Potsdam — Am 15.09.2012 wird ein Aufmarsch der NPD in Potsdam stattfinden. Dies ist der erste offizielle Neonaziaufmarsch in Potsdam seit nun mehr sieben Jahren.
Dies heißt aber keinesfalls, dass die Potsdamer Neonaziszene in dieser Zeit nicht aktiv war. Im Gegenteil. Schon seit Beginn des Jahres 2010 warnten antifaschistische Gruppen vor einem Wiedererstarken der Szene, welches mit gewalttätigen Übergriffen einher gehe. Die Warnungen stießen zwei Jahre lang auf taube Ohren. Erst Ende 2011 nahm auch die Stadtpolitik davon Notiz, denn das Bild vom bunten, toleranten und tourismusfreundlichen Potsdam war gefährdet.
Ebendiese Herangehensweise ist in Potsdam üblich. Die antifaschistischen Initiativen und Gruppen treiben die Stadtpolitik vor sich her. Reagiert die Stadt, so wird vergessen von welcher Seite das Engagement ausging und mithilfe von symbolischen „Toleranzfesten“ die eigene Weste rein gewaschen. Dazu sagt die Pressesprecherin des ak_antifa: „Niemand kommt auf die Idee mit Betroffenen von Neonaziübergriffen oder antifaschistischen Gruppen in Kontakt zu treten und über die tatsächlichen Probleme oder gar Lösungen zu diskutieren. Die Hauptsache ist immer, dass das Image der Stadt nicht beschmutzt wird.“
Im Jahr 2004 wurde der Neonaziaufmarsch durch die Polizei gewalttätig geschützt. Den darauf folgenden Ausschreitungen, welche als Imageschaden wahrgenommen wurden, ist es allerdings zu verdanken, dass die Nazis nicht durch die Innenstadt zogen. Das bürgerliche „Toleranzfest“ war so weit ab vom Schuss, dass die Nazis noch nicht einmal die Bratwürste riechen konnten. Bereits ein Jahr später, 2005, änderte das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ seine Strategie. Den Neonazis wurde sich nun direkt in den Weg gestellt. Die Blockade gelang zwar, allerdings zogen die Neonazis marodierend durch Berlin.
In diesem Jahr soll den Nazis weder eine Ausweichroute, noch ein Aufmarsch in einer anderen Stadt gelingen! Deshalb rufen wir, als eine der Gruppen des Bündnisses „They Shall Not Pass“, dazu auf den Neonaziaufmarsch radikal und dezentral zu verhindern. Im Rahmen der Mobilisierung wurden tausende Plakate und Aufkleber verklebt, Veranstaltungen in mehreren deutschen Städten durchgeführt und Youtube-Videos erstellt. Außerdem wird am 14.9. um 19 Uhr eine Vorabenddemonstration vom Hauptbahnhof in die Innenstadt führen. Mit dieser Demonstration sollen über die Verhinderung des Neonaziaufmarsches hinaus, die alltäglichen Unterdrückungen und Ausgrenzungen innerhalb der Gesellschaft thematisiert werden. Denn Neonazis stehen nicht am Rand der Gesellschaft, sondern kommen aus deren Mitte.
Mobilisierungsvideos: