Nach einer antifaschistischen Demonstration im havelländischen Rathenow versuchten ungefähr 20 Neonazis der heute verbotenen Kameradschaft “Sturm 27” in den Abendstunden des 10. Mai 2003 ein örtliches alternatives Jugendzentrum zu stürmen.
Der braune Mob kam durch die Seitenstraßen und begann auf einem Parkplatz vor dem Objekt mit Steinen gegen Fahrzeuge und Personen zu werfen. Schließlich kam es zu einer handfesten Auseinandersetzung mit Gästen des AJZ, die mit dem Abzug der Nazis endete.
Ungefähr drei Jahre später muss sich nun der jetzige Vorsitzende des Rathenower NPD Stadtverbandes, Marcell Horlebeck, in dieser Sache wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Zu dem wird wohl gleichzeitig wegen Trunkenheit am Steuer gegen den einschlägig vorbestraften Rechtsextremisten verhandelt, der zum Tatzeitpunkt bereits wegen eines anderen Überfalls auf Linke im Jahr 2001 zu einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe verurteilt war.
Unbeeindruckt davon gehen die Aktivitäten des NPD Stadtverbandes Rathenow unter Horlebeck jedoch weiter. In einer als Proberaum genutzten Lagerhalle am Rathenower Stadtrand hat sich die örtliche Parteistruktur einen Anlaufpunkt geschaffen in dem vor allem mittels Musik die “nationale” Jugend agitiert werden soll. Mindestens drei größere Veranstaltungen, die letzte erst am vergangenen Samstag, hat es so hier schon gegeben, bei denen vermutlich auch Nazibands aufgetreten sind.
Des weiteren fand in der vergangenen Woche die nun mehr zweite Kranzniederlegung des NPD Stadtverbandes zum 62. Jahrestag des alliierten Luftangriffes auf die Aradoflugwerke in Rathenow — Heidefeld statt. Am 18. April 1944 zerstörten mehrere Bomber der 8. US Air Force die Kriegswaffenfabrik, in der u.a. der berüchtigte Kampfbomber Heinkel HE 111 lizenzproduziert wurde. 60 Rathenower Bürger kamen dabei ums Leben.
Der Prozess gegen Marcell Horlebeck findet am Donnerstag, dem 27. April 2006, um 9.00 Uhr im Amtsgericht Rathenow statt.
Die passenden Bilder zu dem Bericht findet ihr bei Indymedia