “Stolperstein” wird im Januar für Max Heilbut gesetzt. Heilbut
hatte in den 30er Jahren eine Zahnarztpraxis in der Schlossstraße 3 in
Königs Wusterhausen. Heute befindet sich in diesem Gebäude die
Stadtverwaltung.
Mit dem Schicksal des Mediziners und 27 weiterer jüdischer Bürger hat
sich der Verein Kulturlandschaft Dahme-Spreewald in den vergangenen
zwölf Monaten beschäftigt. Unterstützt wurden die Mitarbeiter von
Schülern des Schiller-Gymnasiums und der Bredow-Realschule. Einige
Ergebnisse werden ab Montag in einer Ausstellung in der Stadtverwaltung
gezeigt.
Bei den Nachforschungen konnte auch auf Akten der Stadtverwaltung
zurückgegriffen werden. So ist 1933 in Königs Wusterhausen zu einem
offiziellen Boykott von 12 namentlich genannten jüdischen
Rechtsanwälten, Ärzten und Geschäften aufgerufen worden. “Viele Dinge
sind vor aller Augen passiert”, resümiert Irmtraud Carl, Vorsitzende des
Vereins, das Ergebnis der Recherchen. “Man kann nicht sagen, dass die
Leute damals nichts bemerkt haben.” Manche Schicksale sind den
Mitarbeitern des Projektes besonders nahe gegangen. Sibylle Oertel: “Die
Geschwister Jonas aus Neue Mühle mussten ihr Haus in der
Küchenmeisterallee verlassen und sich in ein Altenheim in Babelsberg
einkaufen. Aber einen Monat später wurden sie schon nach Theresienstadt
deportiert.” Viele Fragen bleiben immer noch offen. So ist leider wenig
über den Zahnarzt Max Heilbut oder die Ärztin Paula Ochsmann und die
Familie Malzahn bekannt. Die Befragung von Zeitzeugen konnte oft nicht
weiter helfen. Irmtraud Carl: “Viele wussten nur noch, dass die Familien
eines Tages weg waren. Oder es hieß, dass die Betroffenen sich noch
rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.” Doch das war selten der
Fall. Bekannt ist nur, dass die dreiköpfige Familie Ludomer, die ein
Geschäft in der Berliner Straße 28 hatte, 1939 nach Shanghai emigrierte.
Die Tochter Ilse soll nach dem Krieg noch einmal in Königs Wusterhausen
gewesen sein. Die anderen wurden in Konzentrationslager deportiert. Eine
Jüdin nahm sich das Leben.
Mit den “Stolpersteinen”, einer bundesweiten Aktion, soll nicht nur die
Erinnerung wach gehalten werden. Irmtraud Carl: “Es ist auch wichtig,
die Ehre dieser Menschen wieder herzustellen. Gedenken ist nur die halbe
Wahrheit.”