Potsdam: 1.000 SchülerInnen demonstrierten gegen Krieg
Bei der von SchülerInnen organisierten Anti-Kriegs-Demonstration in der Potsdamer Innenstadt haben 1000 Menschen, vorwiegend Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende teilgenommen.
Potsdam. Bei der von SchülerInnen organisierten Anti-Kriegs-Demonstration in der Potsdamer Innenstadt haben 1000 Menschen, vorwiegend Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende teilgenommen. In einem lauten und bunten Zug durch die Stadt forderten sie die sofortige Beendigung des Kriegs in Afghanistan, wandten gegen amerikanisch-€päischen Großmachtsansprüche und gegen den Abbau demokratischer Rechte sowohl von AusländerInnen als auch von Deutschen. Auf einem Transparent war zu lesen:“Krieg = Terror hoch X”. Im Rahmen der EU-weiten Proteste anläßlich des in Brüssel stattfinden EU-Gipfels richtete sich ihr Zorn auch gegen das GATS-Abkommen, dass €paweit die Privatisierung von Bildungseinrichtungen vorsieht. “Die Regierung kürzt in ihrem Sparwahn ständig im Bildungs- und Sozialbereich, kann aber ohne mit der Wimper zu zucken Milliarden für Krieg und „Anti-Terror-Gesetze“ ausgeben”, so eine Sprecherin.
Im Vorfeld der Demonstration beklagten sich die SchülerInnen über mangelnde Unterstützung durch ihre Schulleitungen. Schüler berichteten, dass Direktoren teilweise falsche Informationen gaben, um sie am demonstrieren zu hindern. Die Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär will jedoch kostenlose Rechtshilfe leisten, wenn Schüler aufgrund der Teilnahme von Repression betroffen sind.
Die SchülerInnen-Initiative den Krieg und das Potsdamer Bündnis gegen Krieg, Veranstalter der Demonstration kündigten “ein weiteres Zusammenarbeiten nach dieser erfolgreichen Demonstration”, so der Sprecher des Bündnisses, an.
Kontakt: schuelergegenkrieg@gmx.de
Kommentare sind hier zu finden:
http://www.indymedia.de/2001/12/12281.html
Schüler und Studenten gegen Krieg — Querelen um Demonstration
Die Presse zur Antikriegsdemo in Potsdam
(Märkische Allgemeine)
POTSDAM Trotz der vielen Probleme im Vorfeld fand am gestrigen
Donnerstagmorgen um 11 Uhr die Schüler- und Studentendemonstration gegen den Krieg in Afghanistan und der damit verbundenen Kürzung der Gelder für Bildung statt. Nach ersten amtlichen Schätzungen kamen rund 1000 Teilnehmer. Die Zahl verringerte sich allerdings während des Weges durch die Innenstadt, was offenbar der Kälte anzurechnen ist, so dass nur wenige Hundert nach dem Marsch vom Platz der Einheit auch dort wieder ankamen.
Schon in der vergangenen Woche kam es zu Diskussionen in den Schulen Potsdams
und des Umlands. Grund war der Zeitpunkt der Demonstration am Vormittag und der
dadurch entstehende Unterrichtsausfall, der nach Meinung vieler Schulleiter unnötig sei.
Auch Fragen der nicht bestehenden Haftung bzw. Versicherung während der
Demonstration sollen erwähnt worden sein. Im Ergebnis kam es an manchen Schulen zu einem regelrechten Verbot. Das bewirkte allerdings auch, dass sich viele Schüler erst recht auf den Weg machten. So kamen z.B. vom Espengrund-Gymnasium, wo der Schulleiter Teilnehmern zufolge keine Entschuldigung akzeptieren wollte, ca. 50 Schüler. Gerade in der Sekundarstufe II seien harte Strafen angedroht worden, berichtete ein Schüler. Nur sechs seien daraufhin erschienen, erklärte ein 17-Jähriger.
Einen härteren Standpunkt vertrat der Schulleiter des Gymnasiums Michendorf. Er soll die Schüler, welche sich mit einer Entschuldigung bei ihrem Lehrer bereits abgemeldet hatten, einzeln zu sich gerufen haben. In den Gesprächen sollen Worte wie “Außenseiter der Gesellschaft” und “unverfroren” gefallen sein, die die Schüler als Beschimpfungen empfanden. Eine betroffene 17-Jährige berichtete, sie habe daraufhin
Plakate für sich und ihre ungefähr zehn Mitschüler angefertigt: Sie werde es sich nicht verbieten lassen, ihre Meinung bei einer angemeldeten Demonstration zu bekunden.
Der Schulleiter des Helmholtz-Gymnasiums bot Schülern, die durch ihre Teilnahme an der Demonstration einen Fehltag eingetragen bekommen, an, mit einem Brief ihrer Eltern die Strafe zu mildern. Tenor: Die Eltern sollten darum bitten, dass “nicht so stark geahndet” werde, berichtete ein 18-Jähriger.
Abgesehen von Verboten bzw. Einschränkungen gab es auch zahlreiche Beispiele, bei denen Schulen den Jugendlichen die Teilnahme mit einer einfachen Entschuldigung ermöglichten.