(Inforiot) Die Aktion-Analyse-Gruppe Neuruppins hat ihr Projekt — eine Rassismus-Umfrage an lokalen Schulen — erfolgreich beendet. Im folgenden ein Beitrag aus der Regionalpresse. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie werden in den nächsten Tagen detailiert bei Inforiot veröffentlicht — die Resultate sind teils erschreckend.
Eine Ausstellung hat die Neuruppiner Gruppe von Aktion Analyse ebenfalls erstellt — ab Montag ist sie für zwei Wochen im Mittendrin zu sehen.
Faule Türken, fleißige Deutsche?
“Aktion Analyse”-Studie über Rassismus an Schulen vorgestellt
NEURUPPIN (Märkische Allgemeine) Neuruppiner Schüler haben völlig falsche Vorstellungen, was das Leben ausländischer Menschen im Land Brandenburg angeht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Jugendinitiative “Aktion Analyse”, deren Ergebnisse gestern im “Café Hinterhof” vorgestellt wurden.
Durchschnittlich schätzten die 340 befragten Schüler zum Beispiel, dass der Ausländeranteil in Brandenburg bei knapp 20 Prozent liegt. Tatsächlich sind es aber lediglich 1,9 Prozent. Auch bei der Frage nach der Summe Bargeld, die Flüchtlinge monatlich vom Sozialamt bekommen, vertippten sich die Neuruppiner Schüler: Anstatt der im Schnitt geschätzten 235 Euro liegt der korrekte Wert bei gerade 40 Euro.
Besonders alarmierend fanden die Jugendlichen von “Aktion Analyse”, dass vier Fünftel aller Schüler ohne zu zögern eine Tabelle ausfüllten, in der sie Eigenschaften (“Temperament”, “Faulheit”) Menschengruppen (Juden, Schwarzen) zuschreiben sollten. “Einerseits halten sich viele Schüler für vorurteilsfrei, andererseits lassen sie sich durchaus auf rassistische Denkmuster ein”, erklärte Katharina Kaesche gestern vor 40 Zuhörern. Den Fragebogen zufolge gebe es zudem an allen Schulen, die die “Aktion Analyse” besuchte, Probleme mit rechtsradikalen Jugendlichen. “Die Palette reicht von Äußerungen im Unterricht bis hin zu Pöbeleien und Schlägereien.” An einer Schule — welche, mochte Kaesche nicht sagen — rannte ein kosovarisches Mädchen während der Umfrage weinend aus dem Klassenzimmer, weil es rüde von ihren Mitschülern beschimpft wurde. “Die Lehrerin griff nicht ein”, kritisierte Kaesche.
Die “Aktion Analyse” findet übrigens in gut einem Dutzend Städten im Land Brandenburg statt und wurde von “Aktion Noteingang” initiiert. Seit Herbst vergangenen Jahres lösen landesweit Jugendgruppen selbst gestellte Aufgaben. In Angermünde (Uckermark) wurde etwa ein Konzert gegen Rassismus mit der HipHop-Band “Brothers Keepers” organisiert; in Eisenhüttenstadt wird derzeit eine Broschüre über die Neonazi-Szene der Stadt erstellt.