INFORIOT Nur mit Verzögerungen und unter Protesten konnten am Samstag rund 280 Neonazis durch Königs Wusterhausen demonstrieren. An unterschiedlichen Gegenaktionen beteiligten sich insgesamt etwa 650 Menschen (rund 350 Antifas und 300 BürgerInnen). Zunächst hatte es eine Antinazi-Demonstration durch das Stadtgebiet von Königs Wusterhausen gegeben, an deren Spitze rund 250 Antifas liefen.
Die Neonazis starteten etwas über eine Stunde zeitversetzt vom Bahnhof aus. Eine Blockade auf halber Strecke der Naziroute wurde von der Polizei gewaltsam geräumt. Dennoch verzögerte sich durch diesen Protest der Ablauf der rechten Aktion erheblich. An mehreren weiteren Punkten der Route konnten Antifas lautstark stören. Das “Nazis raus!” übertönte oftmals die Hetzparolen der Rechten wie “Nationaler Sozialismus — Jetzt”.
Die Neonazi-Demo stand unter dem nichtssagenden Motto “Jugend braucht Perspektive” — man wollte sich für die Zukunft “junger Deutscher” einsetzen und beklagte im Aufruftext, dass in den Medien über “Themen wie Sex, Gewalt und Konsum” berichtet werde.
Eigentlich hatte bereits am 10. Oktober eine Neonazidemo in Königs Wusterhausen stattfinden sollen. An diesem Tag wurde aber stattdessen kurzfristig umgeplant und in Berlin aufmarschiert. Anlass war ein als “linker Terror” etikettierter unpolitischer Angriff einige Tage zuvor auf die Nazikneipe “Henker”, bei dem ein Rechter schwer verletzt wurde. Zum Tausch verzichteten Berliner Neonazis nun auf ihre seit 2003 jährlich stattfindende Dezemberdemo “für ein nationales Jugendzentrum”.
Dieser Deal ging nur mit Einschränkungen auf. Denn anstatt bundesweiter Ausstrahlung und 600 TeilnehmerInnen wie im vergangenen Jahr kamen zur Neuauflage in Königs Wusterhausen eben nur 280 Neonazis — und die vor allem aus Brandenburg.
Die Nazidemo war von “Autonomen Nationalisten” dominiert und organisiert, die NPD war eher am Rande vertreten. Offenbar versuchen die “Autonomen Nationalisten” verstärkt, ihren Symbolraub bei der Linken und bei der Popkultur einzudämmen. In eigenen Auflagen zur Demo hatte es geheißen, man wolle “ein ordentliches Erscheinungsbild”, Transparente “wenn möglich” auf Deutsch, und keine “antifaschistische Symbolik” in den eigenen Reihen.
Am Samstag waren nach Polizeiangaben insgsamt etwa 800 BeamtInnen im Einsatz. Bei einigen Rechten wurden nach Presseangaben Kleidung mit verfassungsfeindlichen Symbolen beschlagnahmt. Auch seien bereits in der Nacht zu Samstag gegen acht Personen Platzverweise ausgesprochen worden, weil diese rechtsextreme Sprüche geschmiert hätten.
(Ein weiterer Bericht zum Tag ist auf Indymedia zu finden.)