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Polizeiliche Repression gegen linke Fußballfans

Am Sam­stag den 11.6.05 besuchte eine größere Reiseg­ruppe von linken Fußball­fans das Ver­ban­dli­gaspiel zwis­chen FC Schwedt 02 und dem SV Babels­berg 03 II. Es ging uns darum, dem recht­en Pöbel in Schwedt mal wieder Ein­halt zu gewähren… 


Los ging es für unsere Reiseg­ruppe aus Berlin bere­its in den frühen Mor­gen­stun­den gegen 9.00 Uhr. Wir fuhren gemein­sam mit der S‑Bahn Rich­tung Babels­berg um dort auf die restlichen Leute – Ultras Babels­berg, Eck­crew und diverse andere Babels­bergfans – zu stoßen.
Der Bus stand bere­its abfahrbere­it, so dass wir nach kurzem Emp­fang mit der an die 60 Leute umfassenden Besatzung los­fahren konnten.

Die Stim­mung war aus­ge­lassen und wir fuhren etwa 2 1/2 Stun­den, bis wir im bran­den­bur­gis­chen Schwedt angekom­men waren: Diese Stadt war in den 90er Jahren als braune „Ter­ror­town“ über­re­gion­al bekan­nt, da es dort eine aus­ge­sprochen große und mil­i­tante Neon­aziszene und kaum linke Jugendliche gab. Im Ver­lauf der 90er kam es immer wieder zu bru­tal­en Naz­iüber­grif­f­en, welche auch zu mehreren Todes­opfern führten. Während es um die Jahrtausendwende vorüberge­hend etwas ruhiger (was nicht heißen soll weniger schlimm) war, gibt es seit einiger Zeit wieder eine flo­ri­erende Naziszene in und um Schwedt.
U.a. kam es vor zwei Jahren zu dem bru­tal­en Mord in Pot­zlow nördlich von Schwedt, außer­dem ver­sucht­en Nazis 2004 ein linkes Jugendzen­trum in Schwedt anzuzün­den. Der MHS und andere Kam­er­ad­schaften sind weit­er­hin vor Ort aktiv – eine linke Szene gibt es fak­tisch nicht in Schwedt – nur ein paar Ansätze von alter­na­tiv­en Jugendkulturen. 

Der erste Anblick bei der Durch­fahrt durch Schwedt war bere­its enorm ernüchternd: Plat­ten­baut­en ohne Ende, viele leer­ste­hende Woh­nun­gen, keine kul­turellen Ange­bote sicht­bar, die diese schrumpfende Stadt auf den ersten Blick lebenswert machen könnten… 

Für uns ging es nun noch kurz über die Gren­ze nach Polen, um uns mit Zigaret­ten und weit­eren Uten­silien gün­stig einzudeck­en – bevor wir dann nach ein­er kurzen Irrfahrt durch Schwedt pünk­tlich um 15.00 Uhr mit unserem Bus am kleinen Sta­dion (eher ein Bolz­platz) des FC Schwedt 02 ankamen. 

Anlass dieses Ver­band­sli­gaspiel des 30. und damit let­zten Spielt­ages zwis­chen dem FC Schwedt 02 und dem SV Babels­berg 03 II zu besuchen, war neben dem sportlichen Inter­esse natür­lich unser poli­tis­ches Engage­ment. Neben eini­gen linken Hooligans/Ultras waren am heuti­gen Tage auch einige Antifas und Red­skins mit am Start.
Die „Brigade Schwedt“ hat­te als Ultra-Grup­pierung des FC Schwedt 02 die Fans von Babels­berg 03 unter der Rubrik Feinde mit fol­gen­dem Text auf Ihrer Home­page veröf­fentlicht: „Das schlimm­ste Mit­bringsel des Film­stu­dio-Vere­ins ist ohne Zweifel der ran­dalierende Pöbel, beste­hend aus Che Gue­var­ra-Anhängern, Steinew­er­fern und Punks. Der Babels­berg­er an sich fällt dadurch auf dass er sich mehr Poli­tis­chem wid­met als dem eige­nen Vere­in und Fan­fre­und­schaften auf­grund poli­tis­ch­er Gesin­nung pflegt. Kaum ein ander­er Vere­in tritt so häu­fig durch seine Fans in die neg­a­tiv­en Schlagzeilen. Sie zeigen keine Tol­er­anz gegenüber anderen Fans, wir zeigen dem asozialen Abschaum Rand­ber­lins unsere tief­ste Abneigung!“ 

Dieser net­ten Pro­voka­tion woll­ten wir an diesem Tage Tat­en fol­gen lassen, um sämtliche Vorurteile der „Brigade Schwedt“ zu bestätigen.

Als wir schließlich mit unseren knapp 60 Leuten aus dem Bus sprangen und das Sta­dion enterten, um die sichtlich über­rascht­en Schwedter mit laut­starken Fangesän­gen und ersten Leuchtigeschoßen zu begrüßen, war es auf Schwedter Seite sofort muxmäuschenstill.

Die „Briga­da Schwedt“ war jedoch nur mit knap­pen 10 Leuten (der Rest war wohl auf dem „Fest der Völk­er“ in Jena?), drei Trom­meln und zwei Tran­spis vor Ort und auch die üblichen Nazik­lam­ot­ten waren nicht (mehr) zu sehen, so dass wir es uns erst mal auf den Stehrän­gen in der Mitte des Spielfeldes gemütlich machten. 

Bei eini­gen von uns wurde die Stim­mung immer aus­ge­lassen­er, da der Alko­holpegel nun teil­weise schon enorm war und sich bish­er kein einziger Bulle (!) blick­en ließ, um uns unseren Spaß zu verderben. 

Es wur­den ordentlich Fangesänge vom Stapel gelassen und das Spiel lief so vor sich hin – Stand 0:0 zur Halbzeitpause. 

Nun beschlossen wir uns über das Spielfeld in Rich­tung Haupt­tribüne (Platz für 100 Leute) zu begeben, um die schön­sten Plätze des Sta­dions für uns in Anspruch zu nehmen. Prompt wur­den unser­er­seits so schöne Sprechchöre wie „Kühe, Schweine – Ost­deutsch­land!“ und „Deutsch­land muss ster­ben, damit wir leben kön­nen!“ anges­timmt, um der einge­bore­nen Bevölkerung mal vorzuführen, dass es auch noch linke Fußball­fans gibt. Dies führte jedoch sofort zu ersten kleineren Schar­mützeln, so dass unter anderem einem alten Schwedter (Nazi-)Opa der Kra­gen platzte, so dass er ver­suchte einen von uns zu attack­ieren. Bei diesem kurzzeit­i­gen Gerangel ließen wir es uns nicht nehmen, noch schnell ein biss­chen Rauch auf der Tribüne zu entzün­den, so dass die Empörung auf Seit­en des Schwedter Volksmobs nun beina­he eskalierte… 

Deshalb begaben wir uns schnell wieder auf unseren ursprünglichen Platz auf der anderen Seite des Spielfeldes, wo wir wiederum laut­starke Fanchöre anset­zten und unsere Mannschaft unter­stützten, welche schließlich 2:1 gewin­nen kon­nte. Die Schwedter Vere­ins­führung hat­te mit­tler­weile die Bullen gerufen, so dass sich am Sta­dionaus­gang nun etwa 20 Mit­glieder des Team Green positionierten. 

Nach dem Schlussp­fiff ging es noch mal an dem arm­seli­gen Häu­flein „Brigade Schwedt“ vor­bei, es flo­gen noch mal 2 Leuchtis, um dann gemein­sam Rich­tung Aus­gang zu gehen. Ein Teil von uns legte sich noch mit ein paar offen­sichtlichen Nazis und den Bullen an, was jedoch nach 20 Minuten etwa been­det war. 

So begaben wir uns nun schließlich zurück zu unserem Bus um die Heim­reise anzutreten. Natür­lich wollte nun das Team Green nicht mehr lock­er lassen und begleit­ete von nun an unseren Reise­bus mit zwei Polizeiwägen. 

Die Rück­fahrt schien zunächst friedlich zu ver­laufen, bis wir schließlich bei ein­er Auto­bahn-Rast­stätte Halt macht­en. Ein Teil von uns befand sich bere­its in dem Tankstel­len­shop, als draußen plöt­zlich eine Bul­len­wanne und ein Six-Pack vorfuhren. 

Nun ging es ziem­lich schnell, bis der erste von uns ohne ersichtlichen Grund von der Berlin­er Prügel­gar­de der 23er Ein­heit ver­haftet wurde. Im sel­ben Moment nah­men die Bullen eine Frau von uns auf übel­ste Art und Weise fest: sie wurde von den Bullen sex­is­tisch beschimpft, am Hals gewürgt und schließlich bauch­längst in die Wanne geworfen! 

Wir mussten uns nun erst mal wieder alle rund um den Bus sam­meln, um die toll­wüti­gen Bullen an weit­eren Fes­t­nah­men zu hin­dern. Es wurde unser­er­seits beschlossen so lange zu warten, bis die zwei Ver­hafteten wieder freige­lassen wür­den. Dies geschah erstaunlicher­weise nach knapp 15 Minuten, so dass wir sichtlich aufgewühlt unsere Fahrt Rich­tung Babels­berg fort­set­zen konnten. 

Auf der Auto­bahn gab es nun eine zusät­zliche Begleitung durch die 23er Schlägere­in­heit. Die Stim­mung im Bus wurde wieder bess­er und eigentlich dacht­en wir kurz vor Babels­berg, dass das Ganze nun gegessen sei. Jedoch pro­llte ein­er der Bullen aus der Wanne nun mit­ten auf der Auto­bahn auf, indem er bei voller Fahrt die hin­tere Tür der Wanne öffnete und ein­deutige „Kommt doch her!“- Hand­be­we­gun­gen in unsere Rich­tung machte. Der Bus ließ sich diese Pro­voka­tion nicht gefall­en und machte den Bullen
mit ein­deuti­gen Handze­ichen klar, dass sie einen an der Waf­fel hätten. 

Ob diese kurze gegen­seit­ige Pro­voka­tion nun der Anlass für die darauf kom­mende Polizeis­chikane gewe­sen ist dürfte äußerst zweifel­haft sein. Eher ging es den Bullen darum uns willkür­lich einzuschüchtern und unsere Dat­en für die Ein­satz­gruppe Hooli­gans (EGH) und den Staatss­chutz zu erfassen: auf jeden Fall wur­den wir eine Park­platzaus­fahrt vor Babels­berg von den Bullen dazu gezwun­gen, dass sich der gesamte Bus ein­er Per­son­alien­fest­stel­lung und Iden­tität­sprü­fung unterziehen musste. 

Anfangs über­legten wir noch unsere Per­son­alausweis­ab­gabe kollek­tiv zu ver­weigern, worin einige jedoch keinen Sinn sahen und mein­ten, dass die 23er not­falls den Bus stür­men wür­den – was diesen Prügelkn­aben ja nun lei­der auch wirk­lich zuzu­trauen ist. 

So gab es nun eine etwa zweistündi­ge polizeiliche Maß­nahme gegen uns – mit­tler­weile waren ca. 50 Bullen plus Hunde vor Ort – während welch­er jed­er von uns seine Per­son­alien angeben musste. Während dieser unsäglichen Repres­sion­s­maß­nahme wurde ein Babels­berg­er von den 23er Bullen bru­tal wegen ange­blich­er Belei­di­gung ver­haftet. Er wurde von den Bullen gegen die Wanne geschleud­ert und mit Fäusten bear­beit­et und auf Grund unseres laut­starken Protestes schließlich hin­ter die Wanne geschleppt, wo das Ganze sich fort­set­zte. Hier hat die 23er ein Mal mehr Ihr faschis­tis­ches und men­schen­ver­ach­t­en­des Ver­hal­ten an den Tag gelegt. Kennze­ich­nungspflicht solch­er Prügel­bullen jet­zt sofort! 

Als die Bul­len­schikane gegen 22.00 Uhr been­det war ging es Rich­tung Babels­berg zurück. Dort beteiligte sich ein Teil von uns noch an den Schutz­maß­nah­men beim Ghet­to­geth­er-Hip-Hop-Fes­ti­val, wo es im Ver­laufe des Abends auch immer wieder Streß mit Nazis gab. 

Faz­it: Ein­mal mehr hat sich an diesem Tag gezeigt, wie wichtig es ist auch in den bran­den­bur­gis­chen Klein- und Mit­tel­städten Antifapräsenz vor Ort zu zeigen. Der tief­braune Sumpf geht dort mit­tler­weile quer durch die ganze Gesellschaft und alle Alters­grup­pen. Die 23er Ein­heit hat sich ein weit­eres Mal als bru­tales Nieder­hal­tungs- und Unter­drück­ung­sor­gan gegen linke AktivistIn­nen erwiesen. Es ist schein­bar wichtiger die weni­gen linken Ultras/Antifas/Hooligans zu bekämpfen, als vor Ort gegen recht­sex­treme Struk­turen vorzugehen.
Schön zu sehen war an diesem Tag, dass die Sym­biose von Ultras/Antifas/Hooligans/Redskins etc. schein­bar gut funk­tion­iert und auch noch aus­baufähig ist!
Fußball­fans sind keine Verbrecher! 

Der Text wurde von
Indy­media kopiert.


Polizeiein­satz nach Fußballspiel 

Schwedt ‑Am let­zten Sam­stag, 11.06.2005, machte sich zum Ende eines Fußball­spiels der Ver­band­sli­ga Bran­den­burg zwis­chen dem FC Schwedt 02 und Babels­berg 03 II ein Polizeiein­satz notwendig. Auf dem Sport­platz am Park Hein­rich­slust began­nen rund 30 Fans der Gäste auf Sitze einzuschla­gen und zeigten zunehmend aggres­sives Ver­hal­ten. Kurz vor 16 Uhr wurde vom Platzwart die Polizei alarmiert, weil man Auss­chre­itun­gen befürchtete. Polizeikräfte aus dem Schutzbere­ich Uck­er­mark kamen unverzüglich zum Ein­satz. Unter­stützt wur­den die Beamten durch ange­forderte Kräfte aus dem Schutzbere­ich Barn­im und benach­barter Dien­st­stellen des BGS. Ver­bale Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen den Babels­berg­er und Schwedter Fans dro­ht­en zu eskalieren. Ein direk­tes Aufeinan­dertr­e­f­fen der rival­isieren­den Fan­grup­pen wurde ver­hin­dert, so dass kör­per­liche Auseinan­der­set­zun­gen oder Straftat­en durch die Ein­satzkräfte let­z­tendlich unter­bun­den wur­den. Der Fan­bus aus Babels­berg wurde beim Ver­lassen der Oder­stadt durch Streifen­wa­gen der Polizei begleitet.

Polizeibericht

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