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Radeln gegen das Vergessen

MAHLOW Am Son­ntag startet Volk­er von Mallinck­rodt am Stuttgarter Rathaus
seine Tour quer durch Deutsch­land. Der Reichen­bach­er wieder­holt damit seine
Aktion von vor drei Jahren. Nach knapp 800 Kilo­me­tern mit verschiedenen
Zwis­chen­sta­tio­nen will er am Mon­tag, dem 9. Mai, zwis­chen 17 und 18 Uhr in
Mahlow, am Vere­in­shaus, ankommen. 

Den Ort ken­nt “der arme Poet, Maler und Schrift­steller”, so beschreibt er
sich sel­ber — seit dem 16. Juni 1996. Seit dem Tag, an dem Noël Mar­tin, der
far­bige britis­che Bauar­beit­er, Opfer ein­er bru­tal­en, fremdenfeindlichen
Gewalt­tat in Mahlow wurde, kann der heute 65-Jährige nicht mehr ruhig
schlafen. Das Schick­sal von Noël Mar­tin, seit­dem quer­schnitts­gelähmt, vom
Nack­en an bewe­gung­sun­fähig und Tag und Nacht auf Hil­fe angewiesen, lässt ihn
nicht los. Deshalb set­zte er sich im Mai 2002 aufs Rad, und in diesem Jahr
will er gegen das Vergessen stram­peln. Zehn Mit­stre­it­er hat er dies­mal an
sein­er Seite, darunter zwei Frauen. 

Seit eini­gen Monat­en macht Volk­er von Mallinck­rodt nichts anderes, als diese
Fahrt gegen den Frem­den­hass vorzu­bere­it­en. Er hat alle Bürg­er­meis­ter in den
Orten angeschrieben, wo Halt gemacht wird, küm­mert sich um Plakate und
Fly­er, um Spon­soren, hat Promi­nente angeschrieben, will als Talk-Gast im
Fernse­hen das The­ma ansprechen und erhofft sich unter­wegs weitere
Mit­stre­it­er. “Ich kämpfe wie Blüch­er gegen Napoleon”, charak­ter­isierte der
Mann seine Bemühun­gen und hat seine gesamte Barschaft in die Tour
investiert. “Doch das Leid von Noël Mar­tin macht mich stark.” 

Er habe geweint, als er kür­zlich in der MAZ den Beitrag über den am
Roll­stuhl gefes­sel­ten Briten las, ges­tand er. Als er dadurch erfuhr, dass
Noël Mar­tin in seinem Haus in Birm­ing­ham eigentlich nur noch einen Wunsch
hat — ein­mal noch sein Heimat­land Jamai­ka zu sehen. “Mein größter Traum ist
nun, ihm seinen Wun­sch mit Hil­fe von Spenden erfüllen zu kön­nen”, sagte
Volk­er von Mallinck­rodt gegenüber der MAZ. Dafür will er unter­wegs sammeln. 

Ob ihm das gelingt? Ob er in den Etap­penorten — unter anderem in Schwäbisch
Hall, Sel­b­itz, Gera und Lübben — wie auch im Zielort offene Herzen für das
Anliegen find­et? “Noch habe ich keine Reak­tion auf meine Schreiben an den
Bürg­er­meis­ter und die Ini­tia­tive in Mahlow erhal­ten”, hofft der engagierte
Rent­ner den­noch auf einen dem Anlass entsprechen­den würdi­gen Empfang.

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