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Antifaschismus

Rathenow: Extrem rechtes Bürgerbündnis suchte Anschluss an Gelbwesten-Bewegung

Die plan­mäßig let­zte Ver­samm­lung der extrem recht­en Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ im Jahr 2018 fand am Mon­tagabend auf dem Rathenow­er August Bebel Platz unter dem Zeichen der so genan­nten Gelb­west­en-Bewe­gung statt. Die zur Spitzen­zeit 15, an der angemelde­ten Kundge­bung teil­nehmenden Vere­ins­mit­glieder sowie Sym­pa­thisierende aus Rathenow, Prem­nitz, Bran­den­burg an der Hav­el und Berlin woll­ten damit offen­bar ihre Ver­bun­den­heit mit Protestieren­den in Frankre­ich demon­stri­eren. Dort führte die Entschei­dung der franzö­sis­chen Regierung die Sprit­preise vorge­blich zu Gun­sten der Umwelt zu erhöhen zu teil­weise hefti­gen, aber – auf das Land bezo­gen – dur­chaus typ­is­chen Protesten aller poli­tis­chen Lager.
In der Bun­desre­pub­lik erfahren die Aktio­nen der „Gelb­west­en“ allerd­ings bish­er fast auss­chließlich bei extrem recht­en Grup­pen aus dem PEGI­DA-Spek­trum einen Wider­hall. Erst am ver­gan­genen Sam­stag zeigten sich beispiel­sweise in Berlin mehrere Teil­nehmende eines Marsches der flüchtlings­feindlichen Ini­tia­tive „Zukun­ft Heimat“ in gel­ben Warn­west­en. Andere PEGI­DA-ähn­liche Grup­pen, wie zB eine Ini­tia­tive aus Mönchenglad­bach, ver­sucht­en in klein­er Anzahl durch das kon­tinuier­liche Über­queren von Zebras­treifen – erfol­g­los und begleit­et von großem Spott in den sozialen Medi­en – den Verkehr lahm zu legen.
In Rathenow blieb es am Mon­tagabend, ähn­lich wie in Berlin, lediglich bei einem sym­bol­is­chen Zeigen von gel­ben Warn­west­en mit der Auf­schrift: „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“. Den­noch ließ der Vor­sitzende des offiziell „gewalt­freien“ Vere­ines, Chris­t­ian Kaiser, durch­blick­en, dass er dur­chaus Sym­pa­thie mit diesen – aus sein­er Sicht – „antikap­i­tal­is­tis­chen“ Protesten habe, auch wenn dabei eben auch Autos angezün­det wer­den. Denn Schuld seien ja ange­blich die Poli­tik­er, welche das Volk zur „Weißg­lut“ brächt­en. Ähn­liche Protest­for­men von autonomen Grup­pen, beispiel­sweise anlässlich des G20-Gipfels im ver­gan­genen Jahr in Ham­burg, wur­den vom „Bürg­er­bünd­nis“ hinge­gen damals verurteilt und sich mit der Polizei sol­i­darisiert. Die Real­ität wird eben so hinge­bo­gen wie sie für die Pro­pa­gan­da erforder­lich ist.
Der gle­iche Wider­sinn trifft für die Attribute „unab­hängig“ und „partei­los“ zu, welche noch immer groß auf dem Grup­pen­ban­ner prangen. Denn der Vor­sitzende des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ ist seit jüng­stem auch Lan­desvor­sitzen­der der extrem recht­en Partei „ Die REPUBLIKANER“ (REP). Dazu wurde ihm gestern auch offiziell von einem sein­er Getreuen auf der Kundge­bung gratuliert.
Allerd­ings bleibt unklar, ob tat­säch­lich alle Vasallen des Kaisers Engage­ment für die REPs gut heißen. Ein erhe­blich­er Teil des „Bürg­er­bünd­niss­es“ ist näm­lich regelmäßiger Gast bei den AfD Stammtis­chen in Rathenow. Kon­flik­te im eige­nen Milieu sind somit vor­pro­gram­miert, ins­beson­dere wenn der Kaiser – wie gestern wieder – über die blaue Partei lästert.
Anson­sten blieb die gestrige Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ im üblichen Niveau. Die üblichen Gestal­ten ver­sucht­en auf die für sie typ­is­chen Art und Weise, ihr immer gle­ich­es Anliegen und ihren schwieri­gen Kampf mit sich selb­st den gen­ervten Pas­san­ten und Anwohnen­den näher zu brin­gen. Zu den vier Reden­den am Mon­tagabend gehörten, neben dem bere­its erwäh­n­ten Kaiser aus Rathenow-West mit seinem gewohnt ambiva­len­tem Ver­hält­nis zur deutschen Sprache, auch wieder die ver­bit­tert, von Hass zer­fressen wirk­ende Frau aus Berlin, der Chem­trail-Spezial­ist aus der Wald­sied­lung sowie der trock­ene (?) Alko­ho­lik­er mit seinem wirren Träumen.
Die Ver­anstal­tungsrei­he soll im Jan­u­ar 2019 fort­ge­set­zt werden.
Fotos hier: https://flic.kr/s/aHsmuFNnqg

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