In der vergangenen Woche veröffentlichten die „Patrioten Cottbus“ auf ihrem Socialmedia-Profil ein einminütiges Video, in dem Akteure der Gruppe „heldenhaft“ eine Parole auf eine Mauer sprühten. Das Filmdokument (https://www.facebook.com/1801007430170823/videos/1876720775932821/)zeigt die Aktion aus der Täterperspektive und hat mittlerweile ungefähr 22.000 Aufrufe. Allerdings dürfte dies weniger an der äußerst unspektakulären Aktion ansich liegen, sondern eher an der unfreiwilligen Slapstick der unbekannten Akteure. Entsprechend humorvoll gestalteten sich die meisten Reaktionen in der Kommentarspalte. Wohl auch, weil die Veröffentlichung des Videos im Socialmedia mit äußerst unpatriotischer Rechtschreibung („Patrioten Deutschland hat wie ein Zeichen gesetzt!!!“) unterlegt war.
Rathenow statt Cottbus-Sandow
Doch nicht nur der eher peinliche Filmdreh und das ambivalente Verhältnis zur deutschen Sprache gerieten zum Mega-Fail der selbsternannten „Patrioten Cottbus“, sondern auch der vermeintliche Aktionsort. Denn die Mauer, die besprüht wurde, befindet sich gar nicht, wie angegeben, in Cottbus-Sandow, sondern vielmehr in der havelländischen Kreisstadt Rathenow. Die Einfriedung gehört zum Rathaus in der Berliner Straße. Und auch der auf der Mauer gesprühte Slogan: „Merkel muss weg und Seger – Scheiss Asyl“ (Rechtschreibung im Original) hat eher eine Schnittstelle zur Lokalpolitik in Rathenow, als in Cottbus. Mit „Seger“ dürfte nämlich der Rathenower Bürgermeister Ronald Seeger (CDU) gemeint sein, der im benachbarten Rathaus sein Amt ausübt.
Verbindungen zu ähnlichen Sprühaktionen
Es ist übrigens nicht das erste mal, dass Parolen mit dem Slogan „Merkel muss Weg“ im Raum Rathenow angebracht wurden. Unbekannte hatten diese Parole dort bisher an mindestens 21 Stellen, vor allem auf Ausfallstraßen aus der Stadt, angebracht. Auch bei diesen Slogans war die „alternative“ Rechtschreibvariante markant. Gefasst wurden der oder die Täter bisher jedoch noch nicht. Erste Reinigungsmaßnahmen der Straßenmeisterei sollen, nach Angaben der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 29. Juli 2016, jedoch bereits ca. 4.000,00 Euro verschlungen haben.
Rathenower Fußballfan als Hauptakteur
Als Hauptakteur der „Patrioten Cottbus“ gilt der Selbstständige Lutz M. aus Rathenow. Er bekennt sich durch das Tragen von entsprechenden Kleidungsaufdrucken zu dieser Gruppe bzw ist auf mehreren Fotos, die auf deren Socialmedia-Profil verbreitet werden, in eindeutigen Posen zu sehen. Ferner veranstaltete M. am 15. Oktober 2016 mit 34 weiteren Gesinnungsgenossen eine Versammlung der „Patrioten Cottbus“ in Cottbus. Eine weitere Veranstaltung sei in Planung.
M. wurde in Rathenow vor allem durch das hier seit Oktober 2015 auftretende rechte „Bürgerbündnis Havelland“ politisch geprägt. Bis zum Frühjahr 2016 nahm er an nahezu jeder Versammlung dieser inzwischen zu einem Verein gewachsenen Gruppierung teil. Mehrfach trug M. dabei das Frontbanner des „Bürgerbündnisses Havelland“, immer erkennbar an der Mütze mit dem Aufdruck einer bekannten Cottbusser Fußballmannschaft. Dies scheint übrigens auch seine persönliche Hauptverbindung zur Stadt Cottbus zu sein. Eine weitere existierte zeitweise über eine jetzt in Berlin aktive Cottbusserin im BÄRGIDA Umfeld.
Auch wenn er in Rathenow, u.a. aufgrund seiner peinlichen Live-Berichterstattungen aus der Küche, überhaupt nicht ernst genommen wird und selbst im eigenen Milieu viel Häme einstecken muss, ist bei M.seit geraumer Zeit eine stetige Radikalisierung festzustellen. Gerne tritt er im Stadtgebiet vermummt auf, pöbelt und droht oder posiert auf einem Socialmedia-Bildnis mit einer Schusswaffe.Auf letzt genanntem Foto ist M. übrigens mit einem Pullover gekleidet, dessen markanter Aufdruck auch in der Anfangssequenz des eingangs erwähnten Videos zu erkennen ist.