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Widerstand gegen rechte Demonstration

(Tagesspiegel) Cot­tbus (dpa/PNN). Ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten in Cot­tbus ist am Sam­stag auf den entsch­iede­nen Wider­stand von Geg­n­ern gestoßen. Am Abend
macht­en nach Ver­anstal­terangaben etwa 200 egen­demon­stran­ten ihrem Protest unter dem Mot­to “Bunt statt braun” mit Trillerpfeifen und Luft­bal­lons laut­stark Luft. Zuvor hat­te Ober­bürg­er­meis­terin Karin Rätzel auf ein­er Kundge­bung vor der Lutherkirche betont: “Wir sind keine braune Stadt”. An
der Ver­anstal­tung am frühen Nach­mit­tag nah­men nach Angaben der Grün­derin des “Cot­tbuser Auf­bruchs”, Mar­ti­na Münch, rund 1000 Men­schen teil, darunter Bran­den­burgs Bau­min­is­ter Frank Szy­man­s­ki (SPD). Bran­den­burgs Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg hielt in der Kirche eine Rede mit dem
Titel “Über die Liebe der Deutschen zu den Polen”. 

Die Demon­stra­tion der Recht­en, zu der knapp 200 Teil­nehmer erschienen, verzögerte sich bis zum Sam­stagabend. Sie waren zuvor bere­its durch Hoy­er­swer­da gezo­gen und dort auf rund 300 Gegen­demon­stran­ten gestoßen. Ein Teil­nehmer aus Königs Wuster­hausen (Dahme-Spree­wald), der den Hitlergruß
gezeigt hat­te, wurde nach Fest­stel­lung der Per­son­alien wieder aus dem Polizeige­wahrsam entlassen. 

In Cot­tbus kam es laut Polizei vere­inzelt zu Auss­chre­itun­gen. So hät­ten einige “linke Chaoten” Müll­ton­nen auf die Straße gewor­fen und randaliert.
Der Wasser­w­er­fer sei nicht einge­set­zt wor­den, so Polizeis­prech­er Berndt Fleis­ch­er. Sieben Per­so­n­en seien vor­läu­fig festgenom­men wor­den, weil sie Wider­stand gegen Beamte geleis­tet beziehungsweise Rauschgift zu sich
genom­men hät­ten. Ein 16-Jähriger wurde mit ein­er Schlagkette aufgegriffen. 

Nazi-Auf­marsch stürzt Cot­tbus ins Chaos

1500 Gegen­demon­stran­ten stellen sich Recht­sex­trem­is­ten in den Weg / Stum­mer Protest in Hoyerswerda

(LR) 200 Recht­sex­treme marschierten am Sam­stag erst durch Hoy­er­swer­da, dann durch Cot­tbus. In Hoy­er­swer­da demon­stri­erten weit abseits 250 Men­schen stumm gegen
den Nazi-Auf­marsch. In Cot­tbus indes artikulierte sich der Wider­stand von 1500 Bürg­ern laut, ener­gisch, für die Recht­sex­tremen sicht- und spür­bar — und ging manch­mal bis an den Rand der Legal­ität. Min­destens acht Gegen­demon­stran­ten nahm die Polizei vor­läu­fig fest. 

Die Szener­ie in der Hoy­er­swer­daer Neustadt wirkt gespen­stisch. An der Bahn­hal­testelle rot­ten sich die Recht­sex­tremen zusam­men. Sie kom­men aus dem
Harz, Nieder­sach­sen, Süd­deutsch­land, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, aus allen Him­mel­srich­tun­gen. Die Bilder mit Hun­derten aufge­mal­ten Hän­den, die Bürg­er an der Hal­testelle aufge­hängt hat­ten, um still gegen den braunen Aufmarsch
zu protestieren, nehmen die «Kam­er­aden» gar nicht wahr. 

Auch als ein­er der Recht­en fragt, wie dieses «Dorf» denn über­haupt heiße, zuck­en die anderen nur mit den Schul­tern, während der Ham­burg­er Ver­samm­lungsleit­er und Neonazi
Chris­t­ian Worch die Rei­hen ord­net und seine 200 Gefol­gsleute auf Diszi­plin einschwört. 

Sta­dion-Sprüche wie «Schiri nach Auss­chwitz» , erk­lärt Worch seinen Getreuen, dürften sie nicht brüllen. Die anderen grin­sen und lachen. Doch die Worte des «Führers», der da in Jeans, wein­rotem Blou­son und Sports­chuhen durch die Menge het­zt, sind für sie in den näch­sten Stunden
Gesetz. 

Worch ist der Regis­seur. Die Rolle des Auf­peitsch­ers über­lässt er Lars Käp­pler. Der brüllt immer wieder diesel­ben dumpfen Frem­den­hass-Tiraden, Schmähun­gen und Parolen gegen die EU-Oster­weiterung — und die «Kam­er­aden»
schreien ihm alles artig nach. 

Bei den Bürg­ern in der Neustadt weckt der Lärm, den die Recht­sex­tremen machen, die Schaulust. Hun­derte ste­hen auf Balko­nen, lehnen sich aus geöffneten Fen­stern. Etliche schüt­teln den Kopf. «Das ist doch däm­lich. Hoy­er­swer­da hat schon einen schlecht­en Ruf. Warum erlaubt die Stadt dann
noch solche Demon­stra­tio­nen«» , fragt eine junge Frau und drückt gen­ervt die Zigarette im Balkonkas­ten aus. Ihr Nach­bar ist ander­er Ansicht. «Sie wollen meine Mei­n­ung hören», will er pro­voka­tiv wis­sen und klatscht kräftig in
die Hände. Später brüllt er vom Balkon aus die Neon­azi-Parolen mit. Nur aus dem fün­ften Stock vom Nach­barhaus tönt ein einzel­ner Ruf: «Nazis raus!» 

Eine junge Frau ist indes extra gekom­men, um in den Rei­hen der Marschieren­den nach ihrem Kind zu suchen. «Ich kann die jun­gen Leute ja ver­ste­hen. Die haben keine Arbeit, wis­sen nicht, wie sie über die Run­den kom­men sollen», sagt sie, während ein Mit­dreißiger vor einem Bistro sich
eben­falls als Sym­pa­thisant der Recht­sex­tremen zu erken­nen gibt. «Dass die hier demon­stri­eren», find­et er «super». Ein ander­er in der Gruppe ist unschlüs­sig. «Zum Teil haben die ja Recht», wirft er ein, da geht laut­stark ein älter­er Mann dazwis­chen, zeigt allen seinen Pass. Er ist im Sudetenland
geboren. «Ver­brech­er wie die da vorne» , schimpft er, «sind dafür ver­ant­wortlich, dass ich meine Heimat ver­loren habe, dass mein Vater von der Gestapo gefoltert wurde, nur weil er SPD-Mit­glied war.» Die anderen schweigen, kehren zu ihrem Bier an der Theke zurück. 

Stum­mer Protest in Hoyerswerda

Unter­dessen füllt sich in der Alt­stadt langsam der Mark­t­platz. Gemein­sam mit den Bürg­ern der Stadt will Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig (PDS) ein
stummes Zeichen gegen Extrem­is­mus und Ras­sis­mus set­zen. 250 Hoy­er­swer­daer trotzen der Kälte — und protestieren schweigend. 

«Hier haben sich Bürg­er ver­sam­melt, die zeigen wollen, dass Deutsch­land nicht nach rechts abrutschen darf. Und das ist wichtig» , sagt Bräh­mig. Andere disku­tieren. Der Zug der Recht­en durch die Neustadt hat sie schock­iert. «Wenn die da ihre Parolen brüllen, laufen mir richtige Schauer über den Rück­en. Man ist so ohn­mächtig» , sagt Eve­lyn Scholz von der
Regionalen Arbeitsstelle für Aus­län­der­fra­gen, Jugend und Schulen. 

Ohn­mächtig fühlen sich die meis­ten in der Stadt. Mei­n­ungs­los sind sie aber nicht. 5500 Bürg­er­hände, die Kinder auf Papi­er geze­ich­net haben, sind Hoy­er­swer­das «Hände gegen rechts». An Schnüren aufgerei­ht, flat­tert dieser stille Protest gewalt­frei und doch zugle­ich pro­voka­tiv im Wind. 

Als die Recht­en ihren Auf­marsch nach gut zwei Stun­den für been­det erk­lären, zieht die Polizei denn auch eine «friedliche» Bilanz. Sie meldet nur einen
jun­gen Mann aus Königs Wuster­hausen, der seine Hand zum Hit­ler­gruß erhoben hat­te, als beson­deres Vorkomm­nis. Doch da ahnt noch nie­mand, dass der Auf­marsch der Recht­en am Abend Cot­tbus ins Chaos stürzen wird. 

Denn zuerst kom­men die Recht­sex­tremen, die um 14.15 Uhr zur näch­sten Demo nach Cot­tbus weit­er­reisen woll­ten, aus Hoy­er­swer­da gar nicht weg. Die Bahn kann sie nicht alle auf ein­mal befördern. Es gibt nur einen Schienenersatzverkehr. 

Ihre recht­sex­tremen «Kam­er­aden» — die Polizei spricht von etwa 100 «Ein­heimis­chen» , die sich ab 15 Uhr auf dem Cot­tbuser Bahn­hofsvor­platz ver­sam­melt haben — müssen deshalb warten. Und sie müssen sich die ganze Zeit
gnaden­lose Pfiffe und Schmähun­gen der rund 200 autonomen Gegen­demon­stran­ten, die sich auf der Bahn­hofs­brücke aufgerei­ht haben, gefall­en lassen. 

Schon eine Stunde zuvor hat­ten 200 Men­schen gemein­sam mit dem «Bünd­nis gegen Ras­sis­mus und Anti­semitismus» vor dem Cot­tbuser «Glad-House» ihrem Unmut über den Nazi-Auf­marsch richtig Luft gemacht. «Es darf nicht sein, dass die
Nazis hier ihre Mei­n­ung äußern» , sagt die Forsterin Lea Drobbe (18). Auch Stu­dentin You Jin Jang (22) aus Süd­ko­rea ist empört. &
laquo;In Cot­tbus füh­le ich mich manch­mal wie ein Außen­seit­er. Außer­dem ist so eine Nazi-Demo total unzeit­gemäß», erk­lärt sie. 

Mit den Bürg­er­lichen, die eine Gegen­de­mo angemeldet haben, will sich Red­ner Ste­fan D. («Ich habe keinen Bock, den Nazis meinen vollen Namen zukom­men zu lassen») aber trotz­dem nicht sol­i­darisieren. Dutzende denken ähn­lich. Nach
ein­er Stunde löst sich die Ver­samm­lung deshalb auf, statt sich — wie angekündigt — der genehmigten Gegen­de­mo anzuschließen. «Sind wir nicht alle gegen die Nazis«» , empört sich Juli­ka Hof­mann darüber, «der Cottbuser
Auf­bruch beteiligt sich, die Kirche, nur wir nicht — was soll der Mist»» 

Viele Aufrechte vor der Kirche

Hun­derte denken wie Juli­ka Hof­mann. Hun­derte rei­hen sich ab 14.30 Uhr ohne Wenn und Aber in die Schar der Gegen­demon­stran­ten vor der Cot­tbuser Lutherkirche, die nur 200 Meter vom Bahn­hof ent­fer­nt ist, ein. Organisatorin
Mar­ti­na Münch vom «Cot­tbuser Auf­bruch» spricht von 1000 Teil­nehmern. Die Atmo­sphäre ist entspan­nt, Hände wer­den geschüt­telt, man ken­nt sich. Viele junge Fam­i­lien mit Kindern, Stadtverord­nete aller Parteien, Theaterleute,
Pro­fes­soren und Stu­den­ten sind dabei. 

Viele haben einen Besen mit­ge­bracht, um den Weg der Recht­sex­tremen abzuschre­it­en und sym­bol­isch den «braunen Unrat aus der Stadt zu kehren» . Der bran­den­bur­gis­che Gen­er­al­staat­san­walt Erar­do Raut­en­berg erin­nert an die
«Liebe der Deutschen zu den Polen» . Ein Cot­tbuser greift sich spon­tan das Mikrophon: «Heute um 12 Uhr hat ein Cot­tbuser eine Polin geheiratet. Ich bin zu der Feier ein­ge­laden und nach der Demo werde ich dort hinge­hen.» Er
ern­tet freudi­gen Beifall. Ober­bürg­er­meis­terin Karin Rätzel betont: «Wir sind keine braune Stadt.» 

Auf­marsch der Recht­en blockiert

Doch dann kommt Unruhe auf. Weil die Recht­sex­tremen nicht los­marschieren, noch immer auf ihre «Kam­er­aden» aus Hoy­er­swer­da warten, unter­brechen die Organ­isatoren die Kundge­bung schließlich, ver­schieben die «Besendemon­stra­tion» auf 18 Uhr. Die Menge ver­läuft sich, Hun­derte strö­men in die Innen­stadt, viele stellen sich zu den autonomen Demon­stran­ten auf die Brücke, machen die Bahn­hof­s­traße zum Nadelöhr. Und ste­hen dadurch dem
Nazi-Auf­marsch im Weg, den etwa 50 Anti-Faschis­ten ohne­hin bere­its auf dem Bahn­hofsvor­platz block­iert haben. 

Die Stim­mung ist aufge­heizt, als die Recht­sex­tremen los­marschieren. Die Polizei fährt mit einem Wasser­w­er­fer vor. Den Nazi-Tross bet­ten die Beamten links und rechts zwis­chen ihre Mannschaftswa­gen ein, um ihn zu schützen. Als
die Recht­en ihre ersten Parolen anstim­men, übertö­nen gel­lende «Nazi-raus»-Rufe sie. Der Zug kommt nur im Sch­neck­en­tem­po voran. Flaschen fliegen. Mehrmals fordert die Polizei autonome Gegen­demon­stran­ten auf, die
Straße zu räu­men. Als sie darauf nicht reagieren, deuten die Beamten an, was der Wasser­w­er­fer kann — und durch­brechen die men­schliche Absperrung
druckvoll. 

Unter­dessen kesseln etwa 300 Polizis­ten die Gegen­demon­stran­ten auf der Bahn­hofs­brücke ein, darunter auch viele ältere Men­schen, die von der Gegenkundge­bung an der Lutherkirche gekom­men sind. Es wird gedrängelt,
geschub­st, ger­an­nt und «Nazis raus!» gebrüllt. Die Recht­sex­tremen laufen auf der anderen Straßen­seite, her­metisch abgeschirmt von der Polizei, hastig an
den «Bunt-statt-braun»-Transparenten vor­bei in Rich­tung Innenstadt. 

Autonome, Bürg­er, Fam­i­lien eilen ihnen nach. Müll­ton­nen, Pflanzenkü­bel lan­den auf der Straße. Bei der Zwis­chenkundge­bung der Recht­sex­tremen, kurz vor dem Bre­itschei­d­platz, prallen alle wieder aufeinan­der: Die Bürg­er auf dem Weg zur «Besendemon­stra­tion», die von der Lutherkirche aus starten sollte, autonome Demon­stran­ten, Schaulustige, die vom Einkaufen kom­men. Und der Zug der Rechten. 

Der Staat zeigt seine Macht

Es gibt kein Durchkom­men. Der ganze Platz ist voller Leute, die sin­gen, trom­meln, die die Recht­sex­trem­is­ten ver­höh­nen. Müt­ter mit ihren Kleinkindern, Jugendliche mit gefärbten Haaren, Senioren — sie alle brüllen gemein­sam im Chor immer wieder «Nazis raus!» . Nur die Polizeibeamten
tren­nen die bei­den Parteien, schieben sich mit Gewalt zwis­chen die Fron­ten. Einige Steine fliegen. 

Dreimal dro­ht die Polizei mit dem Ein­satz des Wasser­w­er­fers, soll­ten die Gegen­demon­stran­ten den Platz nicht räu­men. Zur Ver­an­schaulichung demon­stri­ert sie die Kraft des Gerätes mit ein paar Spritzern über deren
Köpfe hin­weg. Die Recht­en jubeln, klatschen, gröhlen, bis die Beamten die Gegen­demon­stran­ten zur Seite abge­drängt haben und die Recht­sex­tremen in einem Polizei-Kokon von Störun­gen weit­ge­hend unbe­hel­ligt weiterziehen
können. 

Dem Ham­burg­er Neon­azi Chris­t­ian Worch ent­lockt das Begeis­terungsstürme. «Danke, danke den Antifaschis­ten» , ruft er seinen Getreuen zu, als er schließlich den braunen Spuk auf dem Cot­tbuser Bahn­hof­s­platz been­det. «Ohne
sie wür­den wir kaum wahrgenom­men.» Doch kaum sind Worchs Worte verk­lun­gen, da zeigt sich, dass er irrt. Eine Kehrmas­chine rat­tert durch die Straßen. Und etwa 150 Men­schen fol­gen ihr, einen Besen in der Hand. Sie fegen
sym­bol­isch den Rest des «braunen Unrats von der Straße» . Es ist die «Besendemon­stra­tion» . Es sind diejeni­gen, die vor der Lutherkirche aus­ge­har­rt hatten. 

Hoy­er­swer­daer, wo seid ihr?”

Rund 250 Men­schen set­zen Neon­azi-Demo stillen Protest entgegen

“Es geht nicht darum, wie viele kom­men, son­dern darum, dass über­haupt ein Zeichen geset­zt wird”, betont Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig am Sam­stag auf dem Hoy­er­swer­daer Mark­t­platz. Um ihn herum haben sich rund 250
Men­schen ver­sam­melt, um gemein­sam dem Neon­azi-Auf­marsch, der zeit­gle­ich durch die Neustadt zieht, stillen Protest ent­ge­gen zu setzen. 

Es ist zehn Minuten vor um eins. Vorm Bek­lei­dungs­markt in der Hoy­er­swer­daer Alt­stadt hat die Deutsche Kom­mu­nis­tis­che Partei ihren Info-Stand aufge­baut. Ein paar Demon­stran­ten kauern unter den Däch­ern der Buswarte­häuschen. Vorm
Rathaus frösteln die Ord­ner in ihren neon­gel­ben West­en. Der Mark­platz ist leer. “Hoy­er­swer­daer, wo seid ihr?”, fragt Hel­ga Nic­kich, Chefin der Regionalen Arbeitsstelle für Aus­län­der­fra­gen, Jugend und Schulen etwas irri­tiert in die Runde. “Ich hab echt gedacht, es kom­men mehr. Ger­ade jetzt
ist es doch wichtig, dass viele hier erscheinen”, ist Stephanie (15) vom Less­ing-Gym­na­si­um ent­täuscht. “So viele haben ihre Hand gegeben und nun kommt kein­er”, ärg­ert sich auch ihre Fre­undin Ste­fanie. Die bei­den Schü­lerin­nen gehören zu den Ini­tia­toren der Aktion “Hände gegen rechts”.
Diese flat­tern nicht nur über dem Mark­t­platz. Sie set­zen auch ein buntes Zeichen gegen Extrem­is­mus und Ras­sis­mus am Hal­tepunkt in der Neustadt. Dort hat­ten sich seit den Vor­mit­tagsstun­den rund 180 Neon­azis gesam­melt, um
Parolen brül­lend durch die Neustadt zu ziehen. 

Als sich die ersten Gegen­demon­stran­ten in die Mitte des Mark­t­platzes stellen, kom­men schließlich immer mehr Hoy­er­swer­daer zusam­men. Am Ende sind es rund 250, die ein Zeichen gegen rechts set­zen wollen. 

“Hier muss man ein­fach dabei sein”, ist Pfar­rerin Antje Kruse-Michel überzeugt. Schon seit bekan­nt gewor­den sei, dass ein Neon­azi-Auf­marsch geplant ist, habe man in der Kirche über­legt, was man tun kön­nte. “Unter dem
Namen Mar­tin Luther-King ist es uns ein ganz beson­deres Anliegen, mitzudemon­stri­eren”, so die Kirchenfrau. 

Auch Kor­nelia und Sabine Schreiber gehören zu denen, die dem Regen trotzen. “Wir wollen zeigen, dass die Recht­en hier nichts zu sagen haben. In dieser Stadt und in diesem Land soll sich jed­er wohl
fühlen kön­nen und keine Angst
haben müssen”, erk­lärt Sabine Schreiber. 

“Die ganze Aktion der Neon­azis ist Sch…”, ist Kon­stan­tin Antel­mann sauer über die Recht­sex­trem­is­ten, die durch die Neustadt ziehen. Er gehörte mit seinem Brud­er zu den weni­gen, die ent­lang der Marschroute ein Transparent
aufgestellt hat­ten, um ihre Ablehnung zu demon­stri­eren. Beim stillen Protest auf dem Mark­t­platz war der Schüler dann eben­falls dabei und ein wenig ent­täuscht, dass sich am Ende nur rund 250 Men­schen zusam­men­fan­den. “Das ist
deprim­ierend. Wir nen­nen uns “Schule ohne Ras­sis­mus — Schule mit Courage” und dann kom­men so wenige junge Leute”, ist der 16-Jährige sauer. 

Ober­bürg­er­meis­ter Horst-Dieter Bräh­mig ist überzeugt, dass der stille Protest an diesem Sam­stag die richtige Entschei­dung war: “Die Leute ste­hen hier nicht zusam­men und plaud­ern über ihren Wei­h­nacht­seinkauf. Son­dern sie
reden über die Bedro­hung durch Extrem­is­mus. Und das ist wichtig.” 

Straßen besen­rein

(TAZ) Mit ein­er Andacht und ein­er Besen-Demo haben am Sam­stag mehr als 1.000 Men­schen gegen einen recht­sex­tremen Auf­marsch in Cot­tbus protestiert. Nach dem Auf­marsch reinigten rund 250 Men­schen mit Besen die Straßen symbolisch
vom braunen Unrat. Ins­ge­samt nahm die Polizei 13 Per­so­n­en vor­läu­fig fest.

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