Bernau. Ohne Zwischenfälle verlief am Samstagvormittag eine Demonstration in Bernau, zu der das rechtsextreme “Nationale Bündnis Preußen” aufgerufen hatte. 45 Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt.
Die meisten der Demonstranten waren aus anderen brandenburgischen Regionen und aus Berlin nach Bernau gekommen. Sie trafen bis gegen 9.30 Uhr auf dem S‑Bahnhof in Bernau ein. Mit dem Aufmarsch sollte gegen einen Beschluss der Bernauer Stadtverordnetenversammlung protestiert werden, die für den Jugendklub Dosto ein neues Domizil schaffen wollen. Durch die Polizei wurden vier Strafanzeigen gegen Teilnehmer des Umzugs aufgenommen. Der Aufmarsch erweckte den Eindruck, als stünden die Teilnehmer unter Quarantäne — so dicht begleiteten Polizei und Bundesgrenzschutz den Zug auf den Hauptstraßen einmal um die Innenstadt herum und wieder zum S‑Bahnhof zur Abfahrt.
Der Kräfteeinsatz war richtig, so Polizeisprecherin Martina Schaub. Die öffentliche Sicherheit musste gewährleistet werden. So sicherte die Polizei alle neuralgischen Punkte entlang der Strecke. Die Einhaltung von elf Auflagen wurde kontrolliert. So waren Fahnen und Transparente in Größe und Material beschränkt, Trommeln verboten, das Vermummungsverbot galt auch für Kapuzen und Sonnenbrillen und Reden durften den öffentlichen Frieden nicht stören. Auch als die Gruppe am Dosto vorbeimarschierte — dort hing ein großes Transparent des Bernauer Netzwerks für Toleranz und Weltoffenheit — blieb alles ruhig.
Wesentlich schwieriger zu ermitteln war die Teilnehmerzahl der zeitgleichen Veranstaltung am Steintor, zu der das Netzwerk für Toleranz aufgerufen hatte. Wegen der Fluktuation mögen es bis zu 150 Teilnehmer gewesen sein, so der Veranstalter, die Polizei schätzt die Zahl auf 50. Am Steintor wurde musiziert und gesungen, ein kurzfristig zusammengestelltes Kulturprogramm dargeboten. Das gegen den Aufmarsch gerichtete Motto lautete: “Bernau pflegt die Kultur als Schatz — für Naziblödheit bleibt kein Platz”.
“Wir haben unser Ziel erreicht, wir wollten einen neuen Versammlungsstil ausprobieren”, erklärte der Bernauer Theologe Prof. Carl-Jürgen Kaltenborn die über weite Strecken heitere Stimmung.
Erbost waren die Kundgebungsteilnehmer am Steintor — darunter Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete — allerdings über den Versuch der angereisten rechten Jugendlichen, den Beschluss der Bernauer Bürgervertretung, einen neuen Jugendklub zu schaffen, aushebeln zu wollen.
Um eine Kundgebung nicht wieder kurzfristig vorbereiten zu müssen, bittet das Netzwerk, dass sich Interessenten für einen Beitrag (Kultur, Imbiss, Technik) unter EvaMaria.Rebs@gmx.net melden.
In der Nacht zu Sonntag wurde gegen 2 Uhr eine Fensterscheibe des Dostos zerstört, vermutlich durch Böller. Die Täter sind noch unbekannt.
In einem Nachbarraum hielten sich zu dieser Zeit 14 Personen auf. Der Raum mit dem zerstörten Fenster war leer.