Einen großen Erfolg feierte das Bündnis „Wittenberge Nazifrei“ am 5. April. Über 700 Gegendemonstrant_innen stellten sich den knapp 200 angereisten Neonazis in den Weg. Kleinere Blockaden am Horning zwangen die Neonazis ins Neubaugebiet auszuweichen. Dort tappten sie in eine Sackgasse und wurden von einer Vielzahl an Menschen umstellt und blockiert. Auch die Ausweichroute durch die Perleberger Straße war keine Alternative. Dort warteten um die 200 Menschen, darunter der Bürgermeister der Stadt Wittenberge Dr. Oliver Hermann (parteilos), sowie weitere Politiker_innen und versperrten so die Ausweichroute. Auf dem Bürgerfest hatte der Bürgermeister von der Hauptbühne dazu aufgerufen, sich an den Blockaden zu beteiligen. Auch die Mozartstraße, die die Neonazis unbedingt passieren wollten, war schnell dicht. Sichtlich verärgert zogen die Neonazis zum Bahnhof zurück.
Das Bündnis „Wittenberge Nazifrei“ zeigt sich zufrieden mit dem Tag, verurteilt jedoch die Polizeigewalt und die perfide Art und Weise diese medial zu rechtfertigen. In einer Pressemitteilung der Polizei wird von mehreren, angeblichen „Angriffen“ auf Polizeibeamte gesprochen, die während des Spaziergangs für Toleranz und während der Blockaden erfolgt sein sollen. Tatsächlich ging die Gewalt jedoch ganz klar von den äußerst aggressiv auftretenden, vermummten Polizeischlägern aus. So wurde der hintere Block des friedlichen Spaziergangs für Toleranz grundlos von der Polizei angegriffen. Mehrere Personen wurden dabei verletzt, eine Person wurde mit einem Nasenbruch ins Krankenhaus Perleberg eingeliefert. Einer weiteren Person wurde von der BFE ein Wirbel verrenkt. In beiden Fällen wurde Anzeige erstattet wegen Körperverletzung im Dienst. Mehrfach kam es zu Behinderungen der Pressearbeit, darunter auch durch das Anti-Konflikt-Team. Insofern sehen wir die Kriminalisierungsversuche der Polizei gegenüber den Demonstrant_innen und Blockier_innen als plumpe Schutzbehauptung an, um eigene Fehler zu kaschieren.
Das Bündnis “Wittenberge Nazifrei” ist empört, mit welcherlei Aufwand eine klar neonazistisch und damit auch verfassungswidrig ausgerichtete Versammlung hier durchgesetzt werden sollte. Weder das Hochbanner mit der Aufschrift „Nationaler Sozialismus!“, noch Sprechchöre, wie „Kriminelle Ausländer raus – und der Rest auch!“, wurden durch die Einsatzleitung beanstandet. Stattdessen wurde die Naziroute mit Gittern vor mutmaßlichen Gegendemonstrant_innen „gesichert“, die Neonazis an Blockaden einfach vorbeigeführt oder eben brutal gegen Blockier_innen vorgegangen.
Im Anschluss an die Demonstration in Wittenberge setzten sich knapp 70 Neonazis ab und veranstalteten einen Spontanmarsch in Neustadt (Dosse). Telefonisch wurde dort ein Aufzug „gegen Repression“ angemeldet.
„Es überrascht wenig, dass die Neonazis in einen anderen Ort ausgewichen sind, um dort ungestört zu marschieren“, so der Sprecher des Bündnisses, Thomas Müller. „Nachdem der 1. Mai 2012 in Wittstock (Dosse) ebenfalls blockiert wurde, wich eine Gruppe von Neonazis, darunter auch ein NPD-Stadtverordneter, ins benachbarten Neuruppin aus um dort aufzumarschieren. Im Zuge dessen wurde auch das Jugend- und Wohnprojekt MittenDrin mit Flaschen und Steinen angegriffen.“
Auch wenn die Neonazis die beiden kurzen Märsche als „erfolgreiche Demonstrationen“ verkaufen möchten, sind sie jedoch in der Realität grandios gescheitert. „Jeglicher Marsch in Wittenberge wäre ohne das Wohlwollen der Polizei so nicht möglich gewesen. Und das Ausweichen nach Neustadt (Dosse) kann ganz klar als Kapitulation vor dem antifaschistischen Gegendruck in Wittenberge interpretiert werden“, bekräftigt Thomas Müller.
Zum Schluss möchte sich das Bündnis “Wittenbere Nazifrei” bei allen, die an den Tag gegen den Neonazisaufmarsch auf die Straße gegangen sind und den Aufzug durch Menschenblockaden zum stoppen brachten, bedanken. Besonderer Dank geht an das Kommunikationsteam des bürgerlichen Bündnisses der Stadt Wittenberge und an die Abgeordneten, die über den Tag das Geschehen begleiteten und unterstützend wirkten.
11.04.2014 Bündnis “Wittenberge Nazifrei”