Kinder mit “feinen
Antennen” vermuten ausländerfeindlichen Akt
Busfahrer und Asylbewerber: Das haben die Schüler missverstanden
Prenzlau/Gollmitz. Ein Leserbrief der Familie Großerüschkamp aus Gollmitz sorgte in dieser Woche für Aufregung bei den Prenzlauer Busfahrern. In dem Brief hatten die beiden 13- und 14-jährigen Mädchen
der Familie eine Situation an der Bushaltestelle in der Straße des Friedens geschildert, die auf den ersten Blick auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund lassen könnte.
Ein Busfahrer hatte die Tür für einen afrikanischen Asylbewerber nicht mehr geöffnet mit der Begründung, der Bus sei zu voll. Einige Schüler hatten schon für den behinderten Mann Platz gemacht und den Busfahrer
darauf hingewiesen, dass der Mann noch mitfahren wolle. Doch der Bus sei einfach weitergefahren, obwohl der Mann an die Tür klopfte.
Zu Hause erregten sich die Kinder immer noch über den Vorfall, so dass die Mutter zum einen die Verkehrsbetriebe informierte und zum anderen die Kinder bestärkte, Zivilcourage zu beweisen und die Sache öffentlich zu
machen.
Hartwig Winands, Geschäftsführer der Uckermärkischen Verkehrsbetriebe, nahm dies sofort zum Anlass, mit den Busfahrern Aussprachen zu führen. “Der Bus nach Gollmitz war voll, und hinter diesem stand bereits ein
Stadtbus, der eine Minute später zur Grabowschule hochfuhr. Dieser Bus hat dann den behinderten Asylbewerber mitgenommen”, ergaben Winands Recherchen.
Sozialarbeiter Eberhard Munzel vom Asylbewerberheim versicherte gegenüber Uckermark Kurier, dass sich der Mann aus Eritrea nicht beschwert habe, er habe den Verweis auf den nächsten Bus als völlig normal empfunden. Zumal es wegen ähnlich gelagerter Vorfälle vor längerer Zeit bereits einmal eine klärende Aussprache bei den Verkehrsbetrieben gegeben habe und der Afrikaner seither immer
zuvorkommend behandelt worden sei. Sie hätten dem Busfahrer nicht grundlos Schwierigkeiten bereiten wollen, meinte die Mutter der Gollmitzer Kinder, Britta Großerüschkamp. Schließlich komme dieser auch bei ihren Kindern ansonsten ganz cool und lustig rüber. Es sei im Umgang mit Kindern allerdings angebracht, sich genau zu überlegen, was
man wie sage, damit nicht ein falsches Bild entstehe.