Mehrere Neonazis in Gewahrsam genommen
Die Polizei wertet den Einsatz bei der Neonazi-Demonstration, die von Gegendemonstranten blockiert worden war, als korrekt und effektiv.
Der Leiter des Polizeischutzbereichs Cottbus, Olaf Fischer, resümierte, der Polizei sei «die unschöne Aufgabe» zugefallen, die Rechten-Demonstration zu ermöglichen, um das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit zu gewährleisten.
Gegen die Blockade sei «kein unmittelbarer Zwang in Größenordnungen» ausgeübt worden. Bei einigen Blockierern seien indes Ketten, Schlagringe und Pyrotechnik sichergestellt worden. Mehrere Neonazis wurden wegen des
Mitführens von Hakenkreuz-Emblemen in Gewahrsam genommen.
Über geringe Beteiligung an Protestkundgebung enttäuscht
OB Brähmig sieht Taktik der Stadt aber bestätigt
Nur 250 Menschen haben sich am vergangenen Samstag auf dem Marktplatz in der Hoyerswerdaer Altstadt am «stillen Protest» gegen den zeitgleich stattfindenden Aufmarsch von Neonazis beteiligt.
Die RUNDSCHAU fragte Oberbürgermeister Horst-Dieter Brähmig, der zu der Protestkundgebung aufgerufen hatte, nach den Gründen für die geringe Resonnanz.
Herr Brähmig, die geringe Beteiligung muss für Sie enttäuschend sein.
Ja, das stimmt schon. Da kann ich nur wiederholen, was schon in der Zeitung stand: Hoyerswerdaer, wo seid ihr« Umso mehr muss man aber die erwähnen, die da waren. Darunter befanden sich allerdings zu wenig Stadträte. Und eigentlich hätte ich auch mehr Jugendliche erwartet.
Die hatten ja im Vorfeld über 5000 Hände für ihre Aktion «Bunt statt braun» gesammelt, die dann auf dem Marktplatz und am Haltepunkt Neustadt aufgehängt
waren.
Richtig, das war ein voller Erfolg. Und insofern waren diese Schüler mit ihren Händen ja auch in gewisser Weise anwesend. Allen, die an der Organisation dieser Aktion beteiligt waren, ist ausdrücklich für ihr Engagement zu danken.
Dennoch: Woran lag es, dass nicht mehr auf den Marktplatz gekommen sind?
Möglicherweise hat der eine oder andere befürchtet, dass es doch zu Auseinandersetzungen mit den Rechtsextremen kommt. Und von so etwas haben die Leute die Nase voll. Auf der anderen Seite habe ich manchmal das Gefühl, dass da so eine Mentalität nach dem Motto herrscht: Lass mal, da sind ja
welche, die machen das schon. Wenn das allerdings so weitergeht, dann hat hinterher — wenn eine Katastrophe passiert ist — auch keiner mehr das Recht, sich zu beschweren, dass nichts gemacht worden sei. Ich muss schon sagen: Da ist doch wirklich nichts dabei, am Samstagmittag mal seinen Schirm zu nehmen und sich eine halbe Stunde auf den Marktplatz zu stellen.
War der stille Protest also ein Misserfolg?
Ganz und gar nicht. Bei so etwas kommt es — wie übrigens bei jeder anderen Veranstaltung auch — nicht so sehr auf die Menge, sondern auf die Qualität an.
Wie ist denn das konkret zu verstehen?
Taktisch war es absolut richtig, der direkten Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Das hat uns auch die Polizei ausdrücklich bestätigt. Denn die rechtsextreme Szene hat es einzig und allein auf Randale abgesehen, die sie in die Schlagzeilen bringt. In Cottbus, wo Wasserwerfer eingesetzt wurden, hat sie das ja auch erreicht.
Also wird es bei einem möglichen nächsten Mal wieder einen «stillen Protest» geben?
Das kann man jetzt natürlich noch nicht sagen. Da werden wir uns ganz genau anschauen, wer da was anmeldet und unsere Taktik dementsprechend ausrichten. Hoyerswerda ist nämlich findig bei so etwas, das sollten sich diese
Herrschaften mal merken. Keinesfalls werden wir ihm Vorhinein unsere Taktik bekannt geben, damit die sich dann darauf einstellen können.