Thomas Lafrenz, Thomas Lafrenz-Berlin und nun Thomas Berlin: Trotz Änderungen des Namens hat sich an seiner ideologischen Ausrichtung nicht viel geändert – seit Jahren ist Thomas Berlin in der sozialen Arbeit tätig und legt dabei immer wieder sein rassistisches, neonazistisches und menschenfeindliches Weltbild offen. Auch zu Neonazis aus der RechtsRock-Szene hat er über sein Bandprojekt „Spielleute Daemonicus“ Kontakt.
Thomas Berlin arbeitete in Potsdam als Erzieher und Musiker im Jugendclub am Stern – dem „Club 18“. Hier gab er Gitarrenkurse „und [unterstützte] die Besucher und Besucherinnen sich musikalisch auszudrücken.“ [1]
Antifaschist_innen aus Oranienburg beschäftigten sich bereits 2011 mit Berlin, der damals noch Lafrenz hieß, da dieser in der „Wikingerkneipe – Der Hammer“ in Hohen Neuendorf auftrat. Diese war etablierter Treffpunkt für die lokale Neonaziszene und entsprechende Symbole waren allgegenwärtig. [2] Konfrontiert mit Kritik äußerte sich Thomas Berlin folgendermaßen: „und ihr Futzis von der Antifa seid ebenfalls eingeladen […] Solange ihr euch aufregt werde ich […] Thor Steinar tragen“. Bereits damals war er als Jugendkoordinator des DRK Gransee beruflich mit Jugendlichen tätig und somit für fünf Jugendeinrichtungen im Gebiet Gransee verantwortlich.
Bei Berlins Mittelalter-Folk-Projekt „Spielleute Deamonicus“ handelt es sich nicht um eine explizite Neonaziband, auch wenn diese in ihrem Bandlogo eine Lebensrune, die in völkisch-rassistischen und neonazistischen Kreisen äußerst beliebt ist, nutzte.
Dennoch gibt es eine offenkundige Nähe zu RechtsRock-Strukturen: Nachdem sich der Neonazi Daniel Horn mit seinem Freund und politisch-musikalischen Mitstreiter Uwe Menzel überworfen hatte, nahm er sich vor „mit anderen Leuten Musik zu machen“, wie es beim neonazistischen Musikblog „Punikoff“ heißt. Wegen des Streits wurden die Bands „Bloodshed“ und „Uwocaust und alte Freunde“ aufgelöst.
Zumindest zwei mal spielte er daraufhin für die Band „Spielleute Daemonicus“ von Thomas Berlin – bei ihrem Auftritt am 22. August 2015 bei der „Rocknacht in Gransee“ und am 24. Oktober 2015. Hier unterstützte er die sonst als Akustikband auftretenden Musiker mit seiner E‑Gitarre. [3] Thomas Berlin, der unter dem Pseudonym „Eddie der Alte“ auftritt, ist wahrscheinlich nicht einer organisierten Neonazi oder RechtsRock-Szene zuzurechnen. Auffällig ist jedoch seine Nähe zu RechtsRock-Strukturen, die offenkundige Bereitschaft, in Räumen von Neonazis aufzutreten und diese argumentativ zu verteidigen.
Auch sonst präsentiert Thomas Berlin bereitwillig seine Einstellung: am 15. Juni 2016 verbreitete er beispielsweise ein Video auf seiner Facebook-Seite mit dem Titel: „Desillusionierter Gutmensch: ‚Rechte Propaganda‘ über Flüchtlinge ist leider die Wahrheit! Ein Gutmensch berichtet von seinen Erfahrungen mit ‚Flüchtlingen‘“. Durch die Wortwahl „Gutmensch“ und die Wahl der Anführungszeichen wird allein durch den Titel deutlich, wie dieses Video, seine Macher_innen und Inhalt einzuordnen sind.
„Likes“ für Inhalte der Seite „Ich bin stolz deutsch zu sein“, „Erfurt sagt ‚Nein‘“ oder das rassistische Projekt „Ein Prozent für unser Land“, maßgeblich getragen durch die „Identitäre Bewegung“ sowie das „Institut für Staatspolitik“ und das Magazin „Compact“, zeigen Berlins Offenheit für völkische, rassistische und neonazistische Ideen. Dazu kommen Inhalte der AFD, z.B. Reden von Beatrix von Storch oder Jörg Meuthen, oder Beiträge von Verschwörungsideologen wie Christoph Hörstel, Jürgen Todenhöfer oder Ken Jebsen, die Berlin ebenfalls gefallen. Auch eine Rede von Xavier Naidoo, in der dieser über den vermeintlichen Besetzungsstatus Deutschlands und das Grundgesetz schwadroniert, findet Thomas Berlin gut. Gewalt ist er ebenso wenig abgeneigt, was sein „Like“ bei den rechtsoffenen Hooligans von „Brigade Weimar“ belegt.
Auch zum Thema Flucht und Asyl positioniert sich Berlin eindeutig. Via Facebook bekundet er zum Slogan „Refugees Welcome“: „Die Hartnäckigste Krankheit auf unserem Planeten ist weder Krebs, noch Aids und auch nicht Ebola, sondern Dummheit.“
Diese verächtlich machenden empathielosen und zynischen Bemerkungen charakterisieren die von Thomas Berlin immer wieder vorgebrachten Verharmlosungen von Rassismus und münden in einer Rechtfertigung von Chauvinismus und autoritärem Denken.
Dass im „Club 18“ ein Erzieher arbeiten konnte, der solche Ideen und Inhalte teilt und weiter verbreitet, ist an sich schon zu kritisieren. In diesem Jugendclub konnte immerhin eine bedeutende Neonazi-Band, Proissenheads, und ihre militanten Mitglieder und Umfeld proben und den Grundstein für ihren Erfolg legen – alles durch Hege und Pflege der städtischen Behörden.
Wenn dieser Erzieher dann aber zusätzlich einem einschlägigen Neonazi wie Daniel Horn die Möglichkeit gibt, in seiner Band zu partizipieren und öffentlich aufzutreten, muss er sich mindestens eine bereitwillige und gutheißende Offenheit gegenüber Neonazis und ihrer Ideologie vorwerfen lassen.
Damit sich dies in Potsdamer Jugendclubs und anderen städtisch geförderten Einrichtungen nicht wiederholen kann, legen wir den Verantwortlichen dringendst nahe, dieses Geschehen vollends aufzuarbeiten und eine kontinuierliche Sensibilität dem Thema gegenüber zu pflegen – auch wenn Thomas Berlin hier nicht mehr tätig ist. Dieser soll mittlerweile in einer Berliner Einrichtung, auch wieder mit Kindern und Jugendlichen, arbeiten.
[1] http://www.stadtkontor.de/wp-content/uploads/2015/02/sterndrewitz_46.pdf (PDF)
[2] http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2010/08/27/rechtsoffenes-wochenende-in-oberhavel/ und http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2011/01/24/es-hat-sich-ausgehaemmert/
[3] http://arpu.blogsport.eu/2017/12/29/daniel-horn-aka-p-d-mackay-langjaehriger-protagonist-und-kreativkopf-der-potsdamer-rechtsrock-szene/
Eine Antwort auf „Potsdam: Mittelalter-Folk trifft RechtsRock“
Ja und das ist im sogen. “Toleranten Brandenburg” möglich!
Gestern habe ich mich notwendiger Weise in Gransee (Bahnhofsunterführung) sprayend betätigen müssen: 17 “88” Graffitis und ekelhaft rassistisches Geschmiere, welches nicht mehr neu war.Leider war das Farbspray schneller leer, als alles restlos weg.
Auch die massenhaften Sticker wären sicher besser zu entfernen, als diese halbherzig zu überkleben.…
“Tolerant” läßt sich gern auch als “TOLERIEREN” verstehen!
Den Rest kann man sich denken.
Unsere Bemühungen in Brandenburg Projekte gegen neonazistisches, antisemitisches, rassistisches Denken, durchzuführen, scheiterte immer wieder am Desinteresse der Schulen!