INFORIOT An einer Kundgebung, die gegen die Vorgehensweise der Ausländerbehörde Oberhavel protestierte, nahmen am Dienstag zirka 70 Leute teil. Anlass war die Entlassung des Kameruners Michel Forku, der zwölf Tage lang in Hungerstreik getreten war.
Auf der Versammlung waren größtenteils Flüchtlinge vertreten, die für ein uneingeschränktes Bleiberecht eintraten. Einige Mitglieder der Henningsdorfer Antifaschistischen Initiative (HAI) reisten mit einem Transparent an, auf dem “Solidarität muss praktisch werden — Feuer und Flamme den Abschiebebehörden” zu lesen war. “Deutsche Sondergesetze für Flüchtlinge sind rassistisch und gehören deshalb vollständig abgeschafft”, so eine Vertreterin der HAI.
Collivan Nso, der erst letzte Woche ebenfalls nach zwölf Tagen Hungerstreik entlassen wurde (Inforiot berichtete), prangerte in seinem Redebeitrag besonders das Gutscheinsystem für Asylbewerber_innen an. Dies sei “nicht die richtige Form, um Integration voran zu bringen”, so Nso. Anders als in anderen brandenburgischen Landkreisen hält die Ausländerbehörde weiterhin an der Praxis fest, Asylbewerber_innen nur ein minimales Taschengled in bar auszuzahlen und den Rest in Form von Gutscheinen auszugeben, die nur in bestimmten Läden und nur für bestimmte Produkte (zum Beispiel keine Tabakwaren, kein Alkohol) eingelöst werden können. Collivan Nso unterbricht seit Dienstag seinen Hungerstreik “um neue Kräfte zu sammeln für den weiteren Kampf”.
Danach kam der gerade erst aus der Abschiebehaft entlassene Michel Forku zu Wort. Er wurde am 2. Mai unter einem Vorwand zur Ausländerbehörde bestellt und dort ohne jegliche Ankündigung von mehreren Polizisten gefesselt und in ein Auto gezerrt. Er leistete vergeblich Widerstand und forderte, einen Anwalt anrufen zu dürfen, was ihm jedoch nicht gewährt wurde. Bereits seit September wollen er und seine Verlobte heiraten — doch das Oberlandesgericht zweifelt die Gültigkeit seiner Dokumente an.
Siegfried Haff, Pfarrer in Hernningsdorf, wies auf die unhaltbare Situation der Unsicherheit bei Flüchtlingen hin: “Unsicherheit ist das Schlimmste, was es gibt. Das ist psychische Folter.” Michel Forku lebte vor seinem Haftaufenthalt seit einiger Zeit nur mit Grenzübertrittbescheinigung in Deutschland, die er alle drei Wochen verlängern musste. Nie konnte er wissen, ob eine weitere Verlängerung seiner Dokumente geduldet wird.
Forku wartet nun auf die Entscheidung über sein Asylfolgeverfahren. Man kann nur hoffen.
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