Der Folgende Bericht wurde von Indymedia kopiert.
In Potsdam wurde heute die Parole “Kein Fussbreit den Faschisten” in die Tat umgesetzt. Die 200 Neonazis rund um Worch konnten sich keinen Meter vom Bahnhof Potsdam-Charlottenburg wegbewegen, da sowohl die Hauptroute als auch eine Ausweichroute durch 5000 Gegendemonstranten blokiert wurden.
Nach vier Stunden gaben die Neonazis auf und flüchteten nach Berlin, wo sie unter einem riesigen Polizeiaufgebot von der Landsberger Allee zur Greifswalderstr. maschierten.
Um 12 Uhr versammelten sich heute 200 Neonazis (Anzahl laut Inforadio) am Bahnhof Potsdam-Charlottenburg. Die Demonstration war von dem Neonazi-Kader Worch angemeldet und wollte durch die Potsdamer Innenstadt über die Breite Str. nach Potdsam Hauptbahnhof ziehen.
Zur gleichen Zeit versammelten sich tausende Gegendemonstranten auf dem Luisenplatz. Außerdem bewegten sich größere und kleinere Gruppen von autonomen Antifaschisten in der Nähe und auf der geplanten Demoroute der Neonazis. Insgesammt waren 5000 Gegendemonstranten (auch laut Inforadio) in Potsdam unterwegs — von Gewerkschaften über Parteien bis hin zur Antifa.
Von der Kundgebung aus dem Luisenplatz aus setzen sich dann gegen 12 Uhr 30 tausendene Gegendemonstranten in die Richtung der Kreuzung Zeppelinstr. / Breite Straße in Bewegung. Die Polizei konnte oder wollte diesen Zug nicht aufhalten und so war die Kreuzung ziemlich schnell von tausenden Leuten besetzt. Es war damit ziemlich klar, dass die Polizei die Hauptroute der Neonazis nicht mehr durchsetzen konnte.
Zur gleichen Zeit kam auch die Information, dass die Polizei eine Ersatzroute über die Zeppelinstr. Richtung Süden zum Bahnhof Pirschheide in Erwägung zog. Auf und an dieser Route befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur zirka 100 Gegendemonstranten, hauptsächlich Mitglieder einer Kundgebung von Bündnis 90 / Die Grünen. Die Anzeichen mehrten sich, dass die Neonazis in Kürze über diese Route maschieren wollen. Es wurden bereits bei allen Gruppen von Gegendemonstranten entlang der Zeppelinstraße Polizeiketten aufgezogen.
Aber zum Glück kamen 200 — 300 Autonome Antifaschisten die Kastanienallee herunter gerannt, die sich durch den Park Sanssouci durchgeschlagen hatten. Die Polizei reagierte auf diese unerwartet starke Blockade der Ersatzroute mit einiger Nervosität. Die Helme wurden aufgesetzt und es kam zu einigen Rangeleien. Weil befürchtet wurde, dass die Blockade weggeknüppelt werden sollte, wurden zwei kleinere Barikaden auf der Zeppelinstraße errichten. Allerdings sah dann die Polizei auch hier von einer Eskalation ab und es wurde nicht geräumt. Damit waren alle möglichen Demorouten der Neonazis bereits um zirka 13 Uhr von tausenden Gegendemonstraten blockiert. Diese Blockaden mussten nun nur noch bis 16 Uhr gehalten werden — was allerdings auf Grund des kooperativen Verhaltens der Polizei nicht schwierig war.
Um 16 Uhr kam dann die Durchsage, dass die Neonazis sich ohne einen Meter bewegt zu haben nach Berlin abgezogen sind. Hier haben sie dann eine Demostration von der Landsberger Allee zur Greifswalderstraße durchgeführt.
Ich erlaube mir mal einen kurzen Kommentar:
Nach Göttingen war dies wieder ein riesiger Erfolg. Die Neonazis konnten keinen Meter weit laufen. Dank des kooperativen Verhaltens der Polzei waren so gut wie keine militanten Aktionen notwendig. Allerdings waren viele autonome Antifaschisten da, die sofort Barikaden errichtet hätten, wenn die Polizei geräumt hätte. Das Zusammenspiel mit den “Bürgerlichen” war mehr als erfolgreich. Zu mindest ich hab gar keine Konflikte zwischen autonomen Antifaschisten und “Bürgerlichen” mitbekommen, sondern jeder hat seine Art des Protests durchgeführt und gemeinsam haben wir gesiegt — wobei natürlich gesagt hat, dass es wenig Konflikte gab, da militante Aktionen wie gesagt in den meisten Fällen nicht notwendig waren.
Die Demonstration der Neonazis in Berlin können wir meiner Meinung nach getrost ignorieren. Es ist einfach symbolisch genug, wenn sie sich fluchtartig nach Berlin bewegen müssen, nachdem sie in Potsdam keinen Meter weit kamen und dann dort unter riesigem Polizeischutz eine kurze Demonstration durchführen, während die Antifaschisten noch zwischen Potsdam und Berlin aufgehalten werden. So eine kleine, unangemeldete Demonstration ist zwar auch nicht schön, aber es ist sicherlich kein Sieg für die Neonazis, wenn sie nur noch demonstrieren können, wenn niemand es vorher weiß und trotzdem ein riesiges Polizeiaufgebot haben. Wie die Gegenaktionen in Berlin noch genau aussahen, weiß ich nicht.
Weitere Berichte und Bilder findet ihr unter:
Photos Nazi-Gegendemos Potsdam
Nazimarsch Potsdam/Berlin 5.11.05