(ProzessbeobachterInnen, 7.5.) Derzeit findet im Neuruppiner Landgericht ein Prozess zum Brandanschlag auf einen Pritzwalker Asia-Imbiss, sowie einen Döner-Imbiss statt.
André K., Thomas W., Christiane B. und Ronny L. sind angeklagt wegen gemeinschaftlicher Begehung von versuchtem Mord und Brandstiftung in zwei Fällen, sowie die versuchte schwere Brandstiftung wird ihnen vorgeworfen.
In der Nacht vom 06.11.2003 zum 07.11.2003 wurde in einer Wohnung in Pritzwalk gefeiert, auch die vier Angeklagten waren an diesem Abend bei der Party zur Gast. Und tranken mit von dem vorrätigen Bier, Korn und Sauren-Apfel. Immer wieder fuhr man zur Tanke, um etwas Nachschub zu holen und dann fuhren Sie noch einmal los. Ließen sich vom Wohnungsinhaber eine 5 Liter Flasche für Benzin hinunter werfen und begaben sich mit dem Auto zur Tankstelle. Dort ließen sie den Kanister vollaufen, bezahlten und fuhren zum Asia- Imbiss. Das Benzin wurde als Brennbeschleuniger an den Imbiss geschüttet und dann angezündet. Etwas Benzin war wohl noch übrig und man beschloss zum Döner-Imbiss im Ort zufahren. Ohne Licht, mit laufendem Motor und offenen Wagentüren wurde auch hier Benzin vergossen und angezündet.
Wieder in der Wohnung haben die Täter den Kanister vernichten lassen und ihre taten gefeiert. Immer wieder wurden die Parolen „Sieg Heil“ und „Heil Hitler“ gerufen .
Allerdings nicht alle wollen das gewesen sein und auch die rechtsradikale Musik, die zwischen zeitlich gespielt wurde fand nicht bei jedem Anklang. Einige der Zeugen am heutigen zweiten Prozesstag betonten, es wäre dumm gewesen die Parolen mit zu rufen. Andere sagten sogar aus, sie hätten Angst vor der rechtsradikalen Szene in Pritzwalk und Umgebung, darum haben sie lieber mit und am Anfang auch keine vollständigen Aussagen (bei der Polizei) gemacht.
Der Schaden des Imbissbesitzers kam heute noch nicht zur Sprache und auch die Ausmaße, der Bedrohung der rechten Szene in Pritzwalk wurden noch nicht geklärt.
Drei Verhandlungstage sind noch angesetzt, der nächste Prozesstag findet am 12.Mai 2004 um 9.00 Uhr im Neuruppiner Landgericht statt.
“Hätte nie gedacht, dass sie so was tun könnte”
Erste Zeugen im Prozess um den Asia-Imbiss wurden am Freitag gehört
(MAZ, 8.5., Beate Kopf) NEURUPPIN/PRITZWALK Mehrere Zeugen wurden gestern im Prozess um die schwere
Brandstiftung am Asia-Imbiss in Pritzwalk gehört. Sie hatten mit den vier
Angeklagten am Tatabend in der Wohnung eines der Zeugen gefeiert. Der Brand,
bei dem 25 000 Euro Schaden entstanden waren, wird einer 17-jährigen
Pritzwalkerin, einem 26-Jährigen aus Schönhausen, einem 25-jährigen Glöwener
und einem 20-jährigen Sadenbecker angelastet.
Der Wohnungsinhaber und die beiden Kumpels erinnerten sich zuerst nur
lückenhaft an Einzelheiten. Erst als ihnen Richterin Ria Becher,
Staatsanwalt Kai Clement oder einer der Verteidiger die
Vernehmungsprotokolle vorhielten, gab es Details. Gegen zwei der Zeugen wird
separat ermittelt — wegen Strafvereitelung.
Etwa zehn Personen, die größtenteils der rechten Szene angehörten, hatten
sich am Abend des 6. November 2003 in der Ein-Raum-Wohnung getroffen. Sie
hatten laut Zeugenaussagen rechtsradikale Musik gehört, Böhse Onkelz zum
Beispiel, und viel Alkohol getrunken.
Dennoch erinnerte sich ein 25-Jähriger, dass die vier Angeklagten gegen
Mitternacht mit einem Fünf-Liter-Kanister für Saft zur Tankstelle gefahren
seien. Wozu, wusste er damals nicht. “Nach einer Dreiviertelstunde kamen sie
wieder, waren laut, haben mit Bier angestoßen und erzählt, dass da was
brennt”, berichtete er. Alle hätten dann “Sieg Heil” gerufen.
“Ich habe auch noch etwas von Scheiß Kanaken gehört”, meinte der
25-Jährige. Wer genau die Parolen gerufen habe, wisse er nicht: “Ich habe
Angst”, gab er zu. Bedroht habe ihn aber keiner der Angeklagten.
Der 20-jährige Gastgeber bestätigte die Aussagen. Er habe dann geholfen, die
nach Benzin riechende Saftflasche zu beseitigen, indem er sie zerschnitt.
Ein Dritter habe sie weggeworfen. Dieser wurde auch als Zeuge gehört. Als
die vier Angeklagten von ihrem “Ausflug” wiedergekommen waren und berichtet
hätten, dass sie den Asia- und den Döner-Imbiss angesteckt hätten, “da war
das für mich ein Schock”, so der junge Mann. Besonders von der 17-Jährigen
“hätte er nie gedacht, dass sie so etwas tun könnte. Sie war immer so nett.”
Gehört wurde am Freitag auch der Tankwart, der in der Nacht zum 7. November
an der Tankstelle Dienst hatte. Er hatte sich die Autonummer notiert, wohl
auch deshalb, weil die Gruppe Benzin in einen Saftkanister füllte. Auch den
Kassenzettel hatte der Mann dabei: 0,97 Liter hatten die jungen Leute
demnach gezapft.
Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt.