Hohenstein (MOZ) Der Streit um die angedrohte Zerstörung eines Mais-Feldes bei Hohenstein (Märkisch-Oderland) spitzt sich weiter zu. Wie berichtet, ruft die Initiative “Gendreck weg” aus Baden-Württemberg zur Vernichtung der Pflanzen auf, weil sie gentechnisch verändert sind. Zu der Aktion am nächsten Wochenende Ende Juli rechnet die Polizei mit maximal 250 Teilnehmern, sagte Polizeisprecher Thomas Wilde am Freitag. Die Behörde prüfe derzeit ein Verbot von Teilen der Veranstaltung. Neben der Vernichtung des Maisfeldes am Rand des Naturparks Märkische Schweiz haben die Veranstalter auch Radtouren und einen Gottesdienst geplant.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart angeordnet, dass Textpassagen auf der Internet-Seite der Initiative unkenntlich gemacht werden müssen. Hintergrund sei ebenfalls die Androhung einer Straftat. Gegen den Inhalt der Seite sei laut eines Behördensprechers Strafanzeige erstattet worden. Zuvor wurde auf der Seite zur Zerstörung von Feldern aufgerufen.
Obwohl auch Landwirte aus Märkisch-Oderland die Aktion als klare Ankündigung zu einer Sachbeschädigung deuten, werden die Stadtverwaltungen in Seelow und Strausberg die zahlreichen Plakate vorerst nicht verbieten. “Es gibt keine eindeutigen Hinweise für einen Aufruf zur Sachbeschädigung”, hieß es am Freitag aus dem Seelower Rathaus. Auf den Plakaten ist unter anderem als Karikatur ein Männchen abgebildet, dass mit einer Schere einen Maishalm abschneidet.
“In jedem Fall werden wir nach dem Versammlungsgesetz einerseit die Kundgebung schützen, andererseits aber mögliche Straftaten zu verhindern wissen”, so Polizeisprecher Wilde. In Hohenstein wurden am 20. April auf rund 100000 Quadratmetern Fläche Maispflanzen der gentechnisch veränderten Sorte MON 810 des Unternehmens Monsanto ausgesät. Auftraggeber ist die Agrargenossenschaft Hohenstein. Nach einer neuen gesetzlichen Regelung werden solche Anbauflächen von der Bundesregierung im Internet veröffentlicht.
Schlecht getarnter Radikalismus
Kommentar von Beate Bias
Der Aufruf ist eindeutig. Gegner der Gentechnik wollen in der nächsten Woche ein Feld mit Maispflanzen dem Erdboden gleich machen. Kompromisse sind bei den Aktivisten nicht gefragt. Gespräche mit dem Bauern aus Strausberg haben sie abgelehnt. Ihr Ziel ist also offensichtlich: Zerstörung um jeden Preis.
Mit dieser radikalen Methode katapultieren sich die Gegner freilich selbst ins Aus. Mit den gewalttätigen Aktion unterscheiden sie sich nämlich nicht mehr von durchschnittlichen Kriminellen. Ähnlich wie Einbrecher oder Diebe vergreifen sie sich an fremdem Eigentum — begehen also zur Durchsetzung ihrer Interessen Straftaten. Die breite Öffentlichkeit lehnt solche kompromisslosen Lösungen ab — nicht nur, weil Radikalismus die Demokratie bedroht, sondern weil die Menschen in erster Linie Gewalt ablehnen und an die Existenz des Landwirtes denken. Diese steht bei der Aktion ganz klar auf dem Spiel.
Um so unverständlicher ist es, dass die Polizei die fragwürdige Veranstaltung nicht längst verboten hat. Eine Entscheidung wird derzeit zwar geprüft, bislang jedoch ohne Ergebnis. Schwierig ist der Fall deshalb, weil die Gegner ihre gewalttätige Aktion unter dem Deckmantel eines familiären Wochenendes mit Radtouren und einem Gottesdienst getarnt haben. Folglich ist ein komplettes Verbot ausgeschlossen — aber die Zerstörung des Mais muss in jedem Fall von der Behörde untersagt werden.