Am
Donnerstag, den 10. Februar 2005, findet um 9.30 Uhr am Amtsgericht Rathenow (Raum
2.13) ein Prozess gegen sechs Rechtsextremisten statt. Den 19- bis 22-jährigen
Angeklagten wird vorgeworfen, im März 2004 linksorientierte Jugendliche überfallen
und ihr Auto demoliert zu haben.
Mit
drei Freunden wollte der 18-jährige Rathenower Florian E. nachts an die Havel bei
Göttlin. Womit er nicht gerechnet hatte: in Göttlin hatten sich an jenem Abend
eine größere Anzahl Rechtsradikaler in der Kneipe “Lumberjack” versammelt.
Unter ihnen auch Mitglieder der rechtsextremistischen Kameradschaft “Sturm 27”, die
Florian sofort erkannten, denn Florian engagiert sich offen gegen
Rechtsextremismus in Rathenow. Auf dem Rückweg nach Rathenow stürzten sich
mehrere Gruppen Rechtsradikaler auf den
Wagen,
den sie mit Fußtritten, Eisenstangen und Steinen demolierten. Unter
“Sieg-Heil”-Gebrüll wurde ein Stein in Richtung Florians Kopf geworfen, der
jedoch nicht die Windschutzscheibe durchschlug.
Die
Insassen blieben unverletzt, doch der Schrecken steckte ihnen noch lange in ihren
Gliedern. “Wenn ich daran denke, was noch alles hätte passieren können”, so
Florian, “wird mir ganz anders. Ich wünsche es keinen, einem Mob von Neonazis in
die Hände zu fallen.” An seinem Wagen entstand ein Schaden von 2800 Euro.
Die
Staatsanwaltschaft Potsdam hat den Überfall nur als Sachbeschädigung
angeklagt, obwohl schwerer wiegende Delikte wie versuchte gefährliche
Körperverletzung oder gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr in Frage
kämen. Der Eindruck liegt nahe, dass der Vorfall heruntergespielt werden
soll. Bei den Opfern handelt es sich “nur” um linksorientierte
Jugendliche, die bei der Staatsanwaltschaft unter dem Generalverdacht stehen,
sie hätten am Überfall eine Mitschuld wegen ihrer politischen Einstellung. Zu
hoffen ist nur, dass das Gericht dieser Verharmlosung nicht folgt.