Gestern, am 11.7.2007 wurde morgens ab um neun Uhr ein seit 18 Jahren leerstehendes
Gebäude in Hennigsdorf bei Berlin besetzt. Die Jugendlichen, die das Gebäude
besetzten, haben vor, daraus ein alternatives Jugendzentrum aufzubauen. Grund dafür
ist, dass sie sich im städtischen Jugendzentrum nicht willkommen fühlen, weil sie
hier nicht offen gegen Neonazis auftreten dürfen, da der Club neutral bleiben muss.
So durften die Jugendlichen beispielsweise bei einer von ihnen organisierten Party
nicht “Gegen Nazis” auf die Flyer schreiben. Darum hatten sie versucht, durch
Gespräche mit der Stadt ein eigenes Zentrum auf legalem Wege zu erlangen, doch
leider sind die Gespräche gescheitert. Als sie gestern morgen in die alte Wäscherei
hineingingen und begannen drinnen aufzuräumen, Transparente aus den Fenstern zu
hängen und einen Tisch mit Salaten aufzubauen, reagierten viele Anwohner sehr
positiv auf das Engagement der Jugendlichen und freuten sich darüber, dass das
Gebäude endlich wieder genutzt wird.
Bis abends um ca. 21:30 Uhr. Eine Besetzerin bekommt einen Anruf von Freunden, die
gerade am Bahnhof sind, in der ihr panisch erzählt wird, dass gerade mindestens 30
gewaltbereite Neonazis Richtung Gebäude laufen. Sofort verständigen die Besetzer die
Polizei (mit der auch vorher schon kooperative Gespräche geführt wurden). Noch
während des Telefongespräches mit der Polizei biegen die Nazis unter Gegröle in den
Weg zum Gebäude ein. Plötzlich fliegen Steine, Flaschen und sogar Leuchtspurraketen
auf die Jugendlichen. Diese reagieren panisch, einige rennen ein Stück weg, andere
versuchen sich zu verteidigen. Da von der Polizei noch nichts zu sehen ist,
entscheiden sich die Jugendlichen dann, sich selbst zu verteidigen. Nach etwa einer
halben Stunde, in der die Nazis immer wieder massiv angriffen und Feuerwerkskörper
gezielt auf Menschen geschossen wurden, zogen sich die Nazis erstaunlicherweise
zurück. Die Jugendlichen sind unglaublich erleichtert, keiner von ihnen hat eins der
Wurfgeschosse abbekommen.
Etwa eine halbe Stunde später, also ca. eine Stunde nach dem ersten Anruf bei der
Polizei, treffen vier Polizeibeamte ein. Helfen können sie nicht mehr, sie sind viel
zu spät und wären eh zu wenige gewesen. Die Jugendlichen schildern den Vorfall.
Abends fahren dann viele Polizeiautos durch Hennigsdorf, können aber nicht
verhindern, dass am Bahnhof noch zwei Leute, die vom Haus kommen von Nazis
angegriffen und zusammengeschlagen werden.
Nachts gab es keine weiteren Zwischenfälle und auch jetzt, am Morgen des 12.7.2007
ist das Gebäude noch besetzt. Heute wird eventuell über die Zukunft des Projekts
entschieden, doch auch weitere Angriffe von Neonazis sind leider wahrscheinlich.
Bei Nachfragen können sie die Besetzer ab ca. 10:30 Uhr unter der Telefonnummer
017626567679 erreichen.
Mit freundlichen Grüßen,
die Hennigsdorfer Antifaschistische Initiative (HAI)