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Prozessauftakt wegen Potzlow-Mord

Beschimpft, gefoltert, tot­ge­treten und verscharrt

Heute begin­nt der Prozess um den grausamen Tod von Mar­i­nus Schöberl aus Potzlow

(BM) Vier junge Män­ner in einem Gemenge aus recht­sradikalen Phrasen und
liter­weise Alko­hol: Im Neu­rup­pin­er Mord­prozess müssen die Richter her­aus­find­en, wie
genau und warum der 17-jährige Schüler ster­ben musste und warum die drei
anderen zu Mördern wurden. 

 

Neu­rup­pin — Die Erk­lärung scheint schlüs­sig: Natür­lich war es dieser Film;
aus­ges­trahlt im Fernse­hen, auszulei­hen in jed­er gut sortierten Videothek.
Diese Szene aus “Amer­i­can His­to­ry X”, in der ein Skin­head namens Derek einen
far­bigen Autodieb zwingt, in die Kante eines Bürg­er­steigs zu beißen und ihm einen
tödlichen Tritt in den Nack­en gibt. Bei ein­er Vernehmung hat­te der
17-jährige Mar­cel S. — der sich ab heute mit zwei Kumpa­nen wegen gemeinschaftlichen
Mordes vor dem Landgericht Neu­rup­pin ver­ant­worten muss — plöt­zlich von dieser
Szene erzählt. Und dass er sie am 12. Juli 2002 im uck­er­märkischen Dorf
Pot­zlow mit aller Kon­se­quenz nachge­spielt habe. 

 

Das Opfer war sein Fre­und Mar­i­nus Schöberl. Der 16-Jährige musste, nachdem
er stun­den­lang gemartert wor­den war, in einen Fut­tertrog beißen. Ob er am
Tritt gegen seinen Hin­terkopf starb oder nach­dem ihn seine Peiniger in der
aus­getrock­neten Jauchegrube eines ver­lasse­nen Schweinestalls ver­schar­rten, ist
nicht bekannt. 

 

Wie die drei zu Mördern wer­den kon­nten, weiß nie­mand zu sagen. Das
560-See­len-Dorf Pot­zlow ist aber nicht die recht­sex­treme Hochburg, zu der es von
vie­len stil­isiert wurde. Ein­er der drei Täter, der 23-jährige Mar­co, war wenige
Tage vor dem Mord im Dorf wegen sein­er recht­sradikalen Sprüche verprügelt
wor­den. Es gibt im Nach­barort ein Jugendzen­trum, das für die umliegen­den Dörfer
zuständig ist. Mar­cos jün­ger­er Brüder Mar­cel sei “oft gekom­men”, so Ina
Schu­bert, Vor­sitzende der Kindervere­ini­gung Strehlow e.V. Man habe sich “vernün­ftig
mit ihm unter­hal­ten” kön­nen. Die Fam­i­lie der Brüder schien intakt. “Die
Kinder waren immer sauber und ordentlich gek­lei­det, die Eltern haben sich
geküm­mert”, sagt der dama­lige Bürg­er­meis­ter Peter Feike. Aber mit Mar­co waren sie
wohl überfordert. 

 

In “Amer­i­can His­to­ry X”, trägt Derek ein tätowiertes Hak­enkreuz auf der
Brust. Der mit 23 Jahren etwa gle­ichal­trige Mar­co S. aus Pot­zlow hat sich im
Gefäng­nis auf die Wade den Spruch “Rot­front ver­recke” tätowieren lassen. Marco
hat einen Sprach­fehler, besitzt nur den Abschluss der siebten Klasse, ist mit
dem IQ 56 debil. Es heißt, er sei schon im Kinder­garten gehänselt wor­den. Und
das zieht sich dann durch sein ganzes Leben. Immer war er der Schwächere, der
Verspot­tete. Dieses Gefühl hat­ten auch Bier und Schnaps, die er schon seit
dem zwölften Leben­s­jahr trank, nicht erstick­en können. 

 

Bei einem sein­er Prozesse, erzählt Vertei­di­ger Matthias Schöneb­urg, habe
Mar­co vom Hass auf Scheina­sy­lanten gesprochen. Was Scheina­sy­lanten seien, fragte
der Richter. Mar­co zuck­te mit den Schul­tern. Erfolg hat­te er zumin­d­est bei
seinem 17-jähri­gen Brud­er Mar­cel. Der klei­dete sich erst als Hip-Hop­per und
färbte sich das Haar. Als Mar­co im Juli 2002 nach drei Jahren aus dem Gefängnis
kam, ließ sich Mar­cel den Schädel rasieren. 

 

Auch hier gibt es Par­al­le­len zu “Amer­i­can His­to­ry X”, wo der eben­falls kahl
geschorene 16-jährige Dan­ny seinen Brud­er Derek nach einem
Gefäng­nisaufen­thalt empfängt. Doch hier driften dann Fik­tion und Realität
auseinan­der. Der
Film-Derek hat sich im Knast von der recht­en Szene abge­wandt. Er ist intelligent,
war bewusst Skin­head und ist es dann ganz bewusst nicht mehr. Aber Mar­co aus
Pot­zlow will nicht raus aus dieser tätowierten Haut, die den Blick der
anderen auf ihn lenkt und einen anderen Kerl aus ihm zu machen scheint, als diesen
stot­tern­den, schw­er­fäl­li­gen, belächelten. 

 

Er wird darin an jen­em 12. Juli bestärkt durch den 17-jähri­gen Sebastian,
den Mar­cel bei einem berufs­fördern­den Lehrgang ken­nen lernte. Auch er kahl
geschoren. Auch er Son­der­schüler. Zu dritt ziehen sie durchs Dorf, trinken
Unmen­gen Bier, fühlen sich stark und tre­f­fen schließlich auf Mar­i­nus. Der kleidet
sich immer noch als Hip-Hop­per. Das hat­te bish­er wed­er Mar­cel noch Marco
gestört. Und das miss­fällt ihnen anfangs auch an diesem Tage nicht. Mar­i­nus läuft
mit, trinkt mit, fühlt sich eben­falls stark. 

 

Doch die Stim­mung schlägt unver­mit­telt um, als Sebas­t­ian sagt, Mar­i­nus sehe
in seinen Schlab­ber­ho­sen und mit seinem blond gefärbten Haar “wie ein Jude”
aus. Es lässt sich viel hinein deuten in diesen Beginn eines entsetzlichen
Szenar­ios, das der Neu­rup­pin­er Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er als “so
grausam, dass man die Einzel­heit­en auch nicht ansatzweise schildern kann”
umschreibt. Vielle­icht war Mar­i­nus im Dun­st des Alko­hols ja tat­säch­lich ganz plötzlich
der ver­has­ste Hip-Hop­per. Vielle­icht war der lern­be­hin­derte Junge, der wie
Mar­co einen Sprach­fehler hat, ein­fach nur der Schwäch­ste in dieser Runde. In
“Amer­i­can His­to­ry X” gibt es am Ende einen Monolog des 16-jähri­gen Dan­ny: “Hass
ist Bal­last. Das Leben ist ein­fach zu kurz dafür, dass man immer wütend
ist.” Der 17-jährige Mar­cel zeigte Dorf­be­wohn­ern vier Monate nach dem Mord, wo er
und seine Kumpane die Leiche ver­bar­gen. Er soll das getan haben, um eine
Hand­voll Euro zu bekom­men. Das passt tre­f­flich zu dem Bild vom skru­pel­losen und
dumpfen Neon­azi. Vielle­icht kon­nte er mit diesem Schweigen aber auch einfach
nicht mehr leben. 

 

Prozes­sauf­takt um bru­tal­en Mord an Schüler in Potzlow

 

(MAZ) Neu­rup­pin — Vor dem Landgericht Neu­rup­pin hat der Prozess um den brutalen
Mord an dem 16-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl aus Pot­zlow (Kreis Uckermark)
begonnen. Vor der Jugend­kam­mer des Gerichts müssen sich zwei 17 und 23 Jahre alte
Brüder aus Pot­zlow und ein weit­er­er 17-Jähriger wegen gemein­schaftlichen Mordes
ver­ant­worten. Sie sollen laut Staat­san­waltschaft das Opfer im Juli 2002
bes­tialisch gequält, getötet und in einem still­gelegten Stall­ge­bäude in Pot­zlow in
ein­er Jauchegrube ver­graben haben. 

 

Der Vor­fall war vier Monate später durch Zufall bekan­nt gewor­den und hat
wegen sein­er Grausamkeit weit über die Gren­zen Bran­den­burgs hin­aus für Entsetzen
gesorgt. Die Ermit­tlun­gen haben laut Staat­san­waltschaft ergeben, dass die
Täter das spätere Opfer wegen Klei­dung, Frisur und gewiss­er Sprach­störun­gen als
min­der­w­er­tig ansa­hen. Nach dem Fund der Leiche im Novem­ber vergangenen
Jahres war mit Trauer­gottes­di­en­sten und Schweigemärschen des Opfers gedacht
worden. 

 

«Fall Pot­zlow» vor Gericht — 16-Jähriger grausam ermordet

 

(MOZ) Neu­rup­pin (ddp-lbg). Vor der Jugend­strafkam­mer des Landgerichts Neuruppin
hat am Mon­tag der Prozess um die Ermor­dung eines 16 Jahre alten Jun­gen im
nord­bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow begonnen. Angeklagt sind drei junge Män­ner aus
Pot­zlow und Tem­plin im Alter von 18 und 24 Jahren. Die Staat­san­waltschaft wirft
ihnen vor, im Juli 2002 den Schüler Mar­i­nus Schöberl aus niederen Beweggründen
und zur Verdeck­ung ein­er vor­ange­gan­genen Kör­per­ver­let­zung ermordet und die
Leiche in einem Stall in Pot­zlow in ein­er Jauchegrube ver­graben zu haben. Zwei
der Täter sind Brüder. Dem älteren von ihnen dro­ht eine lebenslange Haft. Der
Jün­gere und der zur Tatzeit eben­falls min­der­jährige dritte Angeklagte fallen
unter das Jugend­strafrecht. Ihnen dro­ht eine Höch­st­strafe von zehn Jahren. 

 

Der
«Fall Pot­zlow» hat­te wegen sein­er Grausamkeit bun­desweit für Entsetzen
gesorgt. Die Ermit­tlun­gen haben laut Staat­san­waltschaft ergeben, dass die
Täter ihr Opfer wegen Klei­dung, Frisur und gewiss­er Sprach­störun­gen als
min­der­w­er­tig ansa­hen. Die Anklage geht von einem recht­sex­trem­istis­chen Motiv für die
bes­tialis­che Tat aus. Nach dem Fund der Leiche im Novem­ber 2002 war mit
Trauer­gottes­di­en­sten und Schweigemärschen des Opfers gedacht worden. 

 

Der Prozess wird am Mittwoch fort­ge­set­zt. Ins­ge­samt sind zehn
Ver­hand­lungstage anber­aumt. Für den 18. Juni wird das Urteil erwartet.

Erin­nern tut weh

Vor einem Jahr wurde in Pot­zlow ein 16-Jähriger bru­tal von Recht­en ermordet.
Heute begin­nt in Neu­rup­pin der Prozess gegen die drei Täter.

 

(Tagesspiegel) Neu­rup­pin. Das Kreuz vor dem Ein­gang zum ehe­ma­li­gen Schweinestall von
Pot­zlow in der Uck­er­mark ist mit Unkraut über­wuchert. Brennnes­sel wächst, wilde
Blu­men, etwas Löwen­zahn und dazwis­chen liegen Kranzschleifen, die vor ein paar
Monat­en noch bunt glänzten. Die Kuscheltiere sind vom vie­len Regen
aufgewe­icht. Die Men­schen in Pot­zlow machen offen­bar einen großen Bogen um dieses
Kreuz,
das an eines der bru­tal­sten Ver­brechen der jün­geren Ver­gan­gen­heit in
Bran­den­burg erin­nern soll. Der 16-jährige Schüler Mar­i­nus Schöberl kam hier auf
“viehis­che Art” ums Leben, wie es der Lei­t­ende Ober­staat­san­walt Gert Schnittcher
formulierte. 

 

Seine mut­maßlichen Mörder müssen sich ab dem heuti­gen Mon­tag vor dem
Landgericht in Neu­rup­pin ver­ant­worten. Angeklagt sind drei Män­ner im Alter von 17,
18 und 23 Jahren aus Pot­zlow und Tem­plin. Die Staat­san­waltschaft wirft ihnen
Nöti­gung, gefährliche Kör­per­ver­let­zung, ver­sucht­en Mord und Mord vor. Sie
sollen am 12. Juli ver­gan­genen Jahres den 16-Jähri­gen in einem stillgelegten
Stall­ge­bäude “zur Verdeck­ung ein­er vor­ange­gan­genen Kör­per­ver­let­zung und aus
niedri­gen Beweg­grün­den getötet haben”, heißt es in der Anklageschrift der
Staatsanwaltschaft. 

 

Mar­i­nus Schöberl war ein ruhiger, schüchtern­er Junge, ein­er, der die
Son­der­schule besuchte und eine Sprach­störung hat­te. Eines von sieben Kindern. 

 

Am jen­em 12. Juli machte er sich wie so oft von seinem Heimat­dorf Gerswalde
auf den Weg zum nicht weit ent­fer­n­ten Pot­zlow. Der 16-jährige Marinus
Schöberl blieb oft über Nacht in dem Dorf und schlief dann meis­tens in dem leeren
Schweinestall. Die ver­häng­nisvollen Geschehnisse began­nen an einem Sommerabend
in ein­er Pot­zlow­er Woh­nung. Zwei Brüder, 23 und 17 Jahre alt, und ein
18-Jähriger tranken zusam­men mit drei Erwach­se­nen sehr viel Alko­hol. Mar­i­nus war
dabei. Aber dann began­nen die Jün­geren ihn zu ärg­ern und betra­chteten ihn
plöt­zlich als einen Feind. Seine blond gefärbten Haare und die weiten
Hipp-Hopp-Hosen dien­ten dem laut der Staat­san­waltschaft rechtsextremistisch
eingestellten
Täter-Trio als Vor­wand für eine ganze Kette von Provokationen. 

 

In deren Mit­telpunkt stand die Auf­forderung an den kör­per­lich unterlegenen
Jun­gen, sich als “Jude” zu beken­nen. Nach Schlä­gen und Trit­ten gab Marinus
dann das ver­langte “Beken­nt­nis” ab. In ein­er weit­eren Woh­nung in Pot­zlow wurden
die Tor­turen gegen Mar­i­nus Schöberl noch mal verschärft. 

 

Vor­bild für die Tat soll der Hol­ly­wood-Streifen “Amer­i­can His­to­ry X” gewesen
sein, in dem ein Neon­azi zwei Schwarze bru­tal ermordet. Die Tötungsart weist
jeden­falls Par­al­le­len auf. Ein­er der angeklagten Jugendlichen gab an, diesen
Film vorher gese­hen zu haben. Im Film zwang der Skin­head sein Opfer, in den
Bor­d­stein zu beißen, um dann gegen den Kopf zu treten. 

 

Im Pot­zlow­er Schweinestall, in den die drei Angeklagten Mar­i­nus verschleppt
hat­ten, muss es ähn­lich abge­laufen sein. Am Boden liegend, musste der
17-Jährige mehrere Tritte gegen den Kopf ertra­gen. Sie waren tödlich. Das Opfer
wurde in ein­er Jauchegrube ver­graben und erst im Novem­ber gefun­den, nach­dem einer
der Angeklagten mit der Tat geprahlt hatte. 

 

Am Landgericht in Neu­rup­pin sind zehn Ver­hand­lungstage vorge­se­hen. Das
Urteil soll am 18. Juni gesprochen wer­den. Möglicher­weise wird die Öffentlichkeit
aus­geschlossen, weil ein­er der Angeklagten zum Tatzeit­punkt unter 18 Jahre
alt war. 

 

Recht­sradikale Mörder aus Pot­zlow ste­hen vor Gericht

Landgericht Neu­rup­pin ver­han­delt Mord an Mar­i­nus Schöberl

 

(MAZ, 25.5.) NEURUPPIN/POTZLOW Es gibt wohl kein Wort, das den Tod von Mar­i­nus Schöberl angemessen beschreibt. Neu­rup­pins Lei­t­en­der Ober­staat­san­walt Gerd Schnittch­er hat es ver­sucht, nach­dem das Skelett des 16-Jähri­gen am 15. Novem­ber ver­gan­genen Jahres aus ein­er Jauchegrube in dem uck­er­märkischen Dorf Pot­zlow gebor­gen wor­den war. Das Ver­brechen sei “viehisch” gewe­sen, sagte Schnittch­er mit abwe­sen­dem Blick. Wer die Einzel­heit­en des Todes ken­nt, weiß, dass hier jedes Wort ver­sagt. Tiere ster­ben nicht so. 

 

Und eine Erk­lärung für die Tat? Auss­chlaggebend war vielle­icht die recht­sex­treme Gesin­nung der drei jun­gen Angeklagten, wie der Staat­san­walt annimmt und in der Anklage zu dem Mord­prozess betont, der am Mon­tag im Neu­rup­pin­er Landgericht beginnt. 

 

Vielle­icht musste Mar­i­nus wirk­lich wegen sein­er blond gefärbten Haare und sein­er weit­geschnit­te­nen Hose ster­ben, die den Schlägern als undeutsch galt, als weibisch. Zumin­d­est zwei Angeklagte, der 17-jährige Sebas­t­ian F. und der 23 Jahre alte Mar­co S., waren überzeugte Recht­sex­treme — was man Überzeu­gung nen­nen möchte bei einem IQ von weit unter 60 wie bei Marco. 

 

“Diese monokausale Erk­lärung reicht nicht aus, die eigentlichen Abgründe liegen viel tiefer”, ent­geg­net Anwalt Volk­mar Schöneb­urg, der Mar­cos 17-jähri­gen Brud­er Mar­cel S. vertei­digt. Das Wesen des späteren Haupt­täters ist kaum fass­bar. Mal stolzierte Mar­cel in Springer­stiefeln und mit Glatze durchs Dorf und demon­stri­erte für die NPD. Mal kon­sum­ierte er Haschisch, bis Mar­co ihm Prügel andro­hte, weil ein Neon­azi keine Dro­gen nehme, son­dern Bier. 

 

Es kam vor, dass auch Mar­cel in weit­en Hosen umher­lief und sich die Haare blau färbte. Mar­cel nan­nte sich “Raver”, bericht­en Bekan­nte. In dieser Zeit stand Mar­cel, der spätere Täter, seinem Kumpel Mar­i­nus, mit dem er gemein­sam oft an Mope­ds bastelte, näher als seinem Brud­er, dem recht­sex­tremen Schläger. 

 

In der Mor­gendäm­merung des 13. Juli war es den­noch Mar­cel, der Mar­i­nus tötete. Während dieser in die Steinkante eines Schweinet­rogs beißen musste, sprang Mar­cel ihm mit bei­den Beinen ins Genick. Mar­i­nus kippte zur Seite und röchelte noch schwach. 

 

“Der wird nicht mehr, den kön­nen wir keinem Arzt mehr vorstellen, den müssen wir jet­zt umbrin­gen”, soll Mar­co gesagt haben. Mar­cel schmettert danach zweimal einen Gas­be­ton­stein auf Mar­i­nus Schädel. Die Täter zer­rten den Leich­nam zu ein­er Jauchegrube auf dem Gelände der ver­lasse­nen LPG, wühlten ein Loch und bedeck­ten Mar­i­nus mit Schlamm. 

 

Tage später nar­rte Mar­cel die Polizei. Mar­i­nus habe ein Auto gestohlen und sei wohl geflüchtet. Die Fah­n­der glaubten die Lüge. Ver­mut­lich wäre Mar­i­nus Leiche jahre­lang unent­deckt geblieben, hätte nicht vier Monate später Mar­cel selb­st alles verraten. 

 

Wenige Wochen vor dem Ver­brechen am 12./13. Juli hat­te sich die Stim­mung bei den Jugendlichen in Pot­zlow geän­dert. Zunächst schien der Wan­del unbe­deu­tend. Mar­cel betonte, er sei nun rechts. Mar­co werde bald aus der Haft ent­lassen, und der sei rechts. Mar­cel het­zte gegen Ausländer. 

 

Mar­co wurde immer meh
r zum Vor­bild. “Ich möchte so wer­den wie mein Brud­er. Der hat bewiesen, dass er super cool ist, der hat einen Neger ver­prügelt”, soll Mar­cel gesagt haben. “Mar­co hat­te sicher­lich eine wichtige Rolle für den Brud­er gespielt, aber er hat das nicht ver­langt”, vertei­digt Recht­san­walt Matthias Schöneb­urg seinen Man­dan­ten, der bis heute schweigt. 

 

Am Tag vor Mar­cos Rück­kehr aus dem Gefäng­nis rasierte Mar­cel sich eine Glatze. Am Mittwoch, dem 3. Juli, zehn Tage vor der Tat, traf Mar­co in Pot­zlow ein. Sofort trank er wieder unmäßig viel Alko­hol, obwohl er wusste, wie aggres­siv ihn das machte. 

 

Kurz darauf feierte das Dorf ein Fest, bei dem Mar­co von anderen Jugendlichen ver­prügelt wurde. Er wagte sich erst wieder aus dem Haus, als Mar­cel ihm durch Fre­unde Schutz ver­sprach. Mar­cos Bild vom starken Mann war zer­stört. Er emp­fand nur noch Hass — wie acht Jahre zuvor. 

 

Die Eltern waren 1994 soeben nach Pot­zlow gezo­gen, als Jugendliche Mar­co zusam­men­schlu­gen und ihm einen toten Aal um den Hals ban­den. Es geschah noch mehr. Es muss ein tiefer Ein­schnitt in Mar­cos Leben gewe­sen sein. Rache trieb ihn, er trank noch mehr als die tägliche Flasche Schnaps. Gele­gentlich dreht er Katzen den Hals um. 

 

Am Nach­mit­tag des 12. Juli 2002 traf Marcels Fre­und, der 17-jährige Sebas­t­ian F. aus Tem­plin, in Pot­zlow ein, um Mar­cos Haf­tent­las­sung zu feiern. Sebas­t­ian F. war gewalt­tätig, bekan­nt dafür, sinn­los zu prügeln. Er galt als “mega rechts”. Es heißt, er wolle “unbe­d­ingt mal zur Wehrma­cht und an der Front kämpfen”. Diese Erfahrung sei wichtig. Aus­län­der in Deutsch­land soll­ten sein­er Ansicht nach im Stein­bruch arbeit­en, weil Konzen­tra­tionslager nicht mehr zeit­gemäß seien. 

 

Gegen 19 Uhr an jen­em Fre­itag besucht­en Mar­co, Mar­cel und Sebas­t­ian einen Bekan­nten. Später kam Mar­i­nus hinzu. Die Stim­mung blieb trotz großer Men­gen Alko­hol friedlich. Kurz nach Mit­ter­nacht zogen die vier jun­gen Män­ner weit­er und set­zten das Trinkge­lage in der Woh­nung ein­er Bekan­nten fort. Dort begann Mar­i­nus Mar­tyri­um. Im Bei­sein mehrerer Erwach­sen­er wurde der 16-Jährige drei Stun­den lang gedemütigt und geschla­gen. Sebas­t­ian F. urinierte auf den am Boden Liegen­den und sagte: “Juden trinken das doch gern.” Aus Furcht vor weit­eren Schlä­gen stam­melte Mar­i­nus, wie befohlen, er sei Jude. Doch statt der erhofften Erlö­sung wur­den die Schläge noch heftiger. Bei dem let­zten Faustschlag ins Gesicht kippte Mar­i­nus rück­lings vom Stuhl. 

 

Für die Staat­san­waltschaft ist Mar­i­nus sys­tem­a­tisch ent­men­schlicht wor­den. Als er sagte, er sei Jude, habe er nach dem Ver­ständ­nis der recht­sex­tremen Täter jedes Recht ver­wirkt, als Men­sch behan­delt zu werden. 

 

Den­noch eskalierte die Gewalt nicht sofort. Zunächst radel­ten die drei Täter davon und ließen den Ver­let­zten in der Woh­nung zurück. Kurz darauf macht­en sie kehrt, um Mar­i­nus noch etwas mehr Angst einzu­ja­gen. Auf der Fahrt zum Schweinestall der LPG soll Mar­i­nus gewim­mert haben. Der Staat­san­walt denkt nicht, dass die Täter den Tod schon auf dem Weg besiegelt hät­ten. Erst als Mar­i­nus in die Knie gezwun­gen wurde und in die Steinkante beißen musste, sei er zum Tode verurteilt gewe­sen. Diese Sit­u­a­tion war ein­er Szene aus dem Spielfilm “Amer­i­can His­to­ry X” nachgestellt, in der ein Neon­azi einem Schwarzen das Genick zer­tritt. Mar­cel S. hat­te den Film kurz zuvor zweimal gesehen. 

 

Drei Monate später, Mitte Okto­ber, begann Mar­cel immer wieder zu erzählen, er und sein Brud­er Mar­co hät­ten einen Pen­ner erschla­gen und in eine Jauchegrube gewor­fen, weil ihnen das Gesicht des Mannes nicht gefall­en habe. Das sei “ein richtig guter Kick” gewesen. 

 

Nie­mand glaubte Mar­cel. Schließlich wet­tete er mit zwei Bekan­nten um 25 Euro, er könne eine Leiche zeigen. 18 Wochen nach der Tat, es war wieder Fre­itag, führte Mar­cel sie zur der Jauchegrube. Er legte Teile der Leiche zunächst vor­sichtig frei. Dann zertrüm­merte Mar­cel mit einem mit­ge­bracht­en Beil den Schädel seines toten Kumpels.

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