21. Dezember 2016 · Quelle: Antirassistische Gruppen aus Potsdam

Rassismus tötet drei Geflüchtete in Eisenhüttenstadt!

Geflüchtete völlig im Stich gelassen, isoliert und respektlos behandelt. Eine Pressemitteilung von Refugees Emancipation e.V., fibb e.V., PAWLO-Germany, stop deportation! Potsdam, Pangea Projekt, READ

Am Sam­stag, 10. Dezem­ber 2016, kam es in der zen­tralen Erstauf­nah­meein­rich­tung in Eisen­hüt­ten­stadt zu ein­er tätlichen Auseinan­der­set­zung zwis­chen tschetschenis­chen Geflüchteten und Geflüchteten aus Tschad. Dabei wur­den drei Per­so­n­en schw­er ver­let­zt. Die Per­son aus Tschad erlag noch am Ort der Schlägerei den Ver­let­zun­gen, zwei Per­so­n­en aus Tschetsche­nien star­ben im Kranken­haus in Frankfurt/Oder. Die Sicher­heit­skräfte, die zur Deeskala­tion der Sit­u­a­tion hinzugerufen wur­den, grif­f­en nicht ein, um die tödliche Gewalt zu ver­hin­dern. Geflüchtete macht­en Videos und Fotos vom Geschehen, wur­den von Polizeikräften jedoch gezwun­gen, diese zu löschen. Alle afrikanis­chen Geflüchteten wur­den aus dem Lager Eisen­hüt­ten­stadt ent­fer­nt und nach Frankfurt/Oder und Wüns­dorf-Wald­stadt gebracht.
Dies ist ein­er von vie­len Fällen, in denen sich das ras­sis­tis­che Sys­tem in Gestalt des Han­delns von Polizei, icher­heit­skräften und Heimad­min­is­tra­tion zeigt.
“Wir haben es hier mit einem poli­tis­chen Sys­tem zu tun, das einige Geflüchtete als erwün­scht definiert — für die Wirtschaft, für die Zivilge­sellschaft etc. — und als intel­li­gent darstellt. Nur diese Per­so­n­en bekom­men ein Bleiberecht in Aus­sicht gestellt. Die uner­wün­scht­en Geflüchteten hinge­gen wer­den als nut­z­los ange­se­hen und respek­t­los behan­delt. Diese Hier­ar­chisierung von Geflüchteten find­et sich in den Hand­lun­gen der Heimad­min­is­tra­tion und der Sicher­heit­skräfte wieder. Wir wis­sen, dass den als erwün­scht gel­tenden Geflüchteten in den Heimen schon bei alltäglichen Din­gen wie z.B. dem Zugang zu Toi­let­ten­schlüs­seln mehr Rechte zuge­sprochen wer­den. Sie bekom­men auch mehr Unter­stützung in der Auseinan­der­set­zung mit der Aus­län­der­be­hörde und dem Sozialamt usw. Auch im Bere­ich der Kom­mu­nika­tion, z.B. beim Zugang zu Deutschkursen und Über­set­zun­gen, wer­den sie bevorzugt. Diese Vor­ein­genom­men­heit er Heim­leitung hat zwei Dinge zur Folge: Frus­tra­tion bei den Geflüchteten, die als min­der­w­er­tig definiert wer­den, und Über­legen­heits­ge­füh­le auf­seit­en der Geflüchteten, die eine Bevorzu­gung erfahren. Es ist sehr wahrschein­lich, dass aus ein­er der­art anges­pan­nten Atmo­sphäre physis­che Auseinan­der­set­zun­gen entste­hen. Dort wird dann die Polizei gerufen. Aber was passiert, wenn sie tat­säch­lich kommt, ist, dass sie nur die Sicher­heit­skräfte nach dem Ver­lauf der Ereignisse fragt, die wiederum entsprechend der hier­ar­chisierten Umgangsweise mit den Geflüchteten nur aus ein­er Per­spek­tive antworten. Es ist ein Teufel­skreis”, erk­lärt Chu Eben von Refugees Emancipation.
Es ist keine Über­raschung, dass die Gewalt des ras­sis­tis­chen Sys­tems sich in einem Erstauf­nah­me­lager wie Eisen­hüt­ten­stadt ent­laden hat und es ist auch nicht das erste Mal. Im Unter­schied zu den soge­nan­nten Über­gangswohn­heimen lan­det in einem Erstauf­nah­me­lager erst­mal jede*r und muss auf unbes­timmte Zeit in einem Umfeld kün­stlich verk­nappter Ressourcen und unter Entzug der Teil­habe an der Zivilge­sellschaft ver­har­ren. “Es ist eine Lebenssi­t­u­a­tion, in der Men­schen erhe­blich geschwächt wer­den kön­nen, erst recht, wenn sich die Heim­leitung als vor­ein­genom­men erweist”, sagt Chu Eben. “Die Men­schen in den Heimen wis­sen nicht, wie sie mit dem Druck des Sys­tems umge­hen sollen — deswe­gen wen­den sie ihn gegeneinan­der. Aber wir soll­ten uns nicht spal­ten lassen, son­dern das ras­sis­tis­che Sys­tem über­winden, das tötet und spaltet.”
Diese Sit­u­a­tion ist inakzept­abel in ein­er zivil­isierten Welt, die Men­schen­rechte anerken­nt. Wir rufen die Entscheidungsträger*innen in Poli­tik und Ver­wal­tung in Bran­den­burg und ganz Deutsch­land dazu auf, sofor­tige Maß­nah­men zu ergreifen, Ver­nach­läs­si­gung, Iso­la­tion und respek­t­losen Umgang mit den Leben von Geflüchteten zu been­den. Eben­so rufen wir die Zivilge­sellschaft dazu auf, mit uns im kom­menden Jahr dage­gen auf die Straße zu gehen Bewusst­sein zu schaf­fen für die sinnlose Zer­störung men­schlichen Lebens in unser­er unmit­tel­baren Umge­bung — REFUGEE LIVES MATTER
ENGLISH VERSION:
3 REFUGEE DEATHS IN EISENHÜTTENSTADT AS RESULT OF RACIST SYSTEM
Total aban­don­ment, iso­la­tion and dis­re­spect of refugees’ lives
On Sat­ur­day, Decem­ber 10th, there was a vio­lent alter­ca­tion between refugees of Tschad and Chechen­ian ori­gin in the recep­tion cen­tre of Eisen­hüt­ten­stadt. As a result of the con­flict, a Tschad refugee died on the spot and two Chechen­ian refugees died in a hos­pi­tal at Frankfurt/Oder. The secu­ri­ty guards who had been called to de-esca­late the sit­u­a­tion, did not inter­vene to pre­vent the death­ly vio­lence. Refugees took videos and pic­tures but all of it was delet­ed by the police. All African refugees were removed from the camp and tak­en to Frankfurt/Oder and Wünsdorf-Waldstadt.
This is one of the many cas­es where the racist sys­tem comes in the shape of polic­ing rou­tines, the actions of secu­ri­ty per­son­nel and poli­cies of the heim officials.
“You have a polit­i­cal sys­tem that iden­ti­fies some refugees as “good” — for the econ­o­my, for civ­il soci­ety etc. and who are con­sid­ered as intel­li­gent. Only these peo­ple get a Bleiberechtsper­spek­tive. The “bad” refugees are con­sid­ered as being use­less and are treat­ed with less respect. This hier­ar­chi­sa­tion of refugees shines through the actions of the heim admin­is­tra­tion and the secu­ri­ties. We know that inside of the heims “good” refugees are giv­en more rights in dai­ly rou­tines like get­ting keys to the toi­lets, being assist­ed in the Aus­län­der­be­hörde, Sozialamt etc. and access to com­mu­ni­ca­tion like Ger­man class­es and trans­la­tion. These biased actions of the heim admin­is­tra­tion cre­ates two things: frus­tra­tion on the side of the refugees who are treat­ed as infe­ri­or, and supe­ri­or­i­ty feel­ings on the side of the refugees who receive pref­er­en­tial treat­ment. This tense atmos­phere is very like­ly to result in phys­i­cal con­flicts where the police is being called. When the police comes, what hap­pens is that they ask the secu­ri­ty per­son­nel about the events and they answer accord­ing to the sys­tem of hier­ar­chi­sa­tion. It is a vicious cir­cle“, Chu Eben of Refugees Eman­ci­pa­tion explains.
It is not a sur­prise that the vio­lence of the racist sys­tem erupt­ed in the atmos­phere of a recep­tion cen­tre like Eisen­hüt­ten­stadt and it is not the first time either. In con­trast to the so-called tran­si­tion­al cen­tres, in a
recep­tion cen­tre, every­one has to stay in a sit­u­a­tion of arti­fi­cial short­age of resources and depri­va­tion of access to civ­il soci­ety. “It is a sit­u­a­tion in which, togeth­er with the biased treat­ment of the Heim­leitung and the secu­ri­ty per­son­nel, peo­ple can become weak”, Chu Eben says. “Peo­ple do not know how to deal with the pres­sure of the sys­tem, so they turn it against each oth­er. But we must not be divid­ed but over­come a racist sys­tem that kills and devides.”
This sit­u­a­tion is unac­cept­able in a civilised world which respects fun­da­men­tal human rights. We call upon the polit­i­cal and admin­is­tra­tive author­i­ties in Bran­den­burg and Ger­many as a whole to take imme­di­ate mea­sures to end the aban­don­ment, iso­la­tion and dis­re­spect of refugees’ lives. We also call upon the civ­il soci­ety as a whole to join us in the com­ing year to take to the streets to denounce and make the pub­lic to be more con­scious of these kinds of sense­less destruc­tion of human lives in our back­yard— REFUGEE LIVES MATTER

One Reply to “Rassismus tötet drei Geflüchtete in Eisenhüttenstadt!”

  1. Quiscal sagt:

    Liebe Mitle­senden, liebes Infori­ot-Team, ist die Aus­gangslage der Mit­teilung ver­i­fizier­bar? Diese Mel­dung find­et sich auss­chließlich hier in dieser Form. Son­st lassen sich auss­chließlich Infor­ma­tio­nen über vier Schw­erver­let­zte nach em Ereig­nis in EHS find­en. Fake?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Beiträge aus der Region

Die heuti­gen Veröf­fentlichun­gen von Frag­Den­Staat, rbb und dem ARD-Poli­tik­magazin Kon­traste führen vor Augen, zu welchen frag­würdi­gen Mit­teln das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­um greift, um den Bau eines  Abschiebezen­trums am BER durchzusetzen.
Save the Date: Das JWD Camp ist wieder da. Wie immer gibt es: Work­shops, Ver­net­zung, Kino, Konz­erte und vieles mehr.
Das Bünd­nis “Abschiebezen­trum BER ver­hin­dern” startet heute (04.07.2022) eine
Online-Aktionswoche gegen “Hard­er und Part­ner” – der Abschiebein­vestor soll das
geplante Abschiebezen­trum am Flughafen BER bauen.

Opferperspektive

Logo de rOpferperspektive Brandenburg

NSUwatch Brandenburg

Polizeikontrollstelle

Logo der Polizeikontollstelle - Initiative zur Stärkung der Grund- und Bürgerrechte gegenüber der Polizei

Netzwerk Selbsthilfe

Termine für Potsdam

Termine für Berlin

Suche

  • Kategorien


  • Regionen


Inforiot