Neuruppin als strategisch wichtigste Stadt im Nordwesten Brandenburgs im politischen Sinne stand auch gestern wieder im Fokus von Hegemoniebestrebungen des (neo)nazistischen Milieus. Die so genannten „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ hatten einmal mehr zu einem Propagandamarsch durch die Fontanestadt geladen (1.), um ihre Teilniederlage vor zwei Monaten mit Hilfe staatlicher Instrumente zu tilgen.
Am 9. Juli 2011 hatten mehrere hundert Menschen den Aufmarsch der (neo)nazistischen Vereinigung durch eine Blockade am Fontaneplatz vorzeitig gestoppt und zur Umkehr gezwungen.
„Jetzt erst Recht“, (Neo)nazis durften marschieren
Unter demselben revisionistischen Marschmotto vom „Schuldkult zur Mitschuld“, sowie dem Zusatz „Jetzt erst recht“ (2.), waren die ungefähr 180 (Neo)nazis aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin gestern abermals am Bahnhof Rheinsberger Tor gestartet und dieselbe Strecke, allerdings diesmal komplett, durch die Stadt marschiert.
Im Vorfeld hatten die „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ noch auf ihrer Internetseite gejammert: „(…) Gebt uns dieses mal, was uns zusteht: unser Recht auf eine vernünftige Demonstration, dann seht ihr uns “nur’” einmal jährlich in Neuruppin (…)“ (3.) Dieser Wunsch wurde ihnen nun durch die Polizei erfüllt.
Entsprechend selbstbewusst präsentierten sich die (Neo)nazis in der Stadt. Lautstark hetzten sie gegen Israel und forderten nach „National(en) Sozialismus“
Auch der neue NPD Stadtverband Neuruppin präsentierte sich mit eigenem Banner während des Aufmarsches, ebenso wie die „Freien Kräfte Ost“.
Als Redner bei der Zwischenkundgebung in der Heinrich Rau Straße Ecke Artur Becker Straße trat der ehemalige HDJ Funktionär und jetzige Landtagsabgeordnete der NPD in Mecklenburg-Vorpommern, Tino Müller, auf.
Breite Gegenmobilisierung
Gegen den (Neo)naziaufmarsch hatte vor allem das Netzwerk Neuruppin (4.) brandenburgweit mobilisiert. Infoveranstaltungen wurden im Vorfeld durchgeführt und überregional mit Plakaten zu Protesten aufgerufen. In Brandenburg an der Havel wurden am vergangenen Dienstag und am Donnerstag auch mehrere großflächige Banner an Brücken und anderen Objekten mit Unterstützungsaufrufen für die Gegenaktionen in Neuruppin angebracht.
Im Internet hatte sich zu dem zahlreiche Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen, darunter auch Abgeordnete der Parteien Die Linke, der SPD, der Grünen sowie der CDU mit dem Neuruppiner Netzwerk solidarisiert. (5.)
Blockade durch Polizei aufgelöst
Die Proteste gestern begannen in Neuruppin am Vormittag mit einer antifaschistischen Demonstration in der Heinrich Rau Straße und von dort weiter bis zum Schulplatz in der Innenstadt.
Von dort aus begaben sich viele entschlossene Menschen direkt auf die Marschroute der (Neo)nazis und ließen sich dort nieder. Starke Polizeikräfte räumten jedoch die Sitzblockade und drängten alle Protestierer in Seitenstraßen ab. Von hier aus waren nur noch lautstarke Proteste am Rande möglich.
Bürger_innenproteste
Proteste gegen den (neo)nazistischen Aufmarsch in Hör- und Sichtweite gab es auch durch Bürger_innen am Bahnhof Rheinsberger Tor, in der Karl Marx Straße, am Schinkelplatz und an zahlreichen andrere Punkten in der Stadt.
Hierbei zeigte sich, das sich Neuruppin in der Mehrheit gegen Nazis positioniert.
Quellen:
1.) xxxx://demo.nsfkn.info
2.) wie vor
3.) Freie Kräfte Neuruppin / Osthavelland: „Distanzierung“, 15.09.2011, xxxx://nsfkn.info/?p=1047
4.) Aufruf des Netzwerkes Neuruppin, http://www.neuruppin-netzwerk.de/aufruf
5.) Unterstützer_innen des Netzwerkes Neuruppin, http://www.neuruppin-netzwerk.de/unterstützerinnen
Rückblick Aufmarsch 9. Juli 2011 Neuruppin:
I.) Antifaschistisches Netzwerk [AFN] „Neuruppin blockiert“, http://afn.blogsport.de/2011/07/10/neuruppin-blockiert/
II.) Inforiot: „Nazis wegblockiert“, https://inforiot.de/artikel/nazis-wegblockiert
III.) Antifagruppe Oranienburg: „Auswertung Naziaufmarsch Neuruppin“, http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/?p=191